Schnitzen ist eine der traditionsreichsten Handwerkstechniken und perfekt dafür geeignet, vom Alltag abzuschalten und dabei mit deinen eigenen Händen schöne Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände zu kreieren. Um dir den Einstieg zu erleichtern, findest du in diesem Artikel die wichtigsten Informationen, z. B. welches Werkzeug du brauchst, welches das beste Holz zum Schnitzen ist und wie du deine ersten Versuche angehst.
Wie genau funktioniert Schnitzen?
Beim Schnitzen wird ein Werkstück durch gezielte Schnitte in eine bestimmte Form gebracht. Die Technik hat eine lange Tradition und wird einerseits zur handwerklichen Herstellung von Alltagsgegenständen bzw. deren Verzierung und andererseits in der Bildhauerei für die Anfertigung von Kunstwerken wie Reliefs oder Skulpturen eingesetzt.
Es gibt zahlreiche Materialien, die sich zum Schnitzen eignen. Natürlich wird Holz mit Abstand am häufigsten verwendet, doch darüber hinaus waren Tierknochen und Elfenbein über viele Jahrtausende beliebte Schnitzwerkstoffe. In jüngerer Vergangenheit kamen Materialien wie Gips oder Beton hinzu und im weitesten Sinne zählt auch die Fertigung von kunstvollen Eisfiguren, Halloween-Kürbissen oder dekorativen Skulpturen aus Melonen für festliche Buffets zur Schnitzkunst.
Sowohl für Anfänger als auch für fortgeschrittene Hobbyschnitzer ist Holz am besten geeignet. Es ist leicht zu beschaffen, ist für einfache genauso wie für detailreiche Schnitzereien geeignet und mit der richtigen Behandlung sehr langlebig, sodass du lange Freude an deinen Kunstwerken hast.
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Welches Holz eignet sich zum Schnitzen?
Wenn du dir die Maserung verschiedener Holzarten genau anschaust, ihre Farben vergleichst und die Biegsamkeit der Äste prüfst, merkst du schnell: Holz ist nicht gleich Holz. Dementsprechend sind einige Hölzer zum Schnitzen besser geeignet als andere. Du kannst auf spezielles Holz zum Schnitzen und Basteln zurückgreifen, aber mit etwas Übung prinzipiell auch jedes andere Holz bearbeiten. Entscheidend für den Schwierigkeitsgrad und das Ergebnis beim Schnitzen sind die spezifischen Eigenschaften der Hölzer wie Härte, Astreichtum, Ausprägung der Jahresringe und Färbung.
Besonders für Anfänger gilt Linde als bestes Holz zum Schnitzen. Es gehört zu den weichen Holzarten, die sich vergleichsweise leicht in die gewünschte Form bringen lassen. Gleichzeitig erlaubt Lindenholz jedoch sehr detailreiche Schnitzereien und zeichnet sich durch seine gleichmäßige, helle Farbe aus. Auch Zirbelholz zählt in die Gruppe der Weichhölzer, hat allerdings deutlich mehr Äste und dunkelt nach der Bearbeitung deutlich nach – ein Effekt, der zu bedenken ist, wenn du dir ein bestimmtes Ergebnis wünschst.
Wenn du deine ersten Schnitzereien angefertigt hast und sicher im Umgang mit den Werkzeugen bist, kannst du dich auch an Hartholz wie Ahorn, Eiche oder Buchsbaum wagen. Diese Hölzer sind bei Profis sehr beliebt, denn sie lassen sich mit den feinsten Details verzieren und sind äußerst robust, sodass die fertigen Werke über sehr lange Zeit erhalten bleiben. Aus diesem Grund werden Harthölzer vorwiegend für die Holzbildhauerei und reich verzierte Möbelstücke verwendet.
Hinweis: Unabhängig davon, welches Holz du zum Schnitzen wählst, achte immer darauf, dass der Holzrohling gut durchgetrocknet ist, bevor du mit dem Schnitzen beginnst. Je mehr Feuchtigkeit enthalten ist, umso schwerer ist es, die Holzfasern sauber zu trennen und Risse oder Ausfransungen zu vermeiden.
Welche Werkzeuge brauchst du zum Schnitzen?
Hast du dich entschieden, welches Holz du zum Schnitzen verwenden willst, geht es an die Beschaffung der richtigen Werkzeuge. Zwar kannst du rein theoretisch deine ersten Versuche auch mit einem einfachen Taschenmesser machen, doch das ist mitunter sehr mühsam und kann dir schnell den Spaß am Schnitzen verderben.
Nur mit richtigen Schnitzmessern bekommst du den richtigen Eindruck davon, wie vielseitig und kreativ dieses Handwerk ist. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, dass du dir von Anfang an eine Auswahl verschiedener Schnitzmesser zulegst und dich nicht nur auf ein einziges verlässt. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlich geformter Schneiden, mit denen du die verschiedensten Formen und Details in das Holz schnitzen kannst. Der Abdruck, den die Schneide im Holz hinterlässt, wird Stich genannt. Anhand ihrer Form werden verschiedene Schnitzmesser unterschieden:
- Balleisen: flacher Stich (oft beidseitig angeschliffen) für das Schnitzen von Rundungen
- Flacheisen: schwach gehöhlter Stich und für das Schnitzen von Flächen und die Modellierung leichter Rundungen
- Hohleisen: stark gehöhlte Form für Vertiefungen und weiche, wellenförmige Konturen
- Bohreisen: halbrunde U-Form für Löcher und starke Vertiefungen
- Geißfuß: v-förmiger Stich für scharfe Konturen und kleinste Details
Neben diesen Standardmessern, die in vielen unterschiedlichen Breiten und Größen angeboten werden, gibt es noch eine Reihe von Spezialmessern für besondere Einsatzbereiche und Formen. Dazu gehören zum Beispiel Blumen- und Kanaleisen. Diese sind für die ersten Schritte jedoch noch nicht nötig. Wichtig sind hingegen ein Schraubstock, in den du den Holzrohling einspannen und sicher bearbeiten kannst, ein gut beleuchteter Arbeitsplatz sowie Schleifleder und Polierpaste oder eine Schleifmaschine, um deine Messer regelmäßig nachzuschärfen.
Tipp: Auch wenn der Preis zunächst hoch erscheint, solltest du beim Kauf deiner Schnitzmesser auf Markenware setzen. So kannst du sicher sein, dass die Schneiden gut geschärft sind und aus gehärtetem Stahl bestehen, der weniger schnell verschleißt.
Tipps und Ideen für die ersten Versuche
Am Anfang geht es nicht darum, perfekt zu arbeiten oder gleich anspruchsvolle Holzfiguren zu schnitzen, sondern den Umgang mit Schnitzmessern und Holz zu erlernen. Zunächst musst du ein Gefühl für die einzelnen Werkzeuge entwickeln und herausfinden, welches Messer du für welche Formen verwenden musst und wie stark oder tief du schneiden musst, um ein bestimmtes Ergebnis zu erhalten. Um dir die Arbeit zu erleichtern, könntest du beispielsweise auch einzelne Elemente schnitzen und die einzelnen Elemente verleimen.
Tipp: Um deinem fertigen Kunstwerk das gewisse Etwas zu verleihen, könntest du das Holz auch abflammen oder einölen. Beides dient dem Schutz des Holzes und macht es resistenter.
Von Anfang an sicher und sauber arbeiten
Aus diesem Grund kannst du für die ersten Versuche einen formlosen Holzrohling verwenden, an dem du mit allen Messern verschiedene Schnitttiefen und -formen ausprobierst und deine Schnitztechnik entwickelt bzw. verbesserst. Von Anfang an solltest du dich dabei an die folgenden Regeln halten:
- Wasche dir vor der Arbeit die Hände, um auf dem Holz keine Schmutz- oder Fettflecken zu hinterlassen. Generell solltest du das Holz möglichst nicht direkt berühren. Holzspäne kannst du wegpusten oder mit einem sauberen Pinsel entfernen.
- Bewege das Schnitzmesser immer vom Körper weg, um dich nicht zu verletzen, wenn du einmal abrutschst.
- Führe das Messer immer mit beiden Händen. Mit einer Hand gibst du die Richtung vor, mit der anderen übst du den Druck auf das Holz aus.
- Arbeite immer entlang der Maserung. So verhinderst du, dass das Holz splittert oder einreißt.
- Führe jeden Schnitt von Anfang bis Ende sauber durch. Manchmal ist es verlockend, das letzte Stück herauszubrechen. Das Ergebnis sind ausgefranste Kanten und herausgerissene Späne.
- Schleife das Holz erst ab, wenn du die Arbeit daran beendet hast. Das Schleifpapier hinterlässt kleinste Partikel auf der Oberfläche, die deine Schnitzmesser stumpf machen können.
- Schärfe deine Schnitzmesser regelmäßig nach, um unsaubere Arbeiten und Schäden am Holz zu vermeiden.
Tipp: Schau dir unseren praktischen Ratgeber zum Thema sicheres Arbeiten an.
Die ersten Projekte zum Holz schnitzen: Ideen für Anfänger
Sobald du sicher im Umgang mit den Messern bist und kontrolliert arbeitest, kannst du dich an die ersten richtigen Schnitzereien wagen. Dazu gibt es im Fachhandel Schnitzvorlagen aus Holz, die bereits in der jeweiligen Form vorgefräst wurden, sodass du die Motive „nur noch“ detaillierter bearbeiten musst, um ihnen mehr Tiefe zu geben und sie nach deinem Wunsch zu gestalten.
Als erstes freies Projekt kannst du einfache Alltagsgegenstände wie zu Beispiel eine Obstschale oder einen Holzlöffel schnitzen. Dafür bringst du das Rohholz zunächst mit sehr breiten Flacheisen grob in die gewünschte Form, arbeitest dann die Details heraus und verzierst sie zum Abschluss mit filigranen Mustern. Ein solches Projekt kann besonders beim ersten Mal viel Geduld und einige Wochen Arbeit erfordern. Doch die Herausforderungen, die du dabei bewältigst, helfen dir dabei, deine Fähigkeiten immer weiter zu verbessern – ganz zu schweigen von dem Stolz, den du verspürst, wenn du dein erstes vollständig selbst geschnitztes Werk in den Händen hältst.