Ratgeber

Kunststoff lackieren: Anleitung und Praxistipps

frau malt einen Kunststoff Planzentopf Gelb an
Lesezeit 6 Minuten
Inhalt:
Schwierigkeitsgrad: mittel
Dauer: je nach Größe des Gegenstands bzw. der Fläche
Material: geeigneter Lack, eventuell Grundierung, Atemschutzmaske, Handschuhe, Lackpinsel oder Lackrolle, Bürste, Schwamm, Reinigungsmittel, Lappen oder Tuch, Lackwanne, Rührstab, Schleifpapier mit 220er- oder 330er-Körnung

Von Gartenmöbeln über Pflanzkübel bis zu Fensterrahmen: In jedem Haushalt finden sich Gebrauchsgegenstände und Deko-Artikel aus Kunststoff. Wenn die Oberfläche langsam ausbleicht oder vergilbt, stellt sich so mancher Heimwerker die Frage: Kann man Plastik bzw. Kunststoff lackieren? Die Antwort lautet: Ja! Worauf es dabei ankommt und wie du Schritt für Schritt vorgehst, erfährst du in diesem Beitrag.


Schritt für Schritt: Kunststoff lackieren

Trage beim Lackieren Handschuhe und eine Atemschutzmaske. Sorge zudem für eine ausreichende Belüftung des Raums. Halte zwischen den einzelnen Arbeitsschritten die vom Hersteller angegebenen Trocknungszeiten ein und lasse das Werkstück gut auslüften.


Schritt 1: Oberfläche reinigen

Bevor du eine Kunststoffoberfläche lackieren kannst, musst du sie zunächst gründlich reinigen. Für leichte Verschmutzungen reichen Bürste bzw. Schwamm und ein milder Reiniger. Zum Entfernen von Kleber und anderen hartnäckigen Verschmutzungen verwendest du am besten ein alkoholhaltiges Reinigungsmittel und einen Schaber. Trockne die Oberfläche anschließend mit einem Lappen oder Tuch gründlich ab.

Kleinere Risse, Löcher oder Bruchstellen im Kunststoff kannst du vor dem Lackieren ausbessern. Wie es geht, erfährst du im Ratgeber Kunststoff reparieren.

Schritt 2: Oberfläche anschleifen

Kunststoff abschleifen

Nimm das Schleifpapier zur Hand und glätte zunächst Riefen, Kratzer sowie durch UV-Licht spröde gewordene Stellen im Kunststoff. Schleife dann in kreisförmigen Bewegungen die gesamte Oberfläche ab. Säubere das Werkstück anschließend mit Spülmittel. Die Oberfläche sollte komplett staub- und fettfrei sein. Spüle mit klarem Wasser nach.

Schritt 3: Grundierung auftragen

Wenn die Oberfläche getrocknet ist, kannst du sie grundieren. Fange an Ecken und Kanten an und widme dich dann den größeren Flächen. Lasse das Werkstück anschließend nach Herstellerangaben trocknen und auslüften. Ein leichter Zwischenschliff nach der Grundierung verbessert die Haftung und verlängert die Haltbarkeit des Anstrichs.

Schritt 4: Kunststoffoberfläche lackieren

Fensterrahmen wird weiß gestrichen

Rühre den Lack mit einem Stab um und trage ihn auf die Oberfläche deines Werkstücks auf. Meist sind mehrere Anstriche notwendig, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen. Die erste Lage sollte dabei möglichst dünn sein. Nach jedem Lackauftrag empfiehlt sich ein Zwischenschliff.

Schritt 5: Oberfläche versiegeln

Optional kannst du die Oberfläche anschließend mit einem Klarlack versiegeln.


Wie lässt sich die Kunststoffart bestimmen?

kleine grüne Kunststoffteilchen

Bevor du Kunststoff, umgangssprachlich auch als Plastik bezeichnet, lackieren kannst, gilt es herauszufinden, um welche Art es sich handelt. Das hat zwei Gründe: Zum einen haftet nicht jeder Lack gleich gut auf jedem Kunststoff. Zum anderen lassen sich so Gesundheitsrisiken und Gefahrstoffe, die entweder im Lack enthalten sind oder sich aufgrund der Reaktion mit dem Werkstoff entwickeln könnten, vermeiden.

Im Idealfall ist das Kürzel direkt auf dem Produkt aufgebracht. Alternativ findest du die Angabe, um welchen Kunststoff es sich handelt, auf dem Etikett, auf der Verpackung, in der Gebrauchsanweisung, im Beschreibungstext oder im technischen Datenblatt des Herstellers.

Hinweise zur Kunststoffart liefert auch der Recyclingcode. Im Gegensatz zum Kürzel ist die Kennzeichnung mit dem Recyclingcode jedoch freiwillig.

Kürzel

Kunststofftyp

Recyclingcode

ABS

Kunststofftyp

Acrylnitril-Butadien-Styrol

Recyclingcode

ABS

GFK

Kunststofftyp

Glasfaserverstärkter Kunststoff

Recyclingcode

07

MF

Kunststofftyp

Melamin-Formaldehydharz

Recyclingcode

07

PA

Kunststofftyp

Polyamid

Recyclingcode

07 oder O

PC

Kunststofftyp

Polycarbonate

Recyclingcode

07

PE-HD

Kunststofftyp

Polyethylen High-Density

Recyclingcode

02

PE-LD

Kunststofftyp

Polyethylen Low-Density

Recyclingcode

04

PET

Kunststofftyp

Polyethylenterephthalat

Recyclingcode

01

PF

Kunststofftyp

Phenol-Formaldehydharz

Recyclingcode

07

PMMA

Kunststofftyp

Polymethylmethacrylat

Recyclingcode

07 oder O

PP

Kunststofftyp

Polypropylen

Recyclingcode

05

PS

Kunststofftyp

Polystyrol

Recyclingcode

06

PUR

Kunststofftyp

Polyurethan

Recyclingcode

07

PVC-HD

Kunststofftyp

Polyvinylchlorid High-Density

Recyclingcode

03

PVC-LD

Kunststofftyp

Polyvinylchlorid Low-Density

Recyclingcode

03


Nützliche Hintergrundinformationen zu den einzelnen Kunststoffarten, ihren Eigenschaften und Einsatzgebieten findest du im Ratgeber Kunststoffe.

Tipp: Wenn sich der Kunststoff nicht eindeutig bestimmen lässt, hilft nur eine Lackierprobe an einer unauffälligen Stelle. Trage zunächst einen Haftvermittler auf und teste dann, ob der gewünschte Lack hält. Verwende aber keine lösemittelhaltigen Produkte, da sie den Kunststoff angreifen könnten.


Welche Kunststoffe sind lackierbar?

lackierte Regentonne neben Schuppen

Am besten lassen sich harte und stabile Kunststoffe mit einer nicht allzu glatten Oberfläche lackieren. Dazu gehören Kunststoffmöbel, Regenwassertanks, Tür- und Fensterrahmen, Türen, Mülltonnen, Pflanzgefäße, Vasen, Deko-Figuren und Paneele.

Auf Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) halten Lacke hingegen nur schlecht. Möchtest du diese Kunststoffe trotzdem streichen, benötigst du einen speziellen Haftgrund. Schwierigkeiten bereiten zudem weiche Mischungen aus Polyvinylchlorid (PVC) und elastischen Kunststoffen. Die Haftung lässt sich verbessern, indem du die Oberfläche verfestigst – etwa mit Haftvermittlern, Füllern oder Plastikspachtel. Alternativ kannst du die Kunststoffe auch mit Folie bekleben, sofern es die Form zulässt.


Was ist beim Lackieren von Kunststoffen zu beachten?

Kunststoffe besitzen im Gegensatz zu anderen Werkstoffen eine absolut porenfreie Oberfläche, die Farbpigmente nur schwer aufnimmt. Der Untergrund ist entsprechend vorzubehandeln. Generell sollten alle Kunststoffoberflächen angeschliffen werden. Dafür eignet sich Schleifpapier mit einer sehr feinen Körnung. Ist Altlack zu entfernen, empfehlen sich Körnungen von 120 bis 180.

Auf nackten Kunststoffoberflächen ist zudem eine Grundierung (Haftvermittler oder Primer) notwendig. Er sorgt für eine bessere Haftung des Lacks. Es empfiehlt sich, Grundierung und Lack vom selben Hersteller zu verwenden. So stellst du sicher, dass die Produkte optimal aufeinander abgestimmt sind. Es gibt auch 2-in-1 Lackierungen, die Grundierung und Farbe miteinander kombinieren.


Welcher Lack haftet auf Kunststoff?

Pinsel lehnt gegen Dose auf Malervließ

Handelsübliche Kunststofflacke halten meist auf sehr vielen Kunststoffarten.

Geeignet sind beispielsweise:

  • Zweikomponentenlacke (2K-Lacke): Sie bestehen aus verschiedenen Komponenten, die nach dem Lackieren miteinander oder mit der Luft reagieren. 2K-Lacke sind widerstandsfähig, kratz- und schlagfest.
  • Wasserlösliche Acryllacke: Sie sind geruchsarm und dünsten beim Trocknen weniger Schadstoffe aus als Kunstharzlacke. Besonders umweltfreundliche Produkte erkennst du am Blauen Engel.
  • Alkyd- bzw. Kunstharzlacke: Sie decken sehr gut und ergeben glatte, haltbare Oberflächen.

Möchtest du Küchenfronten mit Kunststoffbeschichtung streichen, dann bietet sich ein spezieller Küchenlack an. Für PVC-Böden benötigst du dagegen einen Lack, der besonders abriebfest und dehnbar ist. Das Produkt sollte einen Reißdehnungsgrad von mindestens 200 % besitzen. Beachte zudem die Angaben zur Zäh-Elastizität und zum Temperaturbereich.


Mit welchen Techniken kann ich Kunststoff lackieren?

Kind besprüht Fahrradhelm mit rotem Sprühlack

Zum Lackieren von Kunststoffoberflächen kannst du einen Lackpinsel, eine Lackrolle, einen Schwamm oder Sprühlack nutzen. Mit den unterschiedlichen Techniken erzielst du unterschiedliche Ergebnisse:

  • Lackpinsel: Kleinere Flächen, Ecken, Wölbungen oder Kleinteile aus Plastik lassen sich am besten mit einem Pinsel streichen. Wasche neue Pinsel vorher gut aus und entferne die lockeren Borsten. Arbeite immer in die gleiche Richtung, so vermeidest du sichtbare Pinselstriche.
  • Lackrolle: Große ebene Flächen wie Küchenfronten aus Kunststoff lackierst du am besten mit einer kurzflorigen Lackrolle. Streiche zügig und in langen Bahnen.
  • Sprühlack: Mit Sprühlack lassen sich auch schwer erreichbare Stellen – etwa bei Gartenmöbeln – bedecken. Halte beim Sprühen einen Abstand von ca. 20 cm ein und führe die Sprühdose in gleichmäßigen Bewegungen von rechts nach links oder umgekehrt über die Oberfläche. Lass das Werkstück zwischen den einzelnen Farbaufträgen gut trocknen. Mit einem Sprühpistolenaufsatz erzielst du ein gleichmäßigeres Ergebnis.
  • Schwamm: Interessante Texturen und Muster erhältst du, indem du den Lack mit einem Schwamm auf die Kunststoffoberfläche auftupfst. Gehe dabei nicht mehr als zweimal über die gleiche Stelle, sonst löst sich der Lack ab. Wiederhole den Farbauftrag zwei- bis dreimal. Du kannst auch mehrere Farben verwenden.

Weitere Lackier-Tipps gesucht? Sieh dir an, wie du Deko-Artikel bunt lackieren oder Möbel lackieren kannst.


Mehr Ratgeber zum Thema Heimwerkerpraxis

Schweißer im Stahlbau arbeitet mit einem WIG Schweißgerät
Ratgeber

Schweißverfahren

Es gibt verschiedene Schweißverfahren, mit denen sich unterschiedliche Ergebnisse erzielen lassen. Hier erfährst du, welche Arten von Schweißen es gibt und worin der Unterschied zwischen ihnen besteht.
Weiterlesen
Zerschnittenes Acrylglas
Holz beizen mit Pinsel

Das könnte dich auch interessieren

Untergrund wird mit Schleifpapier geschliffen
Sortiment

Schleifpapier

graues Regal aus Kunststoff
Sortiment

Kunststoffregale