Seit Wochen freust du dich auf die erste Ausfahrt mit deinem selbst ausgebauten Camper, doch nun möchte das Wetter nicht mitspielen. Statt angenehmer 20 Grad zeigt das Thermometer nur einstellige Temperaturen an. Zu allem Überfluss trommelt der Regen unaufhörlich auf das Autodach. Macht alles nichts, denn du hast deinen Camper natürlich gut gedämmt, damit es drinnen wohlig warm und angenehm bleibt! Noch nicht? In dieser Anleitung erfährst du, welche Materialien dafür infrage kommen und wie du dein Wohnmobil oder deinen Camper Schritt für Schritt dämmen kannst.
Schritt für Schritt: Camper isolieren
Die Isolierung ist einer der wichtigsten Schritte beim Ausbau eines Campers. Bevor du deinen Camper dämmst, solltest du alle Karosseriearbeiten abgeschlossen haben. Das betrifft den Einbau von Fenstern, die Elektroinstallation sowie die Gas- und Wasserversorgung.
Schritt 1: Camper reinigen und Roststellen behandeln
Entferne zunächst Schmutz, Fettrückstände und Rost von den Oberflächen. Ansonsten kann es passieren, dass die mühsam angebrachte Dämmung nicht hält. Zum Reinigen kannst du Bremsenreiniger verwenden. Roststellen solltest du behandeln, damit sie sich nicht ausbreiten. Trockne anschließend alle Metallflächen sorgfältig ab.
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Schritt 2: Camper ausmessen und Dämmstoff zurechtschneiden
Miss die Flächen aus, die du dämmen möchtest, und übertrage die Werte auf den Dämmstoff. Schneide anschließend die Dämmmatten oder -platten mithilfe eines Cutters oder einer Säge zu. Lege das zugeschnittene Stück an die gewünschte Stelle und überprüfe die Passform.
Schritt 3: Boden dämmen
Beginne mit der Dämmung deines Campers am Boden. Klebe dafür zunächst Kanthölzer auf, die dicker als das Dämmmaterial sind. Sie sollen verhindern, dass die Bodenplatte direkt auf der Isolierung aufliegt. Beschwere die Leisten mit Gewichten und lasse den Kleber gut aushärten. Fülle die Zwischenräume mit dem Dämmstoff. Auf den Kanthölzern kannst du nun die Bodenplatte befestigen. Bei Kork- oder Hartfaserplatten benötigst du keine Unterkonstruktion.
Schritt 4: Seitenwände und Decke isolieren
Entferne bei selbstklebenden Matten den oberen Teil der Folie und klebe sie an. Ziehe nach und nach die restliche Folie ab und drücke die Matte fest. Nutzt du Kleber, dann musst du – je nach Produkt – nach dem Einstreichen der Flächen eine gewisse Zeit warten, bis du den Dämmstoff aufbringen kannst.
Achte beim Verkleben darauf, dass sich keine Lufteinschlüsse bilden. In jeder Luftblase könnte sich Feuchtigkeit sammeln, da sich der Taupunkt verlagert. Über Stöße, Ritzen und Ränder klebst du anschließend Isolierband.
Nach der Dämmung deines Wohnmobils, Wohnwagens oder Campers kannst du den Innenraum mit einer Verkleidung aus Holz, Filz oder Stoff verschönern – und schon geht’s auf in den Campingurlaub!
Camper dämmen oder nicht: Was bringt die Isolierung?
Du bist nur in den Sommermonaten unterwegs? Oder gehörst du zu den Campern, denen Kälte im Camper oder Wohnwagen absolut nichts ausmacht? Eine Isolierung kann sich trotzdem lohnen:
- Schützt vor Außentemperaturen: Mit einer Isolierung heizt sich dein selbst ausgebautes Wohnmobil im Sommer weniger auf. An kühleren Tagen wird die Wärme dagegen im Innenraum gehalten. So reduzierst du den Energieverbrauch deiner Standheizung.
- Hält Lärm ab: Die Isolierung wirkt gleichzeitig auch als Schalldämmung. Sie reduziert nicht nur störende Geräusche von außen, sondern auch Fahrgeräusche.
- Verhindert Schimmel- und Rostbildung: Durch das Kochen, Atmen oder Schwitzen entsteht Feuchtigkeit im Fahrzeug, die an den kalten Wänden und Scheiben kondensiert und in sämtliche Ecken und Ritzen rinnt. Das kann langfristig zu Schimmel und Rost führen. Isolierst du dein Wohnmobil, beugst du dem Risiko vor.
Welches Material eignet sich zur Dämmung des Wohnmobils bzw. Campers?
Es gibt verschiedene Materialien, mit denen du deinen Kastenwagen, Van oder Wohnwagen von innen isolieren kannst. Die Auswahl richtet sich zum einen nach dem Fahrzeug und zum anderen danach, wie du den Camper nutzen möchtest, hierbei sind andere Dinge von Bedeutung als bei der Dämmung des Hauses oder der Kellerdecke. Auf folgende Aspekte solltest du achten:
- Wärmeleitfähigkeit: Die Wärmeleitfähigkeit λ wird in W/(mK) angegeben. Sie beschreibt, wie viel Wärme innerhalb eines Stoffes transportiert werden kann. Je kleiner der Wert, desto besser eignet sich das Material zur Wärmedämmung.
- Brandklasse: Auf europäischer Ebene gibt es fünf verschiedene Brandklassen, die auf das Brandverhalten eines Baustoffs hinweisen. Die Skala reicht von nicht brennbar (A) bis leicht entflammbar (F). Gerade wenn du in deinem Camper kochst oder elektrische Geräte verwendest, solltest du Dämmmaterialien mit einer hohen Brandklasse wählen.
- Flexibilität: Viele Fahrzeuge besitzen leicht schräge oder gebogene Wände. Flexible Dämmstoffe schmiegen sich optimal an die Form an.
- Gesundheit: Du verbringst viel Zeit in deinem Camper – nicht nur, um von A nach B zu kommen, sondern auch, um zu relaxen und zu schlafen. Die Ausbaumaterialien sollten deshalb keine gesundheitsschädlichen Stoffe ausdünsten.
Gängige Dämmmaterialien im Vergleich:
Dämmmaterial | Vorteile | Nachteile | Einsatzgebiet | |||
---|---|---|---|---|---|---|
Styropor | Vorteile | kostengünstig, geringe Wärmeleitfähigkeit, leicht | Nachteile | starr, lässt sich nur schwer an gewölbten Wänden befestigen, schützt nicht vor Lärm, schwer recyclingfähig, hoher Energieverbrauch bei der Herstellung | Einsatzgebiet | Dämmung des Bodens |
Kork | Vorteile | wohngesund und feuchtigkeitsregulierend, recycelbar, schalldämmend, resistent gegen Schimmel und Schädlinge, trittfest | Nachteile | mittlere Wärmeleitfähigkeit, vergleichsweise teuer, schwerer als andere Dämmstoffe | Einsatzgebiet | Rollenware für Wände und Decke, Platten zur Dämmung des Bodens |
synthetischer Kautschuk | Vorteile | flexibel, selbstklebend, leichte Verarbeitung, geringe Wärmeleitfähigkeit, schalldämmend, schwer entflammbar, nimmt keine Feuchtigkeit auf | Nachteile | nicht nachhaltig, nicht trittfest | Einsatzgebiet | Dämmung von Wänden, Decke und schwer zugänglichen Bereichen, für die Isolierung des Bodens sind Abstandshalter notwendig |
Mineralwolle | Vorteile | kostengünstig, nicht brennbar, flexibel, lässt sich in Hohlräume schieben | Nachteile | benötigt eine Folie als Dampfsperre, die lückenlos angebracht werden muss, die kleinen Fasern können Juckreiz auslösen | Einsatzgebiet | als Ergänzung zu anderen Dämmstoffen |
Wie wird Dämmmaterial im Camper angebracht?
An den Seitenwänden und an der Decke des Fahrzeugs müssen die Dämmstoffe lückenlos und vollflächig verklebt werden. Am einfachsten geht das mit selbstklebenden Matten und Platten. Hat der Dämmstoff keine selbstklebende Rückseite, benötigst du einen passenden Kleber. Meist kommen Zwei-Komponenten-Kleber zum Einsatz. Achte bei der Auswahl unbedingt auf die Verträglichkeit der Materialien untereinander. So vermeidest du, dass der Kleber die Dämmung angreift. Mehr Infos und viele hilfreiche Tipps zur Anwendung findest du im Ratgeber Klebstoffe.
Welche Flächen des Campers sollten gedämmt werden?
Es gibt drei große Flächen im Camper, die sich dämmen lassen: die Seitenwände, die Decke und der Boden.
Viele Camperinnen und Camper stellen sich die Frage, ob der Boden ihres Fahrzeugs überhaupt gedämmt werden muss. Die Meinungen dazu gehen auseinander – gerade auch, weil die Stehhöhe in einem selbst ausgebauten Wohnmobil begrenzt ist. Fakt ist: Der Boden gehört zu den größten Kältebrücken im Camper. Wenn du keine kalten Füße möchtest, solltest du ihn unbedingt in das Dämmkonzept einbeziehen. Nutzt du weiche Dämmstoffe wie Hanfmatten oder synthetischen Kautschuk, benötigst du eine Unterkonstruktion aus Kanthölzern. Sie verhindert, dass das Material beim Darüberlaufen zerdrückt wird und damit seine Dämmfähigkeit verliert.
Auch Türen und Schiebetüren des Wohnmobils solltest du nachträglich isolieren. Achtung: Im unteren Bereich sind meist Öffnungen eingelassen, die dafür sorgen, dass das Wasser ablaufen kann. Diese solltest du bei der Dämmung deines Wohnwagens aussparen.
An den Fenstern und Türen empfiehlt es sich, bis nah an den Rand zu isolieren. Am besten verwendest du dafür selbstklebende Isolierbänder. Auch schwer zugängliche Stellen lassen sich mit den Klebestreifen gut dämmen.
Wie lassen sich Karosseriegeräusche dämpfen?
Um das Fahrzeug zu entdröhnen, kannst du Radläufe, Seitenflächen und Decke mit Alubutyl bekleben, bevor du die Isolierung anbringst. Das Material aus Aluminium und Butylkautschuk ist als Rollenware mit selbstklebender Rückseite erhältlich. Es beschwert das Metall und verhindert so, dass die Karosserie in Schwingung gerät. Damit es seine Aufgabe zuverlässig erfüllen kann, sollten etwa 40 % der jeweiligen Fläche mit Alubutyl bedeckt werden.