Für viele Hobbygärtner ist das Vermehren ihrer Zimmerpflanzen eine echte Passion – ob zur Ausweitung des eigenen Pflanzenbestandes, als Geschenk oder zum Tauschen mit anderen Pflanzenfreunden. Wie du deine Grün- und Blühpflanzen vermehren kannst und was du dabei beachten musst, erfährst du in diesem Ratgeber von toom Baumarkt. Entdecke die faszinierende Welt der Pflanzenregeneration und sieh zu, wie neues grünes Leben heranwächst.
Gründe für die Vermehrung von Zimmerpflanzen
Dass Zimmerpflanzen für ein besseres Raumklima sorgen, ist mittlerweile bekannt. Auch der trendige grüne Wohnstil im Urban-Jungle-Look basiert auf einem möglichst großen Pflanzenreichtum. Du fragst dich, ob du deine Zimmerpflanzen besser vermehren oder neue kaufen solltest? Dann sieh dir die folgende Tabelle mit Vor- und Nachteilen an.
Zimmerpflanzen vermehren
Vorteile:
- macht Freude
- schont Ressourcen
- spart Geld
Nachteile:
- zeitintensiv
- eingeschränkte Sortenauswahl
Zimmerpflanzen kaufen
Vorteile:
- größere Auswahl
- geringer Aufwand
Nachteile:
- kostenintensiv
- nicht nachhaltig
- ggf. Raubbau
Mit der Vermehrung von Zimmerpflanzen kannst du aber nicht einfach nur deinen Bestand vergrößern, sondern auch den Fortbestand alter Pflanzen sichern: Lasse Teile der Mutterpflanze neu wurzeln – so ziehst du dir eine neue Generation der jeweiligen Zimmerpflanze heran, bevor ihre Art komplett aus deiner Wohnung verschwindet, und kannst die alte entsorgen.
Die Vermehrung von Zimmerpflanzen macht Spaß, ist nachhaltig und spart Geld.
Tipp: Um die Sortenvielfalt zu vergrößern, kannst du verschiedene Ableger und Stecklinge mit Freunden oder Nachbarn tauschen. Auch in lokalen Kleinanzeigen gibt es hierfür oft eine eigene Rubrik.
Wie vermehren sich Pflanzen überhaupt?
Alle Pflanzen – sowohl Zimmer- als auch Freiluftpflanzen – vermehren sich entweder generativ oder vegetativ. Die generative Vermehrung erfolgt über Samen bzw. Saatgut, was eher bei Freiluft- und Nutzpflanzen der Fall ist. Die vegetative Vermehrung passiert in den meisten Fällen über Ableger oder Stecklinge – in selteneren Fällen wie bei Bonsai auch über Abmoosen. In diesem Beitrag gehen wir auf die vegetative Vermehrung von Zimmerpflanzen durch Ableger und Stecklinge ein.
Info: Bei manchen Pflanzen gibt es auch mehrere Möglichkeiten der Vermehrung.
Tipps für das Vermehren von Zimmerpflanzen
Die nachfolgenden Tipps, mit denen du deine Zimmerpflanzen aufs Vermehren vorbereitest, sind für beide Arten der vegetativen Vermehrung relevant – also für Ableger und Stecklinge. Die Triebe solltest du immer mit einem scharfen, mit Alkohol desinfizierten Messer abtrennen, damit dir ein wirklich sauberer Schnitt gelingt. So beugst du außerdem der Übertragung von Krankheiten von einer Pflanze zur nächsten vor. Handelt es sich um giftige Zimmerpflanzen, empfiehlt sich bei der Pflanzenpflege und -vermehrung das Tragen von Handschuhen.
Bewurzelung unterstützen
Der beste Zeitpunkt für das Vermehren von Zimmerpflanzen ist das Frühjahr, denn zu dieser Zeit beginnt die neue Wachstumsphase, und das Wurzelwachstum wird durch die längeren und wärmeren Tage angeregt. Zusätzlich kannst du mit Bewurzelungspulver nachhelfen – das beschleunigt die Bildung neuer Wurzeln. Falls du ein Wasserglas nutzt, um deine Pflanzen zu vermehren, kann eine Verdunkelung mit Folie hilfreich sein, um das Wachstum anzuregen.
Tipp: Ableger und Stecklinge, die direkt in Erde gesetzt werden, kannst du mit einer transparenten Haube oder Folie (alternativ: Anzuchthaus) abdecken, um die Luftfeuchtigkeit hoch zu halten. Vermeide jedoch Schimmelbildung, indem du die Haube gelegentlich abnimmst. Sobald sich neue Triebe gebildet haben, kannst du die Abdeckung ganz entfernen.
Standort und Substrat für Jungpflanzen
Die frisch geschnittenen Ableger und Stecklinge mögen es gerne warm und hell, vertragen aber noch keine direkte Sonne. Der perfekte Standort ist deshalb ein Fensterbrett, das entweder nicht der Sonne ausgesetzt ist oder zeitweise durch eine Jalousie geschützt werden kann. Ist das Fensterbrett sehr kalt, empfiehlt sich ein Untersetzer.
Für das Vermehren von Zimmerpflanzen eignet sich nährstoffarme Anzuchterde, die du gleichmäßig feucht hältst. Alternativ kannst du Blumenerde mit etwas Sand vermengen. Düngen solltest du die zarten jungen Wurzeln noch nicht – auch Staunässe vertragen sie schlecht. Eine niedrige Drainageschicht aus Blähton kann daher nicht schaden. Überschüssiges Wasser musst du immer sofort abgießen.
Zimmerpflanzen durch Ableger vermehren
Zimmerpflanzen lassen sich entweder mit Hilfe von Ablegern oder Setzlingen vermehren. Doch was ist eigentlich ein Ableger? Er gilt als Miniatur-Abbild der Mutterpflanze und bildet sich von ganz alleine. In den meisten Fällen entspringen Ableger dem Haupttrieb der Mutterpflanze und sind fest mit ihm verbunden. Es gibt allerdings auch Ableger, die sich am Triebende bilden und dort eigene Wurzeln entwickeln. Bereit für die Vermehrung sind Ableger dann, wenn sie mindestens 5 cm groß sind und eigene Wurzeln entwickelt haben.
Weitere Bezeichnungen für Ableger: Kindel, Seitenspross oder Nebentrieb.
Zimmerpflanzen mit Ablegern
Unsere Top 10 der Zimmerpflanzen, die du durch Ableger vermehren kannst:
- Grünlilien
- Aloe Vera
- Bromelien
- Sukkulenten
- Kakteen
- Ananasgewächse
- Orchideen
- Yucca-Palme
- Tillandsien
- Efeutute
Sonderfälle:
Sukkulenten und Kakteen: Lass die Schnittfläche ein paar Tage an der Luft antrocknen, bevor du den Ableger einpflanzt – das verhindert Wurzelfäule.
Tillandsie: Sie bildet zwar Ableger, doch stirbt die Mutterpflanze beim Abtrennen der Kindel meistens ab.
Efeutute: Ist eigentlich ein Kandidat für das Vermehren durch Stecklinge, doch kannst du einzelne Ranken auch als Ableger einpflanzen (Knoten und Luftwurzeln unter die Erde drücken – ggf. mit einem Draht dort befestigen) und nach der Bewurzelung von der Mutterpflanze trennen.
Zimmerpflanzen durch Stecklinge vermehren
Die zweite Variante, um Zimmerpflanzen zu vermehren, sind Stecklinge. Diese Methode ist auch als Pflanzenvermehrung im Wasserglas bekannt. Stecklinge werden von der Mutterpflanze abgeschnitten – ein Steckling ist also ein Teil eines Triebs.
Es wird nochmal unterschieden in Kopf- und Blattstecklinge: Kopfstecklinge werden von der Triebspitze genommen und bestehen aus einem Stängel mit mehreren Blättern, Blattstecklinge bestehen lediglich aus einem Blatt mit Blattstiel.
Info: Die Stecklingsvermehrung ist bei Zimmerpflanzen weit verbreitet und funktioniert auch bei vielen Gehölzen und Stauden im Garten.
Vom Steckling zur neuen Pflanze – Anleitung
Wie du deine Zimmerpflanze durch Kopfstecklinge vermehren kannst, erklären wir dir Schritt für Schritt:
- Schneide einen gesunden jungen Trieb mit mindestens 5 Blättern ab. Er sollte etwa 10 cm lang sein und an den unteren 5 cm keine Blätter haben.
- Hat der Steckling sehr viele Blätter und vielleicht Blüten oder Knospen, entferne diese vorsichtig – mit nur wenigen Blättern kann die Pflanze mehr Energie in die Wurzelbildung stecken.
- Stelle den abgetrennten Steckling in ein Glas Wasser und erneuere es alle paar Tage. Wähle einen hellen und warmen Standort (ohne direkte Sonneneinstrahlung). In den nächsten Tagen und Wochen entwickeln sich neue Wurzeln. Das kann je nach Pflanzenart und äußeren Einflüssen schneller oder langsamer gehen.
- Hat dein Steckling neue Wurzeln gebildet, die mindestens 2 cm lang sind, kannst du die Jungpflanze in einen Topf mit Anzuchterde umpflanzen und erneut an ihren hellen und warmen Platz stellen.
- Haben sich nach ein paar weiteren Wochen neue Triebe gebildet und ist die Pflanze kräftig genug gewachsen, kannst du sie in ein für ihre Art geeignetes Substrat umtopfen.
Alternativ kannst du deinen Steckling direkt in einen Topf mit Anzuchterde stecken und die Wurzelbildung im Wasserglas überspringen – gehe dann wie bei der Vermehrung durch Ableger vor. Diese Variante dauert zwar etwas länger, dafür werden die Wurzeln kräftiger.
Zimmerpflanzen für die Stecklingsvermehrung
Unsere Top 10 der Zimmerpflanzen, die du durch Stecklinge vermehren kannst:
- Efeutute
- Monstera
- Ficus
- Glücksfeder
- Begonie
- Zebrakraut
- Bubikopf
- Weihnachtsstern
- Drachenbaum
- Pilea
Sonderfall Blattstecklinge:
Die einzelnen Blattstiele kannst du in Wasser bewurzeln lassen – allerdings werden hier oft die Blätter zu feucht oder das wenige Wasser verdunstet zu schnell. Empfehlenswerter ist daher die direkte Anzuchterde. Beliebte Zimmerpflanzen für die Vermehrung über Blattstecklinge sind Glücksfeder, Zebrakraut oder Begonie.
Kann man auch Zimmerpalmen vermehren?
Die Vermehrung von Zimmerpalmen ist eher schwierig. Palmen werden durch Samen gezogen – doch das ist sehr langwierig und kann mehrere Jahre dauern, wenn es überhaupt klappt. Es gibt allerdings auch Palmenarten, die Seitentriebe bilden – diese kannst du als Zimmerpalmen-Ableger einpflanzen.
Info: Nicht jede Pflanze, die „Palme“ im Namen trägt, ist botanisch gesehen eine Palme – die Yucca-Palme beispielsweise gehört zu den Spargelgewächsen.