Du benötigst mehr Steckdosen in einem Raum? Deine alten Kupferleitungen müssen saniert werden? Oder du möchtest einen Neubau mit elektrischen Anschlüssen ausstatten? All diese Projekte haben eines gemeinsam: Du musst neue Stromkabel verlegen. Was es dabei zu beachten gilt und wie du Schritt für Schritt vorgehst, erfährst du in diesem Ratgeber.
Im Garten werden Stromkabel üblicherweise im Erdreich verlegt. Dafür benötigst du spezielle Erdkabel. Alle Vorschriften sowie eine detaillierte Anleitung findest du im Ratgeber Erdkabel verlegen.
Schritt für Schritt: Stromkabel unter Putz verlegen
Bevor du neue Stromkabel verlegen kannst, musst du natürlich wissen, wo sich Schalter und Steckdosen am Ende befinden sollen. Lass dir vorab von einer Elektrofachkraft einen Plan für das Verlegen von Stromleitungen erstellen und gehe strikt danach vor.
Schritt 1: Ausmessen und Anzeichnen
Prüfe die Wand, in die die Stromkabel verlegt werden sollen, zunächst mit einem Leitungssucher auf vorhandene Strom- und Wasserleitungen. Miss dann die Schlitzbegrenzungen aus und zeichne den geplanten Verlauf an. Markiere die Stellen, an denen du später Schalter, Steckdosen oder Abzweigungen installieren möchtest.
Schritt 2: Löcher für Unterputzdosen bohren
Steckdosen, Schalter und Abzweigungen werden mithilfe von Unterputzdosen installiert. Bohre mit einer Bohrkrone und der Bohrmaschine die Löcher für die Dosen. Klopfe den Bohrkern anschließend mit einem Hammer und einem Meißel vorsichtig heraus. Achte darauf, dass die umliegende Wand dabei nicht beschädigt wird.
Schritt 3: Wände schlitzen
Stemme nun entlang der angezeichneten Linien eine Nut in die Wand. Das kannst du entweder per Hand mit einem Schlitzmeißel und einem Fäustel tun, oder du verwendest eine Mauernutfräse. Letztere fräst zwei parallele Schlitze in die Wand. Den Mittelsteg arbeitest du mit Hammer und Meißel heraus.
Schritt 4: Schalterdosen setzen
Unterputzdosen haben vorgestanzte Kabellöcher, die sich bei Bedarf herausbrechen lassen. Gipse die Dosen anschließend mit Bau- und Elektrikergips in die Wand ein. Verwende nur so viel von der Masse, dass du die Dose fixieren und mit der Wasserwaage ausrichten kannst. Lass den Gips aushärten.
Schritt 5: Stromleitung verlegen
Lege das Kabel oder das Leerrohr in die Nut ein. Fixiere es in größeren Abständen mit Kabelschellen oder Klemmen. Für Flachkabel gibt es spezielle Stegleitungsnägel. Führe das Kabel durch das ausgebrochene Loch in die Schalterdosen ein. Es empfiehlt sich, die Kabel vorher abzumanteln.
Schritt 6: Schlitze schließen
Lass die Elektroinstallation von einer Elektrofachkraft prüfen und die Schalter bzw. Steckdosen anschließen. Danach kannst du die Schlitze samt Kabel mit Gips oder Spachtelmasse verspachteln. Falls du die Wand verputzen möchtest, schließt du Schalter und Steckdosen nach Fertigstellung des Putzes an.
Darf man Stromkabel selbst verlegen?
Aus Sicherheitsgründen gehören Elektroarbeiten grundsätzlich in die Hände von Profis. Eigenleistungen sind trotzdem nicht ausgeschlossen: Du kannst beispielsweise Mauerschlitze anlegen, Wanddurchführungen bohren und Leerrohre einziehen. Solange sie noch keinen Strom führen, darfst du auch deine Stromleitungen selbst verlegen. Die Anschlüsse sollten jedoch von einer qualifizierten Elektrofachkraft vorgenommen werden. Am besten sprichst du die Elektroarbeiten vorher mit dem Installateur ab. Er weiß, welche Leitungen du brauchst, und kann beurteilen, wie die Stromkreise aufgeteilt und abgesichert werden müssen.
Welche Vorschriften und Regeln gelten für das Verlegen von Stromkabeln?
Stromkabel dürfen nicht einfach kreuz und quer in der Wand verlegt werden. Es gibt zahlreiche Regeln und Richtlinien, die du einhalten musst.
Die wichtigste Grundregel: Stromkabel werden immer horizontal und senkrecht in sogenannten Installationszonen verlegt. Eine diagonale Verlegung von Elektroleitungen ist in Wänden nicht erlaubt. Das hat den einfachen Grund, dass man anhand der Position von Schaltern und Steckdosen auch nach Jahren noch abschätzen kann, wo die Leitungen verlaufen. Die genauen Abstände sind in der DIN 18015-3 festgelegt:
- Senkrechte Installationszonen beginnen 10 cm neben dem Fenster, der Tür oder der Ecke und sind 20 cm breit.
- Waagrechte Installationszonen beginnen 15 cm unterhalb der Decke bzw. über dem fertigen Fußboden und sind 30 cm hoch.
- In Räumen mit einer Arbeitsfläche vor der Wand, beispielsweise die Küche oder der Hauswirtschaftsraum, kann eine mittlere Verlegezone eingeplant werden. Diese verläuft parallel zum Boden in einer Höhe von 100 bis 130 cm.
- Im Bad gibt es Schutzbereiche rund um Wasseranschlüsse und Nassbereiche, in denen keine Elektroleitungen verlegt oder Schalter installiert werden dürfen.
Möchtest du Stromkabel im Boden und in der Decke verlegen, dann solltest du die Wege so kurz wie möglich halten. Du darfst die Stromkabel in diesem Fall auch diagonal ziehen. Fertige dir eine Skizze mit den Kabelwegen an, damit du die Leitung später nicht triffst, wenn du bohren musst.
Eine weitere Regelung betrifft Telefonleitungen, Daten- und Steuerkabel (EIB- oder KNX-Bus). Diese dürfen nicht zusammen mit Stromleitungen verlegt werden. Halte immer einen ausreichenden Mindestabstand ein, sonst kann es zu Störungen in der Daten- und Telefonübertragung kommen. Der Abstand richtet sich nach der Abschirmung der Leitungen sowie den eingebauten Trennstegen. Wenn du Leerrohre nutzt, dann ziehe die Kabel durch zwei separate Rohre.
Wann müssen ältere Stromkabel ausgetauscht werden?
In vielen Altbauten schlummern noch alte Elektroleitungen, die längst nicht mehr den aktuellen Standards entsprechen. Zum einen sind ältere Elektrosysteme meist für eine geringere elektrische Last konzipiert, als heute benötigt wird. Zum anderen ist die Technik von damals weniger zuverlässig und sicher. Kommt es zur Überlastung des Stromkreises, drohen Kurzschlüsse und Kabelbrände.
Eine Faustregel besagt, dass Elektroleitungen nach 30 bis 50 Jahren erneuert werden sollten. Schalter haben eine Lebensdauer von 20 bis 40 Jahren, da bewegliche Teile schneller verschleißen. Am besten lässt du bereits beim Kauf der Immobilie die Elektroinstallation von einer Fachkraft prüfen. Auch eine anstehende Sanierung ist eine gute Gelegenheit, um neue Stromleitungen im Altbau zu verlegen.
Was muss bei der Planung der Elektroinstallation beachtet werden?
Ob beim Neubau oder beim Sanieren: Eine sorgfältige Planung der Elektroinstallation ist das A und O. Richtlinien zur elektrischen Ausstattung findest du in der RAL-RG 678. Die Norm gibt nicht nur die minimalen Anschlüsse für Wohnräume vor, sondern liefert auch Informationen zur Installation von Leerrohren, Lichtschaltern und Dimmern sowie zu den Anschlüssen von Herd, Telefon und Internet.
Richte den Blick nicht nur auf deine aktuellen Bedürfnisse, sondern behalte auch die Zukunft im Blick. Gehe jeden Raum Schritt für Schritt ab und stelle dir dabei folgende Fragen:
- Möchtest du das Licht an mehreren Stellen anschalten? Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Raum mehrere Türen hat. In diesem Fall benötigst du eine Wechselschaltung.
- Wo genau sollen die Lampen platziert werden? In kleineren Räumen brauchst du wahrscheinlich nur eine Deckenleuchte. Im Bad oder in der Küche können zusätzliche Wandleuchten sinnvoll sein.
- Welche elektrischen Geräte möchtest du betreiben und wo sollen diese stehen? Diese Frage entscheidet über die Anzahl der Steckdosen sowie über deren Höhe. Beachte: Steckdosen und Licht bilden zwei getrennte Stromkreise und müssen über zwei verschiedene Sicherungen abgesichert werden.
Tipp: Plane von Anfang an zusätzliche Leerrohre oder größere Kabelkanäle ein. So lässt sich die Elektroinstallation im Nachhinein schnell und ohne großen Aufwand erweitern.
Wie lassen sich neue Stromleitungen verlegen?
Stromkabel können entweder auf Putz oder unter Putz – also in der Wand – verlegt werden. Für Wohnräume ist die unsichtbare Verlegung unter dem Putz allgemeiner Standard.
Stromkabel unter Putz verlegen
Sollen Stromkabel in der Wand verlegt werden, müssen vorher Schlitze eingestemmt werden. Die Kabel können entweder direkt in die Nut eingelegt oder durch Installationsrohre gezogen werden. Letztere erfordern größere Schlitze.
Beachte: Die Stabilität der Wände darf beim Stemmen nicht gefährdet werden. Deshalb gibt es Vorgaben zur Tiefe der Schlitze. Die maximal erlaubte Tiefe hängt davon ab, wie dick die Mauer ist, ob es sich um eine tragende oder um eine nichttragende Wand handelt und ob die Nut senkrecht oder waagerecht verläuft. An Schornsteinen dürfen generell keine Mauerschlitze für Elektroleitungen gestemmt werden.
Stromkabel auf Putz verlegen
Wenn du deine Wand nicht schlitzen möchtest, dann kannst du die Stromkabel auch auf dem Putz verlegen. Diese Möglichkeiten gibt es:
- Kabelkanäle: Zunächst klebst du die u-förmigen Kunststoffkanäle an die Wand. Danach schiebst du das Stromkabel durch. Bei Bedarf kannst du die Kabelkanäle anschließend in der Wandfarbe überstreichen.
- Sockelleisten mit Kabelkanal: Sockelleisten mit integrierten Kabelführungen sind zwar etwas teurer, dafür ermöglichen sie eine unsichtbare Verlegung der Elektroleitungen.
- Schellen: Schellen bestehen aus einem gebogenem Kunststoffbett und einem Nagel. Zuerst klemmst du das Kabel in das Bett. Anschließend versenkst du den Nagel mit einigen Hammerschlägen in der Wand. Die Aufputz-Verlegung mithilfe von Schellen ist eine vergleichsweise günstige Lösung. Allerdings bleibt das Kabel komplett sichtbar. Deshalb werden Schellen meist nur dort eingesetzt, wo die Optik nicht stört, beispielsweise in der Garage oder im Keller.
- Abgehängte Decken: Stromkabel lassen sich wunderbar in abgehängten Decken verlegen. Wie du eine zusätzliche Installationsebene schaffst, erfährst du im Ratgeber Decke abhängen.