Eine fleischfressende Pflanze gehört zu den faszinierendsten Exemplaren aus dem Pflanzenreich, denn bei diesen Arten sind die Pflanzen die Jäger. Was es damit auf sich hat, was fleischfressende Pflanzen wirklich essen und wie du sie als Zimmerpflanze pflegen kannst, erfährst du in diesem Ratgeber von toom Baumarkt.
Die wichtigsten Fakten zu deiner fleischfressenden Pflanze
- Fleischfresser-Pflanzen sind sehr artenreich.
- Die Insektivoren ernähren sich von Insekten und Kleinsttieren.
- Je nach Art fangen sie ihre Beute auf unterschiedliche Weise.
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Fleischfressende Pflanze: Wissenswertes über die außergewöhnliche Flora
Als fleischfressende Pflanze werden Sonnentau, Venusfliegenfalle und Co. bezeichnet, da sie Nährstoffe wie Stickstoff, Kalium und Phosphat aus der Verdauung von Insekten und Kleinsttieren beziehen. Sie werden deshalb auch Karnivoren (Fleischfresser) oder Insektivoren (Insektenfresser) genannt. Nur einige Arten lassen sich als Kübel- und Zimmerpflanzen kultivieren und in einen Urban Jungle integrieren.
Abhängig von ihrer Verdauung wird eine fleischfressende Pflanze außerdem in karnivor und präkarnivor unterteilt:
- „Karnivor“ bedeutet fleischfressend und zugleich verdauend.
- „Präkarnivor“ bedeutet fleischfressend, aber nicht direkt verdauend. Diese Arten verwerten ihre Opfer nur indirekt, da die mit ihnen in Symbiose lebenden Wanzen und Spinnen die Insekten fressen und lediglich deren Ausscheidungen als Dünger für die fleischfressende Pflanze dienen.
Info: Fleischfressende Pflanzen stehen teilweise unter Naturschutz.
Verbreitung
Beheimatet sind fleischfressende Pflanzen-Arten weltweit. Die meisten leben in nährstoffarmen Mooren sowie in tropischen Hochgebirgen und Regenwäldern. Bei uns sind Arten wie der Sonnentau, das Fettkraut und der Wasserschlauch in Mooren verbreitet.
Aussehen und Wuchs
Die zahlreichen Arten der fleisch- bzw. insektenfressenden Pflanzen unterscheiden sich stark in Wuchsform, Farbenpracht, Größe und Fangmethode. Allgemein kann man aber sagen, dass Fleischfresserpflanzen ein sehr langsames Wachstum haben, da das Ausbilden von Fangblättern wesentlich aufwendiger ist als das von Laubblättern. Der hohe Licht- und Wasserbedarf ist ebenfalls allen karnivoren Pflanzen gemein – wie auch die spärlich ausgebildeten Wurzeln: Diese müssen nicht für die Nährstoffzufuhr ausgebildet sein.
Was fressen fleischfressende Pflanzen?
Auf dem Speiseplan der meisten fleisch-, insekten- oder fliegenfressenden Pflanzen stehen verschiedene Insekten wie Mücken, Ameisen oder Fliegen. Einige ernähren sich auch von Algen, oder nutzen Pollen als Nahrungsquelle. Größere Pflanzen in der freien Natur fressen sogar kleine Nagetiere und Frösche.
Karnivoren als Zimmerpflanzen kultivieren
Eine fleischfressende Pflanze kann nur als Zimmerpflanze kultiviert werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. In der Regel ist das nur bei einigen wenigen Arten möglich. Das liegt vor allem daran, dass Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Klimaschwankungen bei uns nicht ideal für die Karnivoren sind. Deshalb ist es ratsam, die Exemplare in einem Mini-Gewächshaus oder einem Terrarium zu halten. Hier kann die Luftfeuchtigkeit auf ihre Bedürfnisse angepasst und reguliert werden.
Standort
Wie auch an ihrem natürlichen Standort mag es eine fleischfressende Pflanze gerne hell und warm. Ein Platz am Südfenster ist für die meisten Arten ideal – direkte Sonne bevorzugen jedoch nur wenige Arten. Lichtliebende Exemplare solltest du mit einer zusätzlichen Pflanzenlampe bestrahlen, damit vor allem im Winter das Tageslicht künstlich verlängert werden kann. Geeignete Arten einer fleischfressenden Pflanze kannst du im Sommer auch auf Balkon und Terrasse stellen.
Wichtig: Ist es den Pflanzen zu dunkel, erkennst du das an sehr hellen und langen Blättern. Auch die Fallen werden bei zu dunklen Standorten nicht ausgebildet. Damit deine fleischfressende Pflanze sich erholen und optimal wachsen kann, sollte sofort der Standort gewechselt werden.
Substrat und Luftfeuchtigkeit
Am besten wächst deine fleischfressende Pflanze in spezieller Karnivoren-Erde. Diese ist sandig, torfig, sauer und durchlässig. Das Substrat sollte also gleichmäßig feucht sein, aber keine Staunässe bilden. Das Einarbeiten von Kieseln oder Sand ist ebenso ratsam wie eine Drainageschicht.
Neben dem richtigen Standort und Substrat ist für die fleischfressende Pflanze eine hohe Luftfeuchtigkeit wichtig. Die Anforderungen variieren je nach Art: So kommen einige schon mit 40 bis 50 Prozent zurecht, andere wiederum benötigen bis zu 80 oder sogar 100 Prozent. Wähle deine karnivore Pflanze daher unbedingt danach aus, welche Bedingungen du ihr erfüllen kannst.
So fangen fleischfressende Pflanzen ihre Beute
Bevor die Pflanzen ihre Beute fangen, locken sie sie an. Dazu benutzen sie je nach Art einen charakteristischen Duft, intensive Farben oder Lichtreflexe wie Glitzertropfen. Ist die Beute angelockt, greifen je nach Art der fleischfressenden Pflanze unterschiedliche Fangmechanismen. Die bekannteste ist die Klappfalle, gefolgt von Klebe- und Fallgrubenfallen. Etwas spezieller sind die Saug- und Reusenfallen, die nur von wenigen Arten verwendet werden.
Die verschiedenen Fallentypen von fleischfressenden Pflanzen:
Fallentyp | Beschreibung | |||
---|---|---|---|---|
Klappfallen | Beschreibung | Die Klappfalle funktioniert über eine schnelle Schließbewegung zweier Blatthälften. Ausgelöst wird die Falle durch das Berühren von Fühlhaaren im Inneren: Werden diese innerhalb von 20 Sekunden mehrfach berührt, schnappt die Falle innerhalb von zwei Sekunden zu. Bei der Venusfliegenfalle verzahnen sich beim Schließen zusätzlich Borsten am Blatt, sodass die Beute nicht mehr herauskommt. | ||
Klebefallen | Beschreibung | An den Blättern oder an kleinen Tentakeln befinden sich Drüsen, die ein klebriges Sekret absondern. Durch dessen Duft werden die Insekten angelockt und bleiben schließlich daran kleben. Je mehr sie sich bewegen, desto mehr kleben sie fest: Ein paar Arten unterstützen das sogar mit der Bewegung ihrer Tentakel. | ||
Fallgrubenfallen | Beschreibung | Bei diesen Fallen handelt sich um Blätter mit einem Hohlraum, in die die Insekten durch den Duft einer süßlichen Mixtur aus Enzymen gelockt werden. Die Blätter sind so eng und glatt, dass die Beute nicht mehr entkommen kann. Durch den Verdauungssaft am Grunde des Blatts wird sie anschließend zersetzt. | ||
Saugfallen | Beschreibung | Die Saugfallen funktionieren nur unter Wasser oder unter der Erde. Durch Unterdruck in der Falle werden Wasser, Algen und Insekten aufgesaugt. | ||
Reusenfallen | Beschreibung | In diese speziellen Fallen werden die Insekten durch Lockstoffe gelockt und das Entkommen durch Sperrhaare verhindert. Enzyme verdauen anschließend die Beute – je nach fleischfressender Pflanze – mit einer Art Magen oder direkt im Schlauchinneren. |
Fleischfressende Pflanzen richtig pflegen
Werden die besonderen Bedingungen bei der Haltung von fleischfressenden Pflanzen beachtet, sind es eigentlich recht pflegeleichte Zimmerpflanzen. Gedüngt werden müssen sie nicht, da sie ihre Nährstoffe aus Substrat, Wasser und Insekten ziehen.
Gießen und Luftfeuchtigkeit
Zur wichtigsten Routine beim Pflegen deiner Zimmerpflanzen gehört auch bei den Karnivoren das Gießen, denn eine fleischfressende Pflanze benötigt viel Wasser. Verwende zum Gießen von fleischfressenden Pflanzen ausschließlich weiches, kalkarmes Wasser – am besten Regenwasser. Gieße die Pflanzen stets von unten oder über den Untersetzer, wobei Staunässe zu vermeiden ist. Haben die Pflanzen ausreichend Wasser, kann die Erde auch mal leicht antrocknen, bis wieder gegossen wird.
Neben dem Gießen ist eine hohe Luftfeuchtigkeit wichtig für fleischfressende Pflanze. Besprühe die sie daher regelmäßig mit Regenwasser und verwende ein Hygrometer, um die Luftfeuchtigkeit immer im Blick zu behalten. Mit einem Nebler, Wasserschalen oder der Kultivierung im Terrarium kannst du die Luftfeuchtigkeit optimal anpassen.
Umtopfen und schneiden
Junge Pflanzen sollten alle ein bis zwei Jahre in frisches Substrat und einen leicht größeren Topf umgetopft werden. Das sorgt bei den meisten Arten einer fleischfressenden Pflanze für einen regelrechten Wachstumsschub. Geschnitten werden müssen sie hingegen nicht – lediglich das Entfernen von kranken oder abgestorbenen Trieben ist ratsam.
Pflege von Karnivoren im Winter
Je nach Herkunft halten einige fleischfressende Pflanzen eine Winterpause. Diese Arten mögen es trotzdem hell, jedoch wesentlich kühler: Stelle sie bei 5 bis 10 Grad und etwas geringerer Luftfeuchtigkeit an einen hellen Ort. Ein unbeheiztes Gewächshaus, Treppenhaus oder Dachboden bieten sich an, wenn der Standort die Bedingungen erfüllt. Gießen brauchst du die Pflanzen nur etwa einmal im Monat. Ab dem späten Frühjahr kann die fleischfressende Pflanze an einen wärmeren Standort umziehen.
Welche Karnivoren halten Winterruhe?
Arten aus gemäßigten Zonen | halten Winterrruhe | |||
Arten aus tropischen Gebieten | benötigen das ganze Jahr über konstante Bedingungen | |||
Heimische Arten | sind teilweise winterhart: im Garten überwintern, im Topf schützen |
Muss man eine fleischfressende Pflanze füttern?
Da eine fleischfressende Pflanze ihre Beute selbst anlockt und nur eine begrenzte Menge an Insekten pro Blatt verzehren kann, solltest du sie lieber nicht zusätzlich füttern. Neben der „Überfütterung“ kann es außerdem dazu führen, dass Krankheiten übertragen werden.
Eine Ausnahme bilden Pflanzen im geschlossenen Gewächshaus oder Flaschengarten, da diese nicht ohne Hilfe an Insekten gelangen. Womit man diese fleischfressenden Pflanzen füttern kann, hängt von deren Größe ab. Verfüttere am besten sehr kleine und noch lebende Insekten – und immer nur eines.
Artenvielfalt der Karnivoren
Fleischfressende Pflanzen haben etwa 1.000 Arten, von denen etwa 15 in Deutschland verbreitet sind. Die Arten werden in neun Familien und 17 Gattungen unterteilt. Die größten Gattungen sind Schusspflanzen und Wasserschläuche. Übrigens: Nicht alle fleischfressenden Pflanzen sind miteinander verwandt.
Fleischfressende Pflanzen: eine Übersicht der wichtigsten Arten
- Venusfliegenfalle („Dionaea muscipula“)
- Fettkraut („Pinguicula“)
- Sonnentau („Drosera“)
- Kannenpflanze („Nepenthes“)
- Schlauchpflanze („Sarracenia“)
- Gelbe Einhornblume („Ibicella lutea“)
- Hakenblatt („Triphyophyllum peltatum“)
- Kobralilie („Darlingtonia californica“)
- Regenbogenpflanze („Byblis“)
- Reusenfalle („Genlisea“)
- Schusspflanze („Stylidium“)
- Sumpfkrug („Heliamphora“)
- Taublatt („Drosophyllum lusitanicum“)
- Wanzenpflanze („Roridula“)
- Wasserfalle („Aldrovanda vesiculosa“)
- Wasserschlauch („Utricularia“)
- Zwergkrug („Cephalotus follicularis“)
Fleischfressende Pflanze im Garten
Je nach Art lässt sich eine fleischfressende Pflanze auch als Gartenbepflanzung kultivieren. Mit Moorpflanzen fürs Freie kannst du direkt den Gartenteich bepflanzen oder ein Sumpfbeet anlegen. Wichtig ist, dass der Boden niemals austrocknet, da die Karnivoren sonst schnell absterben. Beliebte fleischfressende Pflanzen für den Garten sind Sonnentau, Schlauchpflanze, Fettkraut oder auch Wasserschlauch.
Krankheiten und Schädlinge
Eine fleischfressende Pflanze kann vor allem dann von Krankheiten befallen werden, wenn sie geschwächt ist. Dann haben auch Schädlinge wie Blattläuse, Trauermücken, Thripsen, Schildläuse oder Spinnmilben leichtes Spiel. Diese solltest du lieber absammeln als abwaschen, damit die Fallen nicht geschädigt werden. Alternativ kannst du spezielle Pflanzenschutzmittel für Karnivoren verwenden.