Das eigene Gemüse schmeckt doch immer noch am besten! Damit es mit dem Anbau von frischen Tomaten, Gurken und Salat im heimischen Nutzgarten klappt, ist die Anzucht der Gemüsepflanzen sinnvoll. Wann du welches Gemüse vorziehen solltest, wie das geht und welche Gemüsesorten lieber direkt im Beet ausgesät werden sollten, erfährst du in diesem Ratgeber von toom Baumarkt.
Gute Gründe für das Vorziehen von Gemüsepflanzen
Der Grund dafür, bestimmte Gemüsesorten vorzuziehen, ist hauptsächlich der Wachstumsvorsprung. Zum einen reicht die Zeit von Frühjahr bis Sommer für viele wärmeliebende und frostempfindliche Pflanzen nicht aus, um vollständig zu gedeihen, zum anderen können zum Beispiel Salate früher geerntet werden, wenn sie bereits vorgezogen sind. Beim Gemüseanbau im Freien sind Samen und Keimlinge außerdem Wind und Wetter ausgesetzt und die Bedingungen sind nicht konstant. Dies kann bei der Vorzucht von Gemüse besser reguliert werden.
Die Vorteile der Vorzucht von Gemüse in der Übersicht:
- Wachstumsvorsprung von bis zu vier Wochen
- Licht und Temperaturbedingungen können besser geregelt werden
- Samen und Keimlinge sind vor Wettereinflüssen geschützt
- Anzucht als spannendes Projekt, dessen Fortschritt man gut beobachten kann
Nachsaaten vorziehen
Ein weiterer Vorteil der Anzucht im Haus ist, dass Nachsaaten unabhängig von freien Plätzen im Gemüse- und Kräutergarten erfolgen können. Einige schnell wachsende Gemüsepflanzen können mehrfach im Jahr abgeerntet werden, wenn du sie immer wieder nachsäst.
Um keinen Platz im Beet für die Anzucht zu belegen, solltest du die Nachsaat im Haus vornehmen und die kräftigen Jungpflanzen dann dort hinsetzen, wo gerade ein Plätzchen frei ist. So bist du flexibler in der Beetgestaltung und bekommst schöne Mischkulturen.
Tipp: Besonders im Gemüsebeet auf dem Balkon ist Platz eher Mangelware. Deshalb solltest du das Vorziehen von Gemüse lieber nach drinnen verlagern.
Welche Gemüsesorten eignen sich zum Vorziehen?
Nicht bei allen Pflanzen ist ein Vorziehen sinnvoll. Frostempfindliche Gemüsesorten, die aus wärmeren Klimaregionen stammen oder eine lange Keimdauer haben, solltest du jedoch unbedingt vorziehen.
Bei folgendem Gemüse ist das Vorziehen notwendig bzw. empfehlenswert:
Welches Gemüse lieber nicht vorziehen?
Bei manchen Sorten ist eine Vorzucht zwar möglich, aber nicht unbedingt notwendig, da sie auch im Beet sehr schnell gedeihen und das Vorziehen keinen großen Wachstumsvorsprung bringen würde. Zudem können Keimlinge beim Umpflanzen beschädigt werden – dieses Risiko entfällt bei der Direktsaat ins Beet. Sorten wie Bohnen oder Erbsen kannst du zwar vorziehen, doch bringt es nicht wirklich Vorteile.
Und dann gibt es noch Gemüsesorten, bei denen das Vorziehen sogar schädlich wäre, weil die Wurzeln sich nicht richtig ausbilden können – das ist besonders bei Wurzelgemüse der Fall. Sorten wie Möhren, Radieschen, Rettich und Rote Beete solltest du daher immer direkt im Beet aussäen.
Ab wann kannst du Gemüse vorziehen?
Je nach Gemüsesorte ist das Vorziehen bereits ab Ende Januar oder Februar möglich, andere Arten solltest du erst ab März oder April säen.
Samen mit langer Keimdauer dürfen dann bereits gleich zu Beginn des Gartenjahres in die Erde – beachte hier auch unseren Aussaatkalender für Gemüse sowie die Angaben auf der Saatgutverpackung.
Dort ist vermerkt, ob das Vorziehen sinnvoll ist und ab wann du die Samen ausbringen kannst.
Tipp: Gemüse mit kurzer Keimdauer solltest du nicht zu früh vorziehen, da die Setzlinge sonst gegebenenfalls mehrfach umgetopft werden müssten, bevor es warm genug für einen Umzug ins Beet ist.
Das Vorziehen von Gemüse im Frühjahr: praktischer Kalender
Welches Gemüse du wann vorziehen solltest, haben wir in einer Tabelle für dich zusammengefasst:
Monat | Gemüsesorten | Infos und Tipps | ||
---|---|---|---|---|
Januar | Gemüsesorten | Chili, Physalis, Paprika, Salat | Infos und Tipps | Langsam keimendes Gemüse kannst du bereits ab Ende Januar vorziehen. Besonders für Chili und Paprika empfiehlt sich das Vorziehen möglichst früh im Jahr. |
Februar | Gemüsesorten | Aubergine, Brokkoli, Kohlrabi, Knoblauch, Salat | Infos und Tipps | Gemüse wie Brokkoli und Aubergine ziehst du am besten im Februar vor, damit es nicht mehr ganz so kalt ist, aber noch ausreichend Zeit für die Keimung bleibt, bevor der Frühling startet. |
März | Gemüsesorten | Kohlrabi, Tomaten | Infos und Tipps | Ab März kannst du Gemüse wie Kohlrabi vorziehen. Tomaten solltest du keinesfalls früher vorziehen, da sie sonst zu schnell wachsen und du oft umtopfen musst. |
April | Gemüsesorten | Gurken, Kürbis, Zucchini | Infos und Tipps | Im April kannst du schnell keimendes Gemüse wie Gurken und Zucchini vorziehen, aber auch der Kürbis freut sich jetzt über eine Vorzucht. |
Übrigens: Pflanzkartoffeln zieht man zwar nicht vor, doch kannst du frühe Sorten bereits ab Januar oder Februar vorkeimen lassen. Richtwert sollte ein paar Wochen vor der Pflanzung sein, um mit dem Vorkeimen in Eierkartons o. ä. zu starten.
Gemüse im Haus vorziehen – so wird’s gemacht
Die Pflanzenanzucht im Haus ist auf vielerlei Arten möglich. Früher wurde das oft schon in alten Joghurtbechern gemacht – heute würde man das Upcycling nennen – mittlerweile gibt es viele fertige Hilfsmittel zu kaufen oder nachhaltige DIY-Alternativen.
Sehr beliebt sind kleine Gewächshäuser, da du in ihnen verschiedene Pflanzgefäße unterbringst und eine praktische Haube bereits enthalten ist. Du kannst aber auch einfache Pflanzbehälter verwenden und diese mit Folie abdecken, wenn du keine Haube zur Hand hast.
Das brauchst du zur Anzucht
Um Gemüse auf der Fensterbank vorzuziehen, brauchst du erstmal den richtigen Standort. Ideal ist ein Süd-Ost-Fenster, da dieses besonders hell ist. Ein zu dunkler Standort führt dazu, dass die Keimlinge „vergeilen“ – das heißt, sie wollen unbedingt zum Licht und wachsen daher sehr schnell sehr hoch, was die spätere Gemüsepflanze wenig kräftig macht. Außerdem sollte der Standort warm, windgeschützt und nicht direkt über einer Heizung sein, da die Heizungsluft die Zöglinge schnell austrocknet. Die ideale Keimtemperatur für die meisten Gemüsesorten liegt bei 20 bis 25 Grad. Je heller der Standort ist, desto mehr Wärme vertragen die Keimlinge.
Neben einem guten Standort benötigst du Folgendes für das erfolgreiche Vorziehen von Gemüsepflanzen:
- Saatgut (einzelne Samen oder Pillensaat)
- Pflanzgefäße und Abdeckung (Mini-Gewächshaus mit Gefäßen oder Töpfe mit Folie)
- Substrat (nährstoffarme Anzuchterde, da die zarten Wurzeln noch nicht viel Dünger vertragen)
- Wasser (kalkarm, in der Sprühflasche)
- Pflanzschilder (damit du später noch weißt, was du angesät hast)
Tipp: Bei zu wenig Licht in der Wohnung empfehlen wir spezielle Anzuchtlampen aus dem Fachhandel.
Und so klappt es Schritt für Schritt mit der Anzucht:
Schritt 1: Fülle etwas Anzuchterde in die Pflanzgefäße.
Schritt 2: Gib in jedes Töpfchen 1‒2 Samen. Sollte der zweite auch keimen, musst du diesen jedoch zeitnah entfernen oder pikieren.
Schritt 3: Bestreue die Samen nur ganz dünn mit Anzuchterde.
Schritt 4: Drücke die Erde anschließend leicht an.
Schritt 5: Besprühe die Erde mit Wasser – du solltest nicht gießen, damit die Erde nicht zu nass wird.
Schritt 6: Nun bedeckst du das Ganze mit Folie oder setzt die Abdeckung auf.
Schritt 7: Stelle das Gefäß an einen hellen und warmen Standort – beachte hier die unterschiedlichen Anforderungen der Gemüsesorten.
Schritt 8: Halte die Luftfeuchtigkeit stets hoch und das Substrat gleichmäßig feucht.
Schritt 9: Um Schimmelbildung zu verhindern, solltest du die Haube gelegentlich zum Lüften abnehmen.
Schritt 10: Je nach Keimdauer sprießen schon nach wenigen Tagen die ersten Keimlinge aus der Erde.
Tipp: Um die Keimfähigkeit zu erhöhen, kannst du das Saatgut ein paar Stunden (oder über Nacht) in Wasser einweichen. Besonders bei hartschaligen Samen oder etwas älterem Saatgut hat sich das bewährt.
Alternative: Gemüse im Frühbeet vorziehen
Hast du keinen Platz auf der Fensterbank oder möchtest du die Anzucht nicht im Haus vornehmen, kannst du Gemüse auch im Frühbeet vorziehen.
Dort ist es schon früh im Jahr wesentlich wärmer als in einem offenen Beet und du kannst dort bereits ab Februar oder März Saat ausbringen.
Ein guter Anhaltspunkt ist der Beginn der Forsythienblüte.
Vorgezogene Gemüsepflanzen pikieren und umtopfen
Damit aus dem vorgezogenen Gemüsekeimling eine Jungpflanze und anschließend eine ausgewachsene Gemüsepflanze mit Blüten- und Fruchtbildung werden kann, müssen die gekeimten Samen umgetopft werden. Wenn du die Samen einzeln gesät hast, solltest du die Keimlinge umtopfen, wenn die Erde durchwurzelt ist. Hast du mehrere Samen auf einmal gesät, müssen die Keimlinge vereinzelt werden, sobald sie die ersten Laubblätter (nach den Keimblättern) bekommen.
Pflanze die kleinen Setzlinge einzeln in Töpfe mit frischer Anzuchterde. Helfen können hierbei ein Pikierstab und das vorherige Befeuchten der Erde. Hast du das Gemüse in Kokostöpfen vorgezogen, kannst du diese komplett in einen größeren Topf setzen. Die Pflanztiefe orientiert sich an der vorherigen Pflanztiefe – lediglich Tomaten, Chili und Paprika kannst du auch ein wenig tiefer einsetzen. Salat hingegen sollte etwas höher gepflanzt werden, damit die Blätter nicht die Erde berühren. Drücke anschließend die Erde leicht an und bewässere die Pflanzen. Abdecken musst du sie nun nicht mehr, aber halte sie gleichmäßig feucht.
Ist dann der Pflanzzeitpunkt für das jeweilige Gemüse gekommen – bei vielen ist das Mitte Mai nach den Eisheiligen, wenn es normalerweise keinen Frost mehr gibt – werden die Jungpflanzen ins Beet gesetzt.
Tipp: Bevor die Setzlinge in den Nutzgarten gepflanzt werden, kannst du sie schon mal stundenweise nach draußen stellen. So gewöhnen sie sich langsam an die neuen Standortbedingungen. Achte dabei jedoch auf nicht zu extreme Wetterverhältnisse, um Beschädigungen durch Wind oder Sonnenbrand zu vermeiden.