Einen eigenen Obstbaum oder gar einen ganzen Obstgarten zu haben, ist für viele (Hobby-)Gärtner ein Traum. Immer frisches Obst aus dem eigenen Anbau – zum Snacken, Backen oder Kochen. Damit du lange etwas von deinen Fruchtlieferanten hast, musst du die Obstbäume regelmäßig zurückschneiden. Wann und wie man Obstbäume richtig schneidet und warum das überhaupt so wichtig ist, erfährst du in diesem Ratgeber von toom Baumarkt.
Warum sollte man Obstbäume schneiden?
Für den Erhalt deines Obstgartens gehört es dazu, die einzelnen Bäume und Sträucher zurückzuschneiden. Das sorgt dafür, dass sie auch weiterhin gesund wachsen und für reichlich Ertrag sorgen. Junge Obstbäume muss man zurückschneiden, damit sie gut gedeihen und ihre Form halten können, ältere Obstbäume benötigen Rückschnitte, damit sie jung und gesund bleiben. So müssen kranke, blühfaule, abgestorbene und wilde Triebe in regelmäßigen Abständen entfernt werden, um neuen Trieben Platz zu machen, die wiederum für eine gute Ernte sorgen.
Wann sollte man Obstbäume schneiden?
Der richtige Zeitpunkt, um Obstbäume zu schneiden, hängt von der jeweiligen Art des Obstes ab. Nahezu alle Obstbäume sollten jährlich geschnitten werden – für den besten Zeitpunkt im Gartenkalender unterteilt man die Bäume in Kern- und Steinobst.
Wichtig: Gehölzschnitte sind laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 1. März bis zum 30. September verboten und es drohen hohe Bußgelder bis in den fünfstelligen Bereich. Grund hierfür ist, dass in dieser Zeit Vögel brüten. Die Schonzeit muss daher unbedingt beachtet werden. Allerdings geht es hier um radikale Rückschnitte oder Rückschnitte bis in die verholzten Triebe – oberflächliche Form- und Pflegeschnitte dürfen ganzjährig durchgeführt werden, doch sollten die Gehölze vor dem Schneiden auf tierische Bewohner überprüft werden.
Obstbaumschnitt bei Kernobst
Kernobst wie Apfelbäume, Birnbäume und Quittenbäume schneidet man am besten im späten Winter bzw. zeitigen Frühjahr zurück – je nach Schnittstärke im Februar oder März (unter Beachtung der Schonzeit). Diese stark wachsenden Obstbäume solltest du nicht zu früh schneiden, damit sie im Frühjahr nicht übermäßig stark wachsen. Der Obstbaumschnitt ist auch bei Frost möglich – bis minus 5 Grad sogar ohne Bruchgefahr der Triebe.
Obstbaumschnitt bei Steinobst
Da Steinobst anfälliger für Krankheiten ist, die sich im Winter leichter ausbreiten können, werden Obstbäume wie Kirschbäume, Pflaumenbäume und Mirabellenbäume im Sommer direkt nach der Ernte zurückgeschnitten. Beachte jedoch die Schonzeit und verzichte auf einen radikalen Schnitt. Eine Ausnahme bildet der Pfirsichbaum: Da dieser „wahre“ und „falsche“ Fruchttriebe ausbildet, die man erst beim Austrieb unterscheiden kann, musst du mit dem Rückschnitt bis zum Frühjahr warten, um nicht die falschen Triebe zu entfernen.
Werkzeug für das Schneiden von Obstbäumen
Für einen reibungslosen Rückschnitt deiner Obstbäume benötigst du mindestens eine Säge und eine Garten- oder Astschere. Infrage kommen sowohl Klapp- als auch Bügelsägen. Für dünnere Äste eignen sich Amboss- und Bypass-Scheren. Für das Nachbessern von Schnittkanten solltest du außerdem ein scharfes Taschenmesser zur Hand haben sowie eine Leiter, damit du alle Äste gut erreichst. Damit du beim Obstbaumschnitt keine Bakterien in die Schnittwunden bringst, sollten deine Werkzeuge außerdem vor dem Rückschnitt mit Alkohol desinfiziert werden.
- Klappsäge
Sie ist kompakt und eignet sich besonders für schwer zugängliche Äste. - Bügelsäge
Mit ihr kannst du sehr präzise und nah am Astring sägen. - Amboss-Schere
Diese eignet sich besonders für harte und trockene Triebe, da die Klinge nicht eingeklemmt wird. Sie drückt auf ein Gegenstück aus Kunststoff. - Bypass-Schere
Durch die zwei Klingen gelingt eine sehr genaue Schnittführung. Sie eignet sich vor allem für lebendes Holz. - Taschenmesser
Ausgerissene Schnittflächen solltest du mit einem Taschenmesser begradigen, um eine schnelle Wundheilung zu fördern. - Baumwachs
Wundränder kannst du mit Baumwachs einstreichen, damit diese nicht austrocknen. Die Schnittflächen sollten jedoch frei bleiben und von selbst heilen, da Wundverschlüsse häufig Gegenteiliges bewirken und einen Pilzbefall begünstigen.
Tipp: Baumsägen und Astscheren gibt es auch mit Verlängerungen, sodass du nicht zwingend auf eine Leiter angewiesen bist.
Die perfekte Obstbaumkrone
Damit das Baumobst gut reifen kann, ist eine optimal geformte Baumkrone wichtig. Eine alte Gärtnerregel besagt, dass man durch einen geschnittenen Apfelbaum einen Hut werfen können muss. Ganz so genau muss man es zwar nicht nehmen, doch es ist durchaus wichtig, dass die Krone von Obstbäumen luftig ist.
Das hat zwei entscheidende Vorteile:
- Die Baumkrone kann nach dem Regen schneller trocknen, was den Baum weniger anfällig für Pilzkrankheiten und Schädlinge macht.
- Eine lichte Baumkrone versorgt außerdem tiefer liegende Früchte mit viel Licht, was für größeres und reiferes Obst sorgen kann.
Der ideale Aufbau einer Obstbaumkrone wird auch als Pyramidenkrone bezeichnet. Der Baum besitzt einen durchgehenden Mitteltrieb, an dem drei bis vier seitliche Hauptäste – sogenannte Leitäste – sitzen. Diese sollten alle auf derselben Höhe enden und der Mitteltrieb sollte diese Oberkante um etwa 10 bis 20 Zentimeter überragen. Diese Form nennt man „Saftwaage“.
Obstbäume richtig schneiden
Nachfolgend findest du eine Anleitung für den Obstbaumschnitt. Grundsätzlich gilt es einige Tipps beim Rückschnitt von Bäumen zu beachten, damit dieser erfolgreich ist.
- Schneide von Groß nach Klein: erst starke Äste, dann mittelstarke Zweige und zuletzt dünne Triebe.
- Entferne Triebe mit flachen Knospen, die nur Holz bilden – erhalte stattdessen wertvolle Fruchttriebe mit dickeren Knospen.
- Kranke, abgestorbene und beschädigte Triebe sollten immer entfernt werden.
- Kappe Triebe, an denen die Knospen nach außen wachsen, knapp über der Knospe.
- Markiere zu erhaltende Äste mit einem Band, um diese nicht versehentlich abzuschneiden.
- Große, schwere Äste solltest du in mehreren Etappen zurückschneiden, damit diese nicht ausreißen.
- Äste sollten direkt hinter dem Astring abgesägt werden.
- Steile Triebe tragen nicht – entferne diese, binde sie herunter oder beschwere sie, damit sich Blüten- statt Triebknospen bilden können.
Tipp: Vermeide den sogenannten Hausmeisterschnitt, bei dem Bäume und Sträucher radikal, aber nur oberflächlich in Form geschnitten werden, ohne sie mit System einzukürzen.
Die verschiedenen Schnittarten
Pflanzschnitt
Dieser erfolgt direkt nach dem Pflanzen des Obstbaums und sorgt dafür, dass die Energie in das Wachstum gesteckt wird. Bereits beim Pflanzschnitt solltest du auf die Saftwaage achten.
Erziehungsschnitt
Der Erziehungsschnitt erfolgt ab dem zweiten Pflanzjahr für mehrere Jahre. Hier solltest du ebenfalls auf die Saftwaage achten und die Krone auslichten. Entferne überflüssige Triebe, die parallel zu den Leittrieben wachsen, sich überkreuzen oder nach innen wachsen.
Erhaltungsschnitt
Ab etwa zehn Jahren sollte ein jährlicher Erhaltungsschnitt erfolgen. Er sorgt für eine höhere Fruchtbarkeit. Entferne zuerst Konkurrenztriebe, die Mittel- und Leittriebe überragen. Schneide anschließend senkrecht wachsende Wasserschosse mit einem Schnitt am Astring. Alle weiteren Triebe, die die Ernte behindern, werden ebenfalls abgeschnitten: nach innen gewachsene, dichte, tief hängende, gekreuzte und abgestorbene Triebe.
Verjüngungsschnitt
Wenn die Ernte immer kleiner wird, muss man alte Obstbäume schneiden und verjüngen. Schneide hierzu alle Leittriebe radikal zurück, lichte die Baumkrone aus und gehe ansonsten wie beim Erhaltungsschnitt vor. Schon im Folgejahr sollte der Ertrag wieder höher ausfallen.
Tipp: Wenn die senkrechten Wasserschosse im Juni noch ganz frisch sind, kannst du diese mit einem kräftigen Ruck einfach ausreißen. Das sorgt für eine kleinere Wunde und langsameres Nachwachsen als das Abschneiden im Winter.
Sonderfall: Säulenobst schneiden
Beim Säulenobst wird das Fruchtholz direkt am Stamm gebildet, sodass die Schnittmaßnahmen etwas anders ausfallen als bei normalen Obstbäumen mit Krone. Schneide im Frühsommer alle längeren Seitentriebe auf etwa 10 bis 15 Zentimeter über einer Knospe zurück – bei Säulenäpfeln sogar bis zum Astring am Stamm. Der Mitteltrieb darf erst nach ein paar Jahren eingekürzt werden, damit das Säulenobst eine gewisse Höhe erreichen kann.
Schnittgut verwerten
Nach dem erfolgreichen Obstbaumschnitt hast du nun allerhand Schnittgut. Dieses kannst du praktischerweise weiterverwerten. Mit einem Häcksler machst du aus dem Schnittabfall Mulch, mit dem du Beete schützen kannst. Starke Äste kannst du als Pflanzstab oder Rankhilfe weiterverwenden oder auch eine Beetbegrenzung oder einen kleinen Zaun bauen. Manches Holz kann auch für den Kamin getrocknet werden oder als Insekten- und Kleintierparadies in einer Ecke im Garten dienen. Hast du keine Verwertung für das Schnittgut, entsorge es auf jeden Fall über den Kompost.