Acrylglas ist eine sehr robuste Kunststoffart, die es in transparenter und farbiger Ausführung gibt. Da das Material preiswert, extrem bruchsicher und frostbeständig ist, wird es gern dort eingesetzt, wo Glas an seine Grenzen kommt. Ob als witterungsbeständige Terrassenüberdachung oder als pflegeleichte Duschabtrennung: Der Anwendungsbereich ist groß.
Auch unter Heimwerkern wird das vielseitige Material immer beliebter. Mit dem richtigen Werkzeug lässt es sich prinzipiell genauso gut bearbeiten wie Holz. Acrylglas kann man schneiden, fräsen, schleifen, bohren, schrauben und lackieren. In dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung erfährst du, wie saubere Löcher ohne Risse oder Verformungen gelingen.
Welcher Bohrer eignet sich für Acrylglas?
Möchtest du ein Loch in Acrylglas bohren, benötigst du einen spanend arbeitenden Bohrer, der kleine Späne abhebt. Wenn der Bohrer stattdessen schneidet, kann das Acrylglas reißen oder brechen.
Folgende Bohrer sind für Acrylglas geeignet:
- Kunststoffbohrer: bohrt Acrylglas sehr zuverlässig, ist aber auch am teuersten
- Holzbohrer: für Löcher mit kleinem Durchmesser
- Messingbohrer: sollte einen negativen Spanwinkel und eine polierte Innenseite besitzen
- Kegelbohrer: ist besonders leicht zu führen und deshalb für Anfänger gut geeignet; bohrt sehr saubere Löcher in Acrylglas
- Stufenbohrer: ermöglicht riefenfreies Bohren ohne Splittern der Bohrkanten
- Diamantbohrer: ist geeignet, wenn bei sehr hohen Drehzahlen gebohrt werden muss; die Bohrwand bleibt dabei klar
- Lochsäge: für größere Löcher mit einem Durchmesser bis zu 60 mm
Generell kannst du auch einen Stahlbohrer verwenden, allerdings musst du ihn vorher noch ein wenig bearbeiten. Am besten bohrst du damit einige Sekunden in Beton. Dadurch werden die scharfen Schneiden stumpf und er arbeitet von nun an spanend.
Bohrer, die du einmal für Acrylglas verwendet hast, solltest du nicht mehr für andere Materialien verwenden.
Bohren in Acrylglas
Nachdem du den passenden Bohrer für dein Projekt ausgewählt hast, kann es losgehen.
Schritt 1: Oberfläche reinigen
Normalerweise ist Acrylglas mit einer Schutzfolie versehen. Diese wird erst nach Abschluss der Arbeiten abgezogen. Möchtest du ohne Schutzfolie in Acrylglas bohren, solltest du die Oberfläche zunächst gründlich reinigen. Schmutzpartikel und Staub könnten während der Arbeit das Material zerkratzen. Zum Säubern reichen warmes Wasser, Spülmittel und ein weiches, fusselfreies Tuch oder ein Schwamm aus. Fettablagerungen kannst du mit einem benzolfreien Reinbenzin entfernen.
Schritt 2: Anzeichnen und einspannen
Zeichne nun die Bohrlöcher auf der Schutzfolie vor. Wenn du mehrere Löcher bohren möchtest, dann achte darauf, dass diese nicht zu nah beieinanderliegen. Befestige das Werkstück dann mit Schraubzwingen an der Werkbank, sodass es nicht verrutschen kann. Fixiere das Acrylglas aber nicht zu fest, da die Spannung sonst zu hoch ist. Alternativ kannst du auch einen Bohrständer verwenden. Damit erzielst du sehr saubere und präzise Ergebnisse.
Schritt 3: Löcher bohren
Setze nun deine Bohrmaschine an. Bohre langsam und vorsichtig in das Acrylglas. Wichtig sind dabei eine niedrige Drehzahl und ein geringer Vorschub bzw. Druck. Beobachte dabei den Span, der sich bildet, genau: Er sollte sehr gleichmäßig sein. Ist er krümelig und gestaucht, bohrst du zu schnell oder mit zu viel Kraft. Verschmilzt er, dann arbeitest du entweder zu langsam oder kühlst das Bohrloch nicht ausreichend.
Kurz vor dem Ende des Bohrvorgangs solltest du besonders vorsichtig arbeiten, denn dann ist das Material besonders anfällig. Drossele gegebenenfalls die Geschwindigkeit. Du kannst unter das Werkstück auch ein weiteres Stück Acrylglas legen. So taucht der Bohrer beim Durchstoßen in das gleiche Material ein, wodurch ein Ausbrechen des Loches verhindert wird.
Beträgt die Bohrtiefe mehr als 5 mm solltest du den Bohrer zwischendurch mehrfach entlüften. So vermeidest du eine Überhitzung, die zu Rissen führen könnte. Ziehe dazu den Bohrer nach jedem Millimeter komplett aus dem Bohrloch. Eine kontinuierliche Wasserkühlung schützt zusätzlich vor einer übermäßigen Wärmeentwicklung. Hast du kein externes Kühlsystem, kannst du einfach eine Flasche mit Wasser und einigen Tropfen Spülmittel zur Hand nehmen. Ein Kreis aus Knetgummi sorgt dafür, dass das Wasser an Ort und Stelle bleibt.
Wenn du dir unsicher bist, empfiehlt sich eine Probebohrung an einem Reststück Acrylglas. So erkennst du schnell, ob du den richtigen Bohrer ausgewählt hast und mit wie viel Gefühl du bohren solltest.
Acrylglas schrauben
Möchtest du das Acrylglas später verschrauben, solltest du auf die Spannung achten. Wird die Belastung zu hoch, könnte das Material reißen oder brechen. Bei Verschraubungen muss deshalb genügend Spiel in den Bohrlöchern vorhanden sein, um eventuell unterschiedliche Wärmeausdehnungen ohne Spannungen auszugleichen.
Tipps zum Verschrauben von Acrylglas:
• Die Schraubenköpfe oder die Muttern dürfen nicht direkt auf dem Material aufliegen. Verwende stets Unterlegscheiben aus einem elastischen Kunststoff. Ziehe die Verschraubungen nicht zu fest an.
- Im Handel gibt es spezielle Rosetten, die in das Bohrloch eingesteckt werden. Sie sollen dem Material mehr Stabilität verleihen.
- Für sehr feste Verschraubungen empfehlen sich Innenhülsen. Sie sollten nur minimal überstehen. Unterlegscheiben verhindern, dass die Hülsen in der Bohrung verrutschen.
- Die Stärke der Schrauben richtet sich nach dem Gewicht des Acrylglases.
- Arbeite beim Verschrauben immer von innen nach außen.
- Setze Abstandshalter ein, wenn du Acrylglas an eine Wand schrauben möchtest.
Acrylglas reparieren
Auch wenn du noch so vorsichtig vorgehst, kann es passieren, dass das Werkstück beim Bohren oder Schrauben reißt. Doch keine Panik: Risse und Kratzer in Acrylglas kannst du gut in Eigenregie reparieren. Je nach Beschädigung und handwerklichem Geschick stehen dir dafür unterschiedliche Möglichkeiten offen. Egal für welche du dich entscheidest: Bevor du mit der Reparatur anfängst, muss die Oberfläche des Acrylglas gründlich gereinigt werden.
Acrylglas schleifen und polieren
Kleinere Kratzer kannst du ganz einfach abschleifen oder polieren. Fahre zuerst mit dem Fingernagel über den Kratzer. Hakt er fest, kommt ein feines Schleifpapier zum Einsatz, ansonsten fährst du mit dem Polieren fort. Fange beim Schleifen mit einer Körnung von 1000 an und wechsle dann zu einer Körnung von 2500. Halte während des gesamten Arbeitsvorgangs das Schleifpapier gut feucht!
Spüle die Schleifreste anschließend gründlich ab und trage dann Poliermittel auf. Poliere die Oberfläche nun mit der Hand oder mit der Bohrmaschine und Schwabbelscheibe. Bleibe aber nicht zu lang auf einer Stelle. Sobald der Kratzer nicht mehr sichtbar ist, kannst du die Fläche mit einem Tuch und Poliermittel nachpolieren. Wenn du dafür eine Bohrmaschine nutzen möchtest, solltest du eine Nachpolierscheibe aufsetzen. Halte die Bohrmaschine kontinuierlich in Bewegung!
Acrylglas schweißen und kleben
Gebrochenes Acrylglas kannst du reparieren, indem du es schweißt oder klebst. Auf diese Weise können auch größere Stücke ausgetauscht werden. Um das Material thermisch zu schweißen, benötigst du nur einen handelsüblichen Heißluftfön und eine passende Düse, die sich stark nach vorn verjüngt. Am Hitzepunkt wird ein Kunststoffstab geschmolzen. Die Schwierigkeit liegt darin, die richtige Temperatur zu treffen. Um Spannungsrisse zu vermeiden, sollte das Werkstück im Anschluss getempert werden.
Alternativ kannst du Acrylglas chemisch mithilfe eines geeigneten Klebstoffs schweißen. Den Kleber kannst du dir übrigens auch selbst herstellen, indem du Acrylglas in einer Nitroverdünnung auflöst. Das dauert jedoch einige Wochen. Der Kleber wird auf die zu verschweißenden Teile aufgetragen. Diese müssen so lange zusammengepresst werden, bis der Kleber ausgehärtet ist.
Acrylglas mit Acryl auffüllen
Tiefe Kratzer und Risse in Acrylglas kannst du reparieren, indem du sie mit flüssigem Acryl auffüllst. Dazu musst du die Schadstelle zunächst ausfräsen: Kleinere Kratzer werden u-förmig, größere Risse v-förmig gefräst. Fülle nun das Acryl mithilfe einer Injektionsspritze in mehreren Schichten ein. Die einzelnen Schichten sollten zwischen 3 und 4 mm dick sein. Sie müssen komplett ausgehärtet sein, bevor du fortfährst. Die letzte Schicht sollte einen nach außen gewölbten Bogen bilden, den du später – wie oben beschrieben – abschleifst und glatt polierst.