Von Gartenmöbeln über Pflanzkübel bis zu Fensterrahmen: In jedem Haushalt finden sich Gebrauchsgegenstände und Deko-Artikel aus Kunststoff. Wenn die Oberfläche langsam ausbleicht oder vergilbt, stellt sich so mancher Heimwerker die Frage: Kann man Plastik bzw. Kunststoff lackieren? Die Antwort lautet: Ja! Worauf es dabei ankommt und wie du Schritt für Schritt vorgehst, erfährst du in diesem Beitrag.
Schritt für Schritt: Kunststoff lackieren
Trage beim Lackieren Handschuhe und eine Atemschutzmaske. Sorge zudem für eine ausreichende Belüftung des Raums. Halte zwischen den einzelnen Arbeitsschritten die vom Hersteller angegebenen Trocknungszeiten ein und lasse das Werkstück gut auslüften.
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Schritt 1: Oberfläche reinigen
Bevor du eine Kunststoffoberfläche lackieren kannst, musst du sie zunächst gründlich reinigen. Für leichte Verschmutzungen reichen Bürste bzw. Schwamm und ein milder Reiniger. Zum Entfernen von Kleber und anderen hartnäckigen Verschmutzungen verwendest du am besten ein alkoholhaltiges Reinigungsmittel und einen Schaber. Trockne die Oberfläche anschließend mit einem Lappen oder Tuch gründlich ab.
Kleinere Risse, Löcher oder Bruchstellen im Kunststoff kannst du vor dem Lackieren ausbessern. Wie es geht, erfährst du im Ratgeber Kunststoff reparieren.
Schritt 2: Oberfläche anschleifen
Nimm das Schleifpapier zur Hand und glätte zunächst Riefen, Kratzer sowie durch UV-Licht spröde gewordene Stellen im Kunststoff. Schleife dann in kreisförmigen Bewegungen die gesamte Oberfläche ab. Säubere das Werkstück anschließend mit Spülmittel. Die Oberfläche sollte komplett staub- und fettfrei sein. Spüle mit klarem Wasser nach.
Schritt 3: Grundierung auftragen
Wenn die Oberfläche getrocknet ist, kannst du sie grundieren. Fange an Ecken und Kanten an und widme dich dann den größeren Flächen. Lasse das Werkstück anschließend nach Herstellerangaben trocknen und auslüften. Ein leichter Zwischenschliff nach der Grundierung verbessert die Haftung und verlängert die Haltbarkeit des Anstrichs.
Schritt 4: Kunststoffoberfläche lackieren
Rühre den Lack mit einem Stab um und trage ihn auf die Oberfläche deines Werkstücks auf. Meist sind mehrere Anstriche notwendig, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen. Die erste Lage sollte dabei möglichst dünn sein. Nach jedem Lackauftrag empfiehlt sich ein Zwischenschliff.
Schritt 5: Oberfläche versiegeln
Optional kannst du die Oberfläche anschließend mit einem Klarlack versiegeln.
Wie lässt sich die Kunststoffart bestimmen?
Bevor du Kunststoff, umgangssprachlich auch als Plastik bezeichnet, lackieren kannst, gilt es herauszufinden, um welche Art es sich handelt. Das hat zwei Gründe: Zum einen haftet nicht jeder Lack gleich gut auf jedem Kunststoff. Zum anderen lassen sich so Gesundheitsrisiken und Gefahrstoffe, die entweder im Lack enthalten sind oder sich aufgrund der Reaktion mit dem Werkstoff entwickeln könnten, vermeiden.
Im Idealfall ist das Kürzel direkt auf dem Produkt aufgebracht. Alternativ findest du die Angabe, um welchen Kunststoff es sich handelt, auf dem Etikett, auf der Verpackung, in der Gebrauchsanweisung, im Beschreibungstext oder im technischen Datenblatt des Herstellers.
Hinweise zur Kunststoffart liefert auch der Recyclingcode. Im Gegensatz zum Kürzel ist die Kennzeichnung mit dem Recyclingcode jedoch freiwillig.
Kürzel | Kunststofftyp | Recyclingcode | ||
---|---|---|---|---|
ABS | Kunststofftyp | Acrylnitril-Butadien-Styrol | Recyclingcode | ABS |
GFK | Kunststofftyp | Glasfaserverstärkter Kunststoff | Recyclingcode | 07 |
MF | Kunststofftyp | Melamin-Formaldehydharz | Recyclingcode | 07 |
PA | Kunststofftyp | Polyamid | Recyclingcode | 07 oder O |
PC | Kunststofftyp | Polycarbonate | Recyclingcode | 07 |
PE-HD | Kunststofftyp | Polyethylen High-Density | Recyclingcode | 02 |
PE-LD | Kunststofftyp | Polyethylen Low-Density | Recyclingcode | 04 |
PET | Kunststofftyp | Polyethylenterephthalat | Recyclingcode | 01 |
PF | Kunststofftyp | Phenol-Formaldehydharz | Recyclingcode | 07 |
PMMA | Kunststofftyp | Polymethylmethacrylat | Recyclingcode | 07 oder O |
PP | Kunststofftyp | Polypropylen | Recyclingcode | 05 |
PS | Kunststofftyp | Polystyrol | Recyclingcode | 06 |
PUR | Kunststofftyp | Polyurethan | Recyclingcode | 07 |
PVC-HD | Kunststofftyp | Polyvinylchlorid High-Density | Recyclingcode | 03 |
PVC-LD | Kunststofftyp | Polyvinylchlorid Low-Density | Recyclingcode | 03 |
Nützliche Hintergrundinformationen zu den einzelnen Kunststoffarten, ihren Eigenschaften und Einsatzgebieten findest du im Ratgeber Kunststoffe.
Tipp: Wenn sich der Kunststoff nicht eindeutig bestimmen lässt, hilft nur eine Lackierprobe an einer unauffälligen Stelle. Trage zunächst einen Haftvermittler auf und teste dann, ob der gewünschte Lack hält. Verwende aber keine lösemittelhaltigen Produkte, da sie den Kunststoff angreifen könnten.
Welche Kunststoffe sind lackierbar?
Am besten lassen sich harte und stabile Kunststoffe mit einer nicht allzu glatten Oberfläche lackieren. Dazu gehören Kunststoffmöbel, Regenwassertanks, Tür- und Fensterrahmen, Türen, Mülltonnen, Pflanzgefäße, Vasen, Deko-Figuren und Paneele.
Auf Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) halten Lacke hingegen nur schlecht. Möchtest du diese Kunststoffe trotzdem streichen, benötigst du einen speziellen Haftgrund. Schwierigkeiten bereiten zudem weiche Mischungen aus Polyvinylchlorid (PVC) und elastischen Kunststoffen. Die Haftung lässt sich verbessern, indem du die Oberfläche verfestigst – etwa mit Haftvermittlern, Füllern oder Plastikspachtel. Alternativ kannst du die Kunststoffe auch mit Folie bekleben, sofern es die Form zulässt.
Was ist beim Lackieren von Kunststoffen zu beachten?
Kunststoffe besitzen im Gegensatz zu anderen Werkstoffen eine absolut porenfreie Oberfläche, die Farbpigmente nur schwer aufnimmt. Der Untergrund ist entsprechend vorzubehandeln. Generell sollten alle Kunststoffoberflächen angeschliffen werden. Dafür eignet sich Schleifpapier mit einer sehr feinen Körnung. Ist Altlack zu entfernen, empfehlen sich Körnungen von 120 bis 180.
Auf nackten Kunststoffoberflächen ist zudem eine Grundierung (Haftvermittler oder Primer) notwendig. Er sorgt für eine bessere Haftung des Lacks. Es empfiehlt sich, Grundierung und Lack vom selben Hersteller zu verwenden. So stellst du sicher, dass die Produkte optimal aufeinander abgestimmt sind. Es gibt auch 2-in-1 Lackierungen, die Grundierung und Farbe miteinander kombinieren.
Welcher Lack haftet auf Kunststoff?
Handelsübliche Kunststofflacke halten meist auf sehr vielen Kunststoffarten.
Geeignet sind beispielsweise:
- Zweikomponentenlacke (2K-Lacke): Sie bestehen aus verschiedenen Komponenten, die nach dem Lackieren miteinander oder mit der Luft reagieren. 2K-Lacke sind widerstandsfähig, kratz- und schlagfest.
- Wasserlösliche Acryllacke: Sie sind geruchsarm und dünsten beim Trocknen weniger Schadstoffe aus als Kunstharzlacke. Besonders umweltfreundliche Produkte erkennst du am Blauen Engel.
- Alkyd- bzw. Kunstharzlacke: Sie decken sehr gut und ergeben glatte, haltbare Oberflächen.
Möchtest du Küchenfronten mit Kunststoffbeschichtung streichen, dann bietet sich ein spezieller Küchenlack an. Für PVC-Böden benötigst du dagegen einen Lack, der besonders abriebfest und dehnbar ist. Das Produkt sollte einen Reißdehnungsgrad von mindestens 200 % besitzen. Beachte zudem die Angaben zur Zäh-Elastizität und zum Temperaturbereich.
Mit welchen Techniken kann ich Kunststoff lackieren?
Zum Lackieren von Kunststoffoberflächen kannst du einen Lackpinsel, eine Lackrolle, einen Schwamm oder Sprühlack nutzen. Mit den unterschiedlichen Techniken erzielst du unterschiedliche Ergebnisse:
- Lackpinsel: Kleinere Flächen, Ecken, Wölbungen oder Kleinteile aus Plastik lassen sich am besten mit einem Pinsel streichen. Wasche neue Pinsel vorher gut aus und entferne die lockeren Borsten. Arbeite immer in die gleiche Richtung, so vermeidest du sichtbare Pinselstriche.
- Lackrolle: Große ebene Flächen wie Küchenfronten aus Kunststoff lackierst du am besten mit einer kurzflorigen Lackrolle. Streiche zügig und in langen Bahnen.
- Sprühlack: Mit Sprühlack lassen sich auch schwer erreichbare Stellen – etwa bei Gartenmöbeln – bedecken. Halte beim Sprühen einen Abstand von ca. 20 cm ein und führe die Sprühdose in gleichmäßigen Bewegungen von rechts nach links oder umgekehrt über die Oberfläche. Lass das Werkstück zwischen den einzelnen Farbaufträgen gut trocknen. Mit einem Sprühpistolenaufsatz erzielst du ein gleichmäßigeres Ergebnis.
- Schwamm: Interessante Texturen und Muster erhältst du, indem du den Lack mit einem Schwamm auf die Kunststoffoberfläche auftupfst. Gehe dabei nicht mehr als zweimal über die gleiche Stelle, sonst löst sich der Lack ab. Wiederhole den Farbauftrag zwei- bis dreimal. Du kannst auch mehrere Farben verwenden.
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