Eines vorab: Putz entfernen ist keine besonders angenehme Arbeit. Möchtest du alten Putz von Wänden entfernen, brauchst du etwas handwerkliches Geschick und in jedem Fall Kraft in Armen und Händen – egal, ob du Werkzeug und/oder Maschinen verwendest. Ansonsten ist das Entfernen von Putz aber kein Hexenwerk und in vielen Fällen in Eigenregie machbar. Unsere Anleitung zeigt dir, wie du dabei Schritt-für-Schritt am besten vorgehst.
Generell gilt: Gehe vorsichtig zu Werke, damit du das Mauerwerk bzw. die unter dem Putz liegenden Schichten nicht (übermäßig) beschädigst. Entferne stets alle Putzreste, alle losen, lockeren und mürben Teile sowie sandende und kreidende Untergründe rückstandslos. Das Gleiche gilt für eventuelle Kalkablagerungen, Salzausblühungen und Schimmelbeläge. Erhalte auch weiter hilfreiche Tipps rund um das Thema Wand & Decke.
Für leichte Fälle: Hammer und Meißel
Liegt der Putz nur lose auf dem Mauerwerk? Dann kannst du es mit Hammer und Meißel versuchen und musst nicht gleich in eine Maschine investieren, die den alten Putz entfernt. So geht's:
- Du brauchst einen geeigneten Mund- und Augenschutz (Staubmaske und Schutzbrille), denn die Staubentwicklung kann sehr stark sein! Außerdem empfehlen wir Handschuhe und einen Gehörschutz.
- Schütze dich vor Stromunfällen, indem du die Sicherungen ausschaltest und mit einem Spannungsprüfer („Phasenprüfer“) prüfst, ob die Anschlüsse (z. B. Steckdosen) tatsächlich spannungsfrei sind.
- Arbeitest du in Innenräumen? Dann entferne alle Möbel oder decke sie zumindest sorgfältig mit Malerfolie ab und dichte alles mit Klebeband ab. Die Bodenbeläge bedeckst du ebenfalls – am besten mit Packdecken oder Bauvlies, das du mit Klebeband befestigst.
- Entferne Fußleisten und Kunststoffabdeckungen von Steckdosen und Lichtschaltern. Schließ die Türen oder hänge die Türöffnungen mit Folie ab.
- Bist du ungeübt im Umgang mit Hammer und Meißel? Dann übe die Handhabung zunächst an einer unauffälligen Stelle: Halte den Flach- oder Breitmeißel möglichst parallel zur Wand und schlage wiederholt mit dem Hammer darauf, bis du ein Gefühl für Werkzeug und Putz bekommst.
- Wenn du bereit bist, beginnst du in der Raummitte und arbeitest dich langsam in Richtung der Ecken vor. Arbeite zunächst mit moderatem Krafteinsatz und taste dich an die passende Dosierung heran.
- Sobald du auf das Mauerwerk (z. B. Ziegel) stößt, führst du den Meißel behutsam daran entlang, damit du es nicht beschädigst.
- Ist der Putz entfernt, kannst du mit einer groben und einer feinen Drahtbürste nacharbeiten, um die Wand für den neuen Putz vorzubereiten.
Kleine Schäden sind nicht schlimm
Wenn du den Unterputz hier und da etwas beschädigst, ist das nicht so schlimm. Gänzlich lässt sich das praktisch nie vermeiden. Achte aber darauf, dass die Schäden so gering wie möglich ausfallen. Das erspart dir beim Neuverputzen Arbeit, wobei du die Schäden einfach mit ausbesserst. Wichtiger ist, dass du keine Leitungen beschädigst und herausziehst. Auch die Verlegungsschlitze offengelegter Unterputzleitungen solltest du intakt lassen. Bleibt alles an seinem Platz, kannst du es nach den Arbeiten einfach weiterverwenden.
Maschinen für härtere Fälle
Haftet der Putz sehr fest am Mauerwerk? Dann kannst du versuchen, ihn mit einem Bohrhammer oder Meißelhammer zu entfernen. Der Ablauf ist der Gleiche wie oben beschrieben. Führt auch das nicht zum Erfolg, ist eine Putzfräse mit Absaugvorrichtung das Mittel der Wahl. Ihre kleinen, sternförmigen Fräsräder aus Hartmetall arbeiten sehr präzise im nieder- bis mitteltourigen Drehzahlbereich. Du kannst die meisten Arten von Putz effizient von Wänden entfernen, indem du einfach mit der Fräse daran entlangfährst. Für harten Zementputz oder Beton sind Diamantaufsätze erhältlich.
Für große Flächen kommt auch eine Druckluftlanze oder ein Betonschleifer infrage. Allerdings eignet sich Letzterer eher zum Glattschleifen als zum Entfernen von Putz. Mit dem größeren Schleifteller arbeitest du zudem langsamer und ungenauer als mit einer Putzfräse. Zudem musst du beim Betonschleifer die Drehzahl genau im Blick behalten. Läuft er unrund, musst du ihn gegebenenfalls erst auswuchten. Ein Langhalsschleifer („Giraffe“) ist ebenfalls geeignet – und wenn du nur einen Schwing- oder Bandschleifer zur Hand hast, kannst du auch dieses Gerät verwenden, obwohl es eher für Holz und Kunststoff ausgelegt ist.
Nicht vergessen: Wenn du mit Elektrowerkzeugen arbeitest, holst du dir den Strom dafür mit einer robusten Kabelverlängerung oder -rolle aus einem anderen Raum. Den Strom im Arbeitsraum hast du ja schließlich abgestellt.
Passende Produkte
Maschinen kaufen oder leihen?
Ein Gerät zum Entfernen von Putz musst du nicht unbedingt kaufen. Eventuell kannst du es günstig im Fachhandel oder in einem Baumarkt ausleihen. Wenn du mit einem Betonschleifer oder einem anderen schnell rotierenden Schleifgerät mit hoher Drehzahl arbeitest, solltest du zudem unbedingt eine geeignete Absaugeinrichtung einsetzen – zum Beispiel eine Absaughaube. Eine solche Vorrichtung lässt sich oft nachrüsten. Den Haushaltsstaubsauger lässt du dabei besser außen vor, denn Baustaub dieser Art würde er sehr wahrscheinlich nicht überleben.
Multi-Tool gegen Roll- und Dekorputz
Möchtest du Rollputz und wenig grobkörnigen Dekorputz entfernen, trägst du am besten so lange Wasser mit einem Schwamm auf den Putz auf, bis er durchgeweicht ist. Bestenfalls genügt dann ein Spachtel oder Schaber, um den alten Putz zu entfernen.
Je fester der Putz sitzt und je höher der Anteil an Kunstharzen im Roll- oder Dekorputz ist, desto eher kapitulieren allerdings die vorgenannten Werkzeuge und Maschinen. Derartigen Putz entfernst du nach dem Durchweichen am besten mit einem Multifunktionswerkzeug (Multi-Tool; Oszillationswerkzeug), das sich dank verschiedener Aufsätze zum Schaben, Schneiden, Polieren und Entfernen eignet und im besten Fall mehrere Geschwindigkeitsstufen aufweist. Optional kann ein elektrischer Schaber helfen.
Eine Ausnahme besteht übrigens bei sehr grobkörnigem Dekorputz. Hier wendest du kein Wasser an, sondern greifst am besten direkt zur Schleifmaschine. Lege grobes Schleifpapier auf und arbeite dich langsam und behutsam die trockene Wand entlang. Passe den Druck entsprechend an, damit du das Mauerwerk unter dem Putz nicht beschädigst.
Was ist Putz eigentlich genau?
Putze sind robuste Wandbeläge, die aus Putzmörtel oder einem ähnlichen Beschichtungsstoff sowie aus einem Bindemittel wie Kalk, Zement oder Lehm bestehen. Ferner unterscheidet man Innenputze und Außenputze.
Innenputze werden vor allem zur Gestaltung von Innenwänden aufgebracht. Dabei steht der ästhetische Aspekt im Vordergrund. Nach dem Aufbringen des ein- oder mehrlagigen Grundputzes, der den Untergrund ebnet, wird meist ein Oberputz aufgetragen, der anschließend gestrichen oder tapeziert wird.
Eine beliebte Alternative zu Anstrich und Tapete sind sogenannte Dekorputze, die du in verschiedenen Farben bekommst. Auch für diese Variante wird im ersten Schritt ein Grundputz aufgetragen (alternativ: verspachtelte Gipsplatten), um einen ebenen Grund zu schaffen. Anschließend wird der Dekorputz – Rollputz oder Reibeputz – mit einer Farbrolle oder Maurerkelle aufgetragen. Der Oberputz lässt sich dann mittels verschiedener Techniken strukturieren und gestalteten, sodass eine ansprechende Oberfläche entsteht.
Außenputze haben vor allem eine bauphysikalische Funktion: Sie dienen als Schutz vor Regen, Schnee und Kälte. Eine sorgfältig aufgebrachte, funktionierende Putzfassade ist dementsprechend wichtig.
Wann sollte man alten Putz entfernen?
Du solltest alten Putz von Wänden entfernen, sobald er nicht mehr tragfähig ist und abplatzt oder bröckelt. Ebenso solltest du den Putz entfernen, wenn er aufgrund von Feuchtigkeit „ausblüht“. Ausblühung (auch: Effloreszenz) bedeutet, dass sich auf der Wandoberfläche zunächst pulverförmige oder kristalline Ablagerungen und später schlierenähnliche Verwaschungen bilden. Sie entstehen durch den Feuchtigkeitstransport von Salzen aus dem Wandinneren und deuten auf Feuchtigkeit im Mauerwerk hin. In diesem Fall sind schnelle Hilfe und gründliche Ursachenforschung gefragt. Ziehe am besten umgehend einen Fachmann zurate.
Alten Putz entfernen oder drüber putzen?
Möchtest du malern, tapezieren oder neuen Putz auftragen? Dann musst du den alten Putz natürlich nicht entfernen, wenn er noch in Ordnung ist. Das Gleiche gilt, wenn du Wärmeschutzplatten verlegen möchtest. In diesen Fällen reicht es vollkommen, wenn du den Putz gegebenenfalls zuvor mit der Schleifmaschine glättest oder glattspachtelst, damit die Grundlage eben ist.
Tragfähigkeit testen
Die Haftfestigkeit von Beschichtungen lässt sich zum Beispiel durch Klopfen, Kratzen und leichte Hammerschläge oder per Gitterschnitt prüfen. Ritze dazu die Oberfläche gitterförmig bis auf den Untergrund in schachbrettartige Segmente ein. Trage anschließend ein Klebeband auf und ziehe es wieder ab. Sollte in den Zwischenräumen etwas abplatzen, ist der Putz zumindest stellenweise locker und sollte erneuert werden.
Rechne mit viel Bauschutt
Wenn du Putz entfernst, können pro Quadratmeter Wand gut und gern 15 bis 20 Kilogramm (kg) Schutt anfallen. Dabei handelt es sich oft nicht um stark verdichteten und somit kompakten Bauschutt, sondern um Abfälle mit großem Volumen – nämlich um Putzbrocken mit viel Luft dazwischen. So können schnell einige Kubikmeter Bauschutt zusammenkommen, die es professionell und ordnungsgemäß zu entsorgen gilt.
Reiner Bauschutt aus mineralischen Stoffen lässt sich weitgehend recyceln und wiederverwerten. Kleine Mengen fährst du am besten zum nächsten Recycling- und Wertstoffhof. Dort nimmt man dir Bauschutt in der Regel kostenlos ab. Fallen größere Mengen an, mietest du am besten einen Container von einer Entsorgungsfirma, die den Container anliefert und mitsamt dem Bauschutt wieder abholt.
Auf die Basis kommt es an
Du hast den alten Putz entfernt und willst den neuen auftragen? Bevor du Wände neu verputzt, solltest du unbedingt sicherstellen, dass der neue Putz zum Untergrund passt und dieser einwandfrei ist. Damit der neue Putz gut haftet, muss der Untergrund trocken, frostfrei, saugfähig, frei von Schalöl und anderen Trennmitteln sowie einigermaßen eben sein. Der Untergrund darf weder sanden noch kreiden.
Außerdem gilt fast immer die Grundregel „weich auf hart“, besonders für mineralischen Putz auf harten Wänden. Die Härte der einzelnen Schichten sollte nach außen – also zur Oberfläche hin – abnehmen, damit die Putzschicht zunehmend elastischer wird. Nur dann kann der neue Putz Trockenspannung und Temperaturdehnung standhalten, ohne dass sich bald darauf Risse im Oberputz (der äußersten Schicht) bilden.
Eine Ausnahme von der „Weich-auf-hart“-Regel gilt, wenn du Wärmedämmputz verwendest oder Putz auf ein Wärmedämmverbundsystem aufträgst. Dabei sorgt nämlich eine weiche Dämmschicht als erste Schicht direkt auf dem Mauerwerk für Entlastung. Die Oberfläche dieser Schicht wird allerdings mit Klebe- und Gewebespachtel verhärtet. Wenn du ein Verbundsystem verwendest, achtest du am besten darauf, dass alle Komponenten vom selben Hersteller stammen und aufeinander abgestimmt sind. Das gilt für Armierung, Dämmplatten, Kleber und Putz.