Jeder Garten wird durch Obstbäume bereichert. Nicht nur wegen der Früchte, die die Bäume tragen, auch die üppige Blütenpracht ist ein Blickfang im Frühjahr und Anziehungspunkt für unzählige nützliche Insekten.
Vielfalt an Früchten
Obst ist einer der wesentlichsten Bestandteile unserer Ernährung. Was die meisten Früchte auszeichnet, ist ihr saftiger, süßer Geschmack. Die meisten Obstsorten enthalten viele Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe und sind zudem fett- und kalorienarm. Obst lässt sich wie folgt unterteilen: Kernobst, Steinobst, Beerenobst, Wildobst, Schalenobst, Südfrüchte, heimisches Obst, exotische Früchte. Allen Obstsorten gemeinsam ist ihr besonderer Pflegeanspruch. Wobei das jährliche Schneiden die wichtigste Maßnahme ist, um Ertrag und Qualität positiv zu beeinflussen.
Grundsätzlich unterscheidet man hier zwischen dem Pflege und dem Erziehungsschnitt. Während der Pflegeschnitt dazu dient, den Obstbaum optimal auf den Ertrag vorzubereiten, erhält der Erziehungsschnitt die Grundform des Baumes. Beim Pflegeschnitt werden neben altem Holz auch zu steil nach oben wachsende Triebe herausgeschnitten. Das Ziel des Erziehungsschnitts ist eine schöne runde Krone oder die Erziehung zum Spalier. Bereits ab dem ersten Jahr nach der Pflanzung sollte der Obstbaum beschnitten werden. Wichtig ist vor allem, dass die Konkurrenztriebe des Mitteltriebs immer tiefgründig weggeschnitten werden, denn nur so kann sich ein starker Leitstamm und somit ein kräftiger Obstbaum entwickeln.
Unser Bio-Tipp: Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung von Obstbäumen für die Natur, beispielsweise für Bienenvölker, und den Naturschutz, dessen fester Bestandteil die wichtigen Streuobstwiesen sind. Aber auch als Nist- und Nährgehölze für die Vogelwelt sind sie unersetzlich.
Die verschiedenen Obstsorten sind in unterschiedlichen Größen (Spindelbusch bis Hochstamm, Zwerg- oder Säulenobst) erhältlich und können damit der Größe des Gartens angepasst werden. Botanisch gehören die meisten Baumobstarten zu den Rosengewächsen, wie das Kernobst (Apfel und Birne), aber auch Steinobst (Pflaume, Pfirsich). Wie alle Pflanzen haben auch Obstgehölze unterschiedliche Anforderungen an Boden, Feuchtigkeit und Klima. Nur dem Standort angepasste Obstgehölze entwickeln sich optimal, sind ertragreich und widerstandsfähig gegen Krankheiten.
Anforderungen unterschiedlicher Obstarten
- Apfelbäume bevorzugen humose, feuchte, gute Böden und etwa 800 mm Niederschlag im Jahr sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit. Warme, trockene Lagen sind weniger gut; hier kommt es schnell zu Mehltau- und Blattlausbefall. Die Wärmeansprüche sind gering, die Frosthärte ist sehr gut, und die Bäume sind meist wenig anfällig für Spätfröste. Wie die meisten Obstarten sind sie selbstunfruchtbar (brauchen also einen Befruchterbaum).
- Birnen gedeihen noch gut auf trockenen Böden, wobei Nässe vermieden werden muss; allerdings sind ihre Wärmeansprüche (vor allem bei späten Sorten) recht hoch. Die Frosthärte ist sehr gut, sie sind aber etwas anfälliger für Spätfröste als Äpfel. Auch Birnen sind selbstunfruchtbar.
- Kirschen vertragen Trockenheit sehr gut, jedoch keine stauende Nässe. Ihre Wärmeansprüche sind gering, doch Frost unter –20 °C führt zu Schäden im Holz. Ideal sind niederschlagsarme, luftige, sonnige Südhänge; hier kommt es weniger häufig zum Aufplatzen der Früchte und zu Pilzkrankheiten. Für Spätfröste sind Kirschen mäßig bis mittelmäßig anfällig. Die meisten Kirschsorten sind ebenfalls selbstunfruchtbar.
- Zwetschgen und Pflaumen bevorzugen feuchte, nährstoffreiche Böden; sie vertragen stauende Nässe gut. Bei spät reifenden Sorten sind die Wärmeansprüche hoch, sonst gering. Die Bäume sind frosthart, meist wenig blütenfrostanfällig, wobei es starke Sortenunterschiede gibt. Je nach Sorte können sie selbstfruchtbar sein.
- Pfirsiche und Nektarinen brauchen ausreichend feuchte, nährstoffreiche, offene Böden. Sie sind wenig kalkverträglich, mäßig frosthart, zudem spätfrostanfällig, aber meist selbstfruchtbar.
Wie hier bereits vermerkt, ist Kernobst selbstunfruchtbar, ebenso wie die meisten Süßkirschensorten. Befinden sich im Umkreis von 500 m nur wenige Sorten dieser Obstarten, sollten zur Gewährleistung einer ausreichenden Befruchtung mehrere Sorten bzw. ein passender weiterer Baum als Befruchter gepflanzt werden. Besonders geeignet sind die Zierformen mit ihrem üppigen Blütenflor.
Düngung von Obstbäumen
Obstbäume brauchen nur eine geringe Menge an Düngung. Das Verteilen von etwas verrottetem Kompost oder gut verrottetem Mist um den Baumstamm (um den Stamm herum muss mindestens eine Fläche von 1 m² frei von Grasbewuchs bleiben) alle zwei Jahre ist ausreichend. Zur Kaliversorgung kann zudem reine Holzasche gestreut werden. Zu viel Dünger bewirkt ein zu starkes Triebwachstum, was zu Lasten der Früchte geht. Zudem steigt die Anfälligkeit für Pilzerkrankungen und Schädlingsbefall, da die Blätter zu weich werden. Durch zu viel Stickstoff kann zudem das Holz nicht richtig ausreifen, wodurch es zu Frostschäden kommen kann.
Obstbaumschnitt
Der erforderliche Pflanzschnitt von Obstgehölzen sollte direkt nach der Pflanzung erfolgen. Um langlebige und ertragreiche Obstbäume ohne allzu große Ertragsschwankungen zu bekommen, muss allerdings auch nach der Pflanzung weiterhin fachkundig geschnitten werden. Dieser Schnitt ist vor allem erforderlich, um ein stabiles „Tragegerüst“ für Baum und Früchte zu bekommen.
Der Schnitt dient auch der Gesunderhaltung des Baumes und der Früchte. Dabei werden nicht nur schwache, kranke und abgestorbene Triebe herausgeschnitten, sondern auch die, die sich im Weg sind (alle nach innen wachsenden Triebe und die, die sich überkreuzen), um die Durchlüftung zu verbessern. So trocknen Blätter und Früchte schneller ab und die Gefahr von Pilzerkrankungen wird vermindert. Den Obstbaumschnitt kann man anhand von Fachliteratur und Videos lernen, besser aber praktisch in einem Schnittkurs, der häufig von Gartenbauvereinen und anderen Institutionen angeboten wird.
Die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge
Leider ist Obst bei diversen Schädlingen beliebt und es gibt auch einige ernst zu nehmende Pilzkrankheiten. Gegen einige kann man (vorbeugend) etwas machen, andere muss und sollte man tolerieren. Zur Vorbeugung gegen Schädlinge ist es wichtig, im eigenen Garten Nützlinge zu fördern (siehe Infokarten toom: Förderung von Nützlingen).
Äpfel
Die bedeutendste Pilzkrankheit bei Äpfeln ist Schorf. Der Befall zeigt sich an den Blättern mit mattolivgrünen, später braunen oder schwarzen Flecken. Die meisten bekannten Sorten sind stark schorfanfällig. Es gibt aber neuere, schorfresistente Sorten wie „Topaz“. Leider hat sich der Pilz aber weiterentwickelt und auch resistente Sorten können befallen werden. Allerdings sind Schorfflecken nur ein optischer Makel, die Früchte können verzehrt werden. Auf die Anzahl der Früchte oder das Baumwachstum hat der Schorfpilz, der meist nach längeren Regenfällen auftritt, kaum Einfluss.
Werden Triebe vom Apfelmehltau befallen, sollten sie abgeschnitten werden, da dieser Pilz sich nicht nur auf dem Apfel weiter vermehrt, sondern auch auf Stachelbeeren, Rosen, Rittersporn und andere Pflanzen übergehen kann (und umgekehrt). Mehltau führt zu vermindertem Austrieb, reduzierter Laub- und Blütenentwicklung und zu deutlich kleineren Früchten.
Das, was einem den Apfelgenuss wirklich oft verleidet, sind wurmige Äpfel, hervorgerufen durch einen unscheinbaren, kleinen Nachtfalter, den Apfelwickler (Obstmade). Er legt seine Eier an den Früchten ab; die daraus schlüpfenden Raupen fressen sich in den Apfel hinein und machen ihn so nur noch bedingt verwertbar. Da der Anteil an Früchten mit Madenbefall nur einige wenige Prozent vom Gesamtertrag betrifft, sollte man dies tolerieren, zumal Bekämpfungsmaßnahmen schwierig sind. Es gibt die Möglichkeit, das biologische Viruspräparat „Granupom“ einzusetzen. Das ist aber nur dann wirkungsvoll , wenn es mehrmals (der Apfelwickler durchläuft zwei Generationen) gezielt ausgebracht wird und zwar genau zu der Zeit, wenn aus den abgelegten Eiern die Raupen schlüpfen und sie sich noch nicht in den Apfel hineingebohrt haben. Diese Zeitspanne beträgt nur etwa 2–3 Tage, doch schlüpfen nicht alle Larven gleichzeitig. Mit sogenannten Pheromonfallen kann der Falterflug und damit der Bekämpfungszeitpunkt bestimmt werden. Diese Fallen bestehen aus einem Fallenkörper, 1–2 Leimböden sowie 1–2 Pheromonkapseln. Das Prinzip dieser Falle ist, dass die männlichen Falter durch die Duftstoffe (Pheromone) angelockt werden. Sie fliegen zu der Duftquelle und bleiben auf dem Leimboden kleben. Dadurch kommt es nicht zu einer Begattung der Weibchen, und somit entstehen auch keine Nachkommen (Larven, Maden), die sich in die Äpfel hineinbohren könnten. Da nicht alle Falter kleben bleiben, sollte man die Pheromonfalle eher zu Prognosezwecken aufhängen. So kann man feststellen, wann der Flug bzw. die Eiablage beginnt, einige Tage danach ist dann mit den ersten Larven zu rechnen. Bei Bedarf können dann gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen mit Granupom erfolgen.
Birne
Die auffälligste Krankheit bei Birnen ist der Birnengitterrost mit orangefarbenen bis roten Pusteln auf den Blättern. Die Infektion geht im Frühjahr von befallenen Wacholderpflanzen aus (die im Umkreis von etwa 500 m stehen). Diese weisen dann an den Trieben eine gelborangefarbene, gallertartige Sporenmasse auf. Von hier gelangen die Sporen innerhalb von 2–3 Wochen auf die Birnen, häufig zu deren Vollblütezeit. Die Krankheit greift sehr schnell um sich und kann innerhalb kurzer Zeit fast alle Blätter des Birnbaums infizieren. Sie können verfrüht abfallen und dann den Baum schwächen. Mit einem schwachen Befall kommen starke Bäume zurecht. Bei starkem Befall über mehrere Jahre kann der Birnbaum aber sogar absterben.
Bei befallenem Wacholder im eigenen Garten sollte man diesen entfernen oder zumindest die befallenen Teile abschneiden und entsorgen. Allerdings ist der Radius, aus dem Sporen zufliegen können, mit 500 m recht groß. Vorbeugend kann ab Blattaustrieb alle 10–14 Tage mit Schachtelhalmbrühe gespritzt werden; die hierin enthaltene Kieselsäure wirkt vorbeugend gegen Pilzkrankheiten.
Herstellung: Dazu wird 1 kg frischer Schachtelhalm zerkleinert und in 10 l Wasser für einen Tag eingeweicht, dann 30 Minuten leicht gekocht und später 5-fach verdünnt gespritzt.
Auch Pflanzenstärkungsmittel wie Neudo-Vital fördern die Gesunderhaltung der Blätter. Dieses biologische Mittel wird zusätzlich ab Mitte April 4-mal gespritzt.
Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen
Ähnlich wie bei Äpfeln kann es Probleme mit wurmigen Früchten geben. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen dämmerungsaktiven Falter, den Pflaumenwickler. Auch er legt seine Eier an den Früchten ab. Vorbeugende Maßnahmen und Behandlungsmaßnahmen sind wie beim Apfelwickler beschrieben durchzuführen.
Pflaumen können auch diverse andere Krankheiten bekommen, wobei die (meldepflichtige!) Scharkakrankheit eine besonders gefährliche Viruserkrankung ist. Wie viele andere Viruserkrankungen wird sie durch Blattläuse verbreitet. Sie befällt Blätter und bildet hellolivgrüne ringförmige Flecken. Auch die Früchte werden beeinträchtigt. Sie werden rissig, verkrüppeln und fallen vorzeitig ab.
Eine auffällige Pilzerkrankung ist die Narrentaschenkrankheit, die einen weißen Pilzbelag auf den Früchten hervorruft. Zudem weisen die Früchte eine gekrümmte, lange Form auf, die Schale ist blassgrün und es gibt keinen Kern. Früchte, die offensichtlich befallen sind, sollten entfernt und im Hausmüll entsorgt werden.
Auch der Pilz, der die Schrotschusskrankheit hervorruft, tritt häufiger auf. Auf den Blättern zeigen sich helle bis rötliche Punkte, die später zu Löchern mit roter Umrandung werden, wodurch es aussieht, als wäre der Pflaumenbaum mit Schrot beschossen worden. Schließlich verformen sich die Blätter, die Früchte fallen ab und die Triebe gehen ein. Zur Rettung des Baumes hilft nur ein starker Rückschnitt.