Deutschland, die Kleingartennation - Leipzig auf Platz 1 der Kleingärten
Grüne Oase oder doch ein gemütliches Beisammensein in gesellschaftlicher Runde: Der Kleingarten erfreut sich über alle Altersklassen hinweg großer Beliebtheit bei Deutschlands Gartenfreund:innen. Fast alle finden in den kleinen Gärten Flucht vor dem urbanen Alltag. Den Trend zum Anlass nehmend, ist es an der Zeit, die deutsche Kleingartenhochburg zu küren! Dafür wurde die Anzahl der Vereine und Parzellen, die Parzellengrößen und -flächen sowie die Pachtzinsen der Vereine und Verbände in Deutschlands 15 größten Städten untersucht und miteinander verglichen. In einer nicht repräsentativen Umfrage in Foren für Gartenfreund:innen hat sich zudem gezeigt, dass das typische Klischee vom Gartenzwerg in Kleingärten längst überholt ist. Erfahre hier, wer das Rennen in Deutschlands Kleingartenvergleich macht, wie die Community ihre Gärten wirklich nutzt und welche Tipps Kleingartenexperte Robby Müller für Interessierte auf Lager hat!
Leipzig ist Kleingarten-Hauptstadt, NRW und Bayern haben noch Luft nach oben
Der Gewinner des Kleingartenvergleichs ist: Leipzig! Insbesondere in puncto Pachtzinsen kann die sächsische Stadt mit einem kostengünstigen Durchschnittspreis überzeugen und glänzt darüber hinaus mit einer Vielzahl an Parzellen. Gleiches gilt für die Hansestadt Bremen, die in denselben Kategorien der Kleingarten-Hauptstadt dicht auf den Fersen liegt. Insbesondere eine Stadt überrascht im Kleingarten-Ranking besonders: Frankfurt am Main gilt bekanntlich als wenig grün und naturnah. Dennoch angelt sich die hessische Großstadt mit der größten durchschnittlichen Parzellengröße den ersten Platz und landet deshalb im allgemeinen Ranking auf Platz 3. Städte in den südlicheren Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg, als auch in Nordrhein-Westfalen schneiden vergleichsweise schlechter ab als andere.
Herkunft und Informationen rund um Kleingärten
Der Kleingarten, oft auch Schrebergarten, Heimgarten oder Familiengarten, wird als typisch deutsches Phänomen gesehen. Scherzhaft werden die kleinen Gärten (mit einer Gartenlaube oder auch einem Gartenhaus) in einigen Fällen „Laubenpiepen“ genannt, wobei das Grundstück umgangssprachlich als Laube bezeichnet wird. Kein anderes europäisches Land besitzt so viele Kleingärten wie Deutschland! Mit knapp 900.000 Kleingärten kann Deutschland zurecht als Schrebergartennation betitelt werden. Und das nicht ohne Grund: Die Kleingärten haben ihren Ursprung in Deutschland, ebenso der Gartenzwerg, der vielmals als Symbol der Kleingärtner:innen gesehen wird. Der Ursprung der kleinen Gärten ist insbesondere mit den sozialen Missständen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert verknüpft. Faktoren wie beengte Wohnverhältnisse oder Lebensmittelknappheit und Armut führten dazu, dass sich die Leute in ihre Kleingärten flüchteten, wo sie auch Gemüse und Obst anbauen konnten. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in den ersten Städten ganze Kleingartenanlagen gegründet, die von Gartenfreund:innen genutzt werden konnten. Wer Interesse an einem Kleingarten hat, muss Ausschau nach freien Parzellen halten. Eine Parzelle bezeichnet dabei ein eingezäuntes Stück Land als Garten. Unter dem Pachtzins verstehen sich die regelmäßigen Entgelte für die Nutzung einer Parzelle.
Lange warten auf den Garten
Die Suche nach einem Kleingarten kann sich als wahrer Marathon erweisen. Kleingartensuchende müssen aufgrund der Wartezeiten einen langen Atem beweisen: In Großstädten wie München oder Berlin können diese zwischen vier bis acht Jahren betragen, in einigen Fällen dauert die Wartezeit sogar bis zu 10 Jahre. Je nach Region oder Verein variiert die Länge der Wartezeiten stark. Bei Interesse an einem Schrebergarten sollte man demnach nicht lange zögern, sondern sich direkt auf die Warteliste schreiben. In einigen Fällen gibt es sogar einen Aufnahmestopp, da die Nachfrage an Kleingärten zu hoch ist.
Kleingartenanlagen und ihre umfangreichen Regeln
Nicht nur das lange Warten auf sie ist eine Besonderheit der Kleingärten. Das ausführliche Regelwerk stellt einen der Gründe dar, warum Schrebergärten mancherorts als spießig und konservativ gelten. Deutschlands Kleingartenvereine unterliegen dem Bundeskleingartengesetz (BKleinG), welches 1983 als offizielles Gesetz der Bundesregierung eingeführt wurde. Dabei wird unter anderem die Größe, die Einrichtung der Kleingärten, die Besucherzeiten als auch der Anbau von Obst und Gemüse sowie das Kompostieren genauestens geregelt. Das dient dem Zweck, das Kleingartenwesen unter Schutz zu stellen, damit dieses seinen sozialen sowie ökologischen Funktionen erfüllen kann.
Vorsitzender des Stadtverbandes „Leipzig der Kleingärtner“ Robby Müller, gibt als Repräsentant der Kleingarten-Hauptstadt Leipzig seine Expertenstimme. Als Gesicht für die Leipziger Kleingärten engagiert sich Robby Müller für den Erhalt und die Entwicklung der Schrebergärten. Müller betont in diesem Zuge die Bedeutung des BKleinG´s für die Kleingartenanlagen.
Kleingartenparzellen: Sachsen bietet die meisten Parzellen
Insgesamt befinden sich in Deutschlands 15 größten Städten ganze 270.438 Parzellen. Sachsen legt mit Blick auf die Anzahl der Parzellen die Messlatte besonders hoch an. Die Leipziger Gartenfreund:innen beweisen ihren grünen Daumen: Mit einer Gesamtzahl von 32.000 Parzellen überzeugt Leipzig am meisten und erreicht somit einen Score von 5 von 5 Punkten. Direkt danach folgt die sächsische Landeshauptstadt Dresden mit insgesamt 23.000 Parzellen. Berlin wird zwar oftmals aufgrund der rund 66.000 Parzellen als Kleingarten-Hochburg bezeichnet. Nichtsdestotrotz erreicht die Hauptstadt im Ranking lediglich den 7. Platz, sogar nach den Großstädten Frankfurt und Hamburg. Grund dafür ist die Verteilung der Parzellen: Eine Großstadt wie Berlin kann mit Blick auf die Einwohnerzahl lediglich einen Score von 2,02 erreichen.
Hannover überzeugt mit Parzellenfläche, Frankfurt überrascht mit den größten Parzellen
Hinsichtlich der Parzellenfläche hat eine Stadt die Nase vorn, von der man es auf den ersten Blick eventuell nicht gedacht hätte: Hannover hielt sich zuvor im Kleingartenranking im Hintergrund, kann hier aber mit einer Gesamtparzellenfläche von 1.000 Hektar deutlich punkten. Darauf folgen Frankfurt am Main und Bremen, wo jeweils 4 bzw. 3 % der Stadtfläche mit Parzellen belegt ist. Die gleichen Städte können auch im Bereich durchschnittliche Parzellengröße pro m2 überzeugen, lediglich die Reihenfolge ist unterschiedlich. Die Frankfurter Parzellen weisen mit durchschnittlichen 696 m2 die größten Parzellen auf. Trotz der großen Parzellenanzahl liegt die Durchschnittsgröße einer Parzelle in Leipzig mit 300 m2 bei der Hälfte von Frankfurt.
Beliebtheit der Kleingärten: Dresden hat die meisten Vereine
Spießig oder doch wieder angesagt? Die Anzahl der Vereine zeigt deutlich, dass das Interesse an Kleingärten immer noch groß ist und stetig steigt. Insgesamt sind in Deutschland 2.950 Kleingartenvereine vertreten. Die meisten Kleingärtenvereine lassen sich in Dresden finden: Mit 6 Vereinen pro 10.000 Kopf Einwohner:innen gewinnt Dresden das Rennen. Doch auch Leipzig kann sich mit 270 Kleingartenvereinen sehen lassen. Berlin verfügt zwar über 977 Vereine, ähnliches gilt hier aber auch wie bei der Parzellenanzahl. Wird die Anzahl mit der Zahl der Einwohner:innen verrechnet, finden sich nur noch 3 Vereine pro 10.000 Kopf, weshalb die Großstadt auf den dritten Platz fällt. Allgemein lässt sich sagen, dass in allen untersuchten Städten eine große Anzahl an Vereinen und Verbänden finden lässt, die viele Mitglieder umfassen. Demnach sprechen nicht nur die langen Wartezeiten für die Beliebtheit der Kleingärten, sondern auch die Anzahl der Vereine und ihrer Gartenfreund:innen. Auch für Tiere und insbesondere Vögel sind Kleingartenanlagen ein beliebter Rückzugsort. Die gepflegten Gärten dienen als idealer Nistort für die gefiederten Tiere.
Robby Müller bestätigt die Interessenssteigerung an Kleingärten, insbesondere bei jungen Familien.
Umfrage in der Community - die Hälfte ist täglich im Kleingarten, Gardening Office ist in.
Das große Interesse an Schrebergärten bestätigen auch die befragten Kleingärtner:innen in unserer Umfrage: Knapp die Hälfte der Befragten geben an, täglich den Garten zu besuchen und dort Zeit zu verbringen. Etwas mehr als ein Drittel der Gartenfreund:innen gehen am häufigsten der Pflege des Gartens nach. Doch auch so einige bauen Obst und Gemüse an. Mehr als ein Viertel der Befragten nutzt die Ungestörtheit der Kleingärten auch als Gardening Office zum Arbeiten. Überraschend gestaltet sich ein Blick auf das Interesse an Gartenzwergen. Obwohl Kleingärten oftmals mit Gartenzwergen assoziiert werden, hat knapp die Hälfte der Befragten keinen Zwerg zuhause stehen! Sind die Gartenzwerge nicht mehr angesagt? Als Grund gab ein Drittel die Optik der Gartenzwerge an. Genauso viele Hobbygärtner:innen favorisieren moderne und skurrile Zwerge, anstatt der klassischen Version.
Pachtzins: Leipziger Gartenfreund:innen zahlen am wenigsten für ihren Garten
Kleingarten-Hauptstadt Leipzig landet nicht nur in den Bereichen Parzellen- und Vereinsanzahl im oberen Teil des Rankings. Auch können hier die kostengünstigsten Parzellen für eine Durchschnittspreis von 0,12 Euro pro m2 erworben werden. Auch die Stadt der Bremer Stadtmusikanten bietet Kleingarteninteressenten mit einem Durchschnittspreis von 0,18 Euro pro m2 ein vergleichsweise günstiges Angebot an. Die Städte Frankfurt a.M., Hamburg, Duisburg und Stuttgart befinden sich in einem ähnlichen Preisspektrum. Der Pachtzins liegt in diesen Kleingartenanlagen zwischen 0,25 - 0,28 Euro pro m2. Die nordrhein-westfälischen Städte Essen und Dortmund teilen sich den 7. Platz: Wer in den Städten einen Kleingarten mieten möchte, muss mit einem Pachtzins von 0,3 Euro pro m2 rechnen.