Wenn es darum geht, Gegenstände zu reparieren oder Materialien miteinander zu verbinden, ist Klebstoff oft die erste Wahl. Kein Wunder, schließlich ist die Handhabung einfach und auch für Laien schnell umsetzbar. Zudem können fast alle Werkstoffe geklebt werden.
Klebstoffe sind heute wahre Hightech-Produkte, mit denen sich klassische Verbindungstechniken wie Schrauben, Nageln oder Schweißen durchaus ersetzen lassen. Voraussetzung für eine stabile und haltbare Verbindung ist die Wahl des passenden Produkts, denn Kleber ist nicht gleich Kleber. Welche Eigenschaften ein guter Klebstoff mitbringen muss, hängt vom jeweiligen Vorhaben ab.
Was ist ein Klebstoff?
Ein Klebstoff ist laut DIN EN 923 ein nichtmetallischer Werkstoff, der Fügeteile durch Flächenhaftung (Adhäsion) und innere Festigkeit (Kohäsion) verbinden kann. Er muss also sowohl an fremden Oberflächen als auch in sich selbst kleben. Der überwiegende Teil der Klebstoffe besteht aus organischen Verbindungen. Es gibt aber auch Produkte auf Basis von anorganischen Verbindungen oder Silikonen.
Passende Produkte
Welche Klebstoffe gibt es und welche Eigenschaften besitzen sie?
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei großen Klebstoffgruppen: physikalisch und chemisch abbindende Klebstoffe. Die Kleber variieren nicht nur in ihrer Art zu kleben, sondern auch in ihren Eigenschaften.
Physikalisch abbindende Klebstoffe
Physikalisch abbindende Klebstoffe liegen bereits beim Auftrag in ihrem Endzustand vor und verändern sich nicht mehr. Ihre Klebeeigenschaften entwickeln sich durch Trocknung, Druck oder Erstarren.
Zu den physikalisch abbindenden Klebstoffen gehören:
- Nasskleber: Die Abbindung erfolgt durch das Verdunsten des enthaltenen Wassers oder Lösungsmittels. Offenporige Materialien begünstigen die Trocknung. Bei undurchlässigen Materialien sollte die Klebefläche möglichst lang und schmal sein. Ein klassischer Nasskleber ist der Alleskleber, aber auch Holzleime zählen zu dieser Gruppe.
- Kontaktkleber: Sie entfalten ihre Klebekraft durch Druck. Die Klebeflächen müssen nach dem Auftrag des Klebers zunächst ablüften, damit das Lösungsmittel verdunstet. Nach der Ablüftzeit werden die Fügeteile kräftig zusammengepresst. Die Klebestelle ist sofort nach dem Zusammenfügen belastbar. Beispiele für Kontaktkleber sind die sogenannten Kraftkleber.
- Haftkleber: Sie bleiben permanent klebefähig. Haftkleber kommen deshalb dort zum Einsatz, wo eine lösbare Verbindung gefragt ist. Zu den Haftklebern gehören beispielsweise Sprühkleber.
- Schmelzkleber: Sie werden durch Erwärmung aufgeschmolzen. Das passiert entweder direkt in der Klebefuge (beispielsweise durch Aufbügeln) oder mittels einer Klebepistole. Die Fügeteile müssen hitzebeständig sein. Wenn die Verbindung auf Raumtemperatur abgekühlt ist, hat sie ihre Endfestigkeit erreicht. Sie lässt sich aber durch erneutes Erwärmen wieder lösen.
Chemisch abbindende Klebstoffe (Reaktionsklebstoffe)
Reaktionsklebstoffe entfalten ihre Klebkraft, wenn sie mit einer weiteren Komponente zusammengebracht werden. Die Aushärtung erfolgt durch eine chemische Reaktion der Bausteine.
Reaktionsklebstoffe werden unterteilt in:
- Einkomponentenkleber, die mit der Luftfeuchtigkeit, dem UV-Licht, dem Sauerstoff in der Luft oder unter Luftabschluss reagieren. Die Reaktion startet sofort. Typische Einkomponentenkleber sind Sekundenkleber oder Silikone.
- Zwei- oder Mehrkomponenten-Kleber, die aus Bindern und Härtern bestehen, die getrennt voneinander aufbewahrt werden. Vor der Anwendung müssen sie in einem bestimmten Verhältnis gemischt werden. Zu ihnen gehören beispielsweise Epoxidharz-Kleber.
Auf einen Blick: Welcher Kleber taugt wofür?
Es ist nicht immer einfach, den passenden Kleber für das jeweilige Projekt zu finden. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über gängige Klebstoffarten, ihre Besonderheiten und die Materialien, für die sie infrage kommen:
Kleber | Eigenschaften | Geeignete Materialien | ||
---|---|---|---|---|
Alleskleber | Eigenschaften | 1. für einfache, nicht hoch belastbare Verbindungen (etwa Bastelarbeiten) | Geeignete Materialien | 1. Papier, Pappe, Holz, Filz, Stoff, Leder, Kork, Metall, Keramik, lackierte Oberflächen |
Sekundenkleber | Eigenschaften | 1. härtet in wenigen Sekunden aus, Klebestelle ist schnell belastbar | Geeignete Materialien | 1. Metall, Glas, Keramik, Kunststoff, Holz, Pappe |
Heißkleber | Eigenschaften | 1. für schnelle Verbindungen mit langer Haltbarkeit, die geringen Belastungen standhalten müssen | Geeignete Materialien | 1. Holz, Stoff, Glas, Kunststoff |
Sprühkleber | Eigenschaften | 1. es gibt ablösbare und dauerhaft klebende Varianten | Geeignete Materialien | 1. Kunststoff (auch Styropor), Folie, Papier, Pappe, Metall, Holz, Textilien, Stoff, Leder, Kunstleder, Filz, Schaumstoff |
Holzleim | Eigenschaften | 1. kann Scher- und Schubspannungen des Holzes bis zu einem gewissen Grad aufnehmen | Geeignete Materialien | 1. Holz (auch mit lackierter oder lasierter Oberfläche) und Schichtstoffplatten |
Montagekleber | Eigenschaften | 1. kommt dann zum Einsatz, wenn Schrauben, Nageln, Bohren und Dübeln nicht möglich ist | Geeignete Materialien | 1. Metall, Keramik, Holz, Ziegel |
Kraftkleber | Eigenschaften | 1. Festigkeit der Verbindung wird nicht durch die Anpresszeit, sondern den Anpressdruck bestimmt | Geeignete Materialien | 1. Keramik, harter Kunststoff, Glas |
Zweikomponenten-Kleber (2K-Kleber) | Eigenschaften | 1. es entstehen besonders kraftvolle Klebeverbindungen | Geeignete Materialien | 1. besonders geeignet für Materialkombinationen mit unterschiedlichen Oberflächen |
Wichtig: Der Klebstoff muss nicht nur zum Material, sondern auch zu den Umweltbedingungen passen. So sind im Außenbereich andere Eigenschaften gefordert als im Innenbereich. Sollen Kinder mit dem Klebstoff basteln, empfehlen sich lösungsmittelfreie Produkte.
Wenn du wissen möchtest, welcher Kleber besonders wasserfest, UV-stabil, frost- oder hitzebeständig ist, solltest du einen Blick auf die Produktbeschreibung werfen. Vorsicht ist bei Hinweisen wie „spülbeständig“ oder „feuchtigkeitsbeständig“ geboten. Sie bedeuten nicht, dass der Kleber auch wirklich wasserfest ist.
Spezialfälle: Kleber für Plastik und Metall
Möchtest du Kunststoff reparieren oder kleben, solltest du zunächst herausfinden, um welches Material es sich dabei handelt. Die verschiedenen Kunststoffarten besitzen unterschiedliche Eigenschaften, die sich auch auf die Klebeverbindung auswirken. Viele Kunststoffe lassen sich mit Heißkleber zusammenfügen. Ist die Oberfläche sehr glatt und starr, benötigst du einen speziellen Kunststoffkleber. Dabei handelt es sich meist um Kontaktkleber, es gibt aber auch ein- und zweikomponentige Klebstoffe für Plastik.
Auch Metalle lassen sich gut kleben. Für kleinere Flächen eignen sich Sekundenkleber, größere Fügeteile kannst du mit entsprechenden Reaktionsklebstoffen – etwa Epoxidharz-Kleber – verbinden. Nach dem Trocknen behält der Klebefilm einen zähelastischen Charakter, damit er Materialspannungen ausgleichen kann. Reaktionsklebstoffe bzw. Metallkleber bieten sich zudem an, wenn du verschiedene Materialien – etwa Kunststoff auf Metall – kleben möchtest. Soll Metall auf einen porösen Werkstoff wie Holz aufgeklebt werden, leisten Alles- oder Kraftkleber gute Dienste.
Verschiedene Kleber in der Anwendung
Egal für welchen Kleber du dich entschieden hast, die Anwendung ist grundsätzlich ähnlich. Bevor du loslegst, solltest du dir die Gebrauchsanleitung sorgfältig durchlesen. Besonders wichtig sind dabei die Sicherheitshinweise sowie die Angaben zur Verarbeitungszeit und -temperatur.
1. Vorbereitung: Wie müssen Klebeflächen vorbehandelt werden?
Die zu verklebenden Oberflächen müssen sauber, fett- und staubfrei sowie möglichst eben sein. Grate an Bauteilen entfernst du am besten, indem du sie abschleifst. Reinige die Fügeteile danach gründlich. Zum Entfetten eignen sich leichtflüchtige Lösungsmittel wie Aceton, Nitroverdünnung oder Brennspiritus. Vermeide es, die gereinigten Flächen zu berühren.
Um die Haftung zu verbessern, kannst du die Oberflächen leicht mit Schmirgelpapier anrauen. Wische den Staub danach sorgfältig ab. Bei Kunststoffen empfiehlt sich eine Vorbehandlung mitspeziellen Primern.
2. Auftrag des Klebstoffs
Nun kommt der Kleber zur Anwendung. Nutzt du einen Zweikomponenten-Kleber (2K-Kleber), musst du die einzelnen Bestandteile zuerst miteinander mischen. Beachte hierbei die Angaben in der Gebrauchsanweisung.
Bei den meisten Klebstoffen wird die höchste Klebekraft erreicht, wenn sie möglichst dünn – zwischen 0,1 und 0,3 mm – aufgetragen werden. Ausnahmen bilden Schmelzkleber sowie Kleber auf PU-, Silikon- und Epoxidbasis. Bei Nass- und Sekundenklebern reicht es aus, wenn du nur einen der Werkstoffe benetzt. Kontaktkleber und einige Sprühkleber müssen dagegen auf beide Oberflächen aufgetragen werden.
3. Zusammenfügen der Werkstoffe
Wie die Teile zusammengefügt werden, hängt von der Klebeart ab:
- Nassverklebung: Fixiere die Fügeteile nach dem Klebstoffauftrag mittels Klammern, Zwingen oder Pressen. Der Druck sollte dabei konstant bleiben. Die Klebestelle darf erst nach dem endgültigen Abbinden bzw. Aushärten belastet werden.
- Kontaktverklebung: Die Teile werden erst nach der Ablüftzeit zusammengefügt. Presse sie dazu kurz unter hohem Druck zusammen. Der Anpressdruck bewirkt eine Soforthaftung, du musst die Fügeteile also nicht fixieren.
Schmelzkleben: Noch während der Kleber heiß ist, werden die Teile zusammengefügt. Fixiere die Klebestelle, solange der Kleber abkühlt.
Aushärten des Klebers
Ihre Endfestigkeit erreichen Kleber, wenn sie vollständig ausgehärtet sind. Erst dann sind sie maximal belastbar. Je nach Klebstoffart kann das bis zu fünf Tage dauern. Bei Epoxidharz-Klebern lässt sich die Aushärtezeit verkürzen, indem Wärme zugeführt wird – etwa mit einem Fön.
Einige einkomponentige Kleber härten mit UV-Licht aus. Sie basieren meist auf flüssigem Kunststoff. Werden die Klebstoffe gezielt dem UV-Licht mit einer bestimmten Wellenlänge ausgesetzt, erfolgt auch die Aushärtung gezielt, also zum gewünschten Zeitpunkt. Es gibt spezielle Startersets, die neben dem Kleber auch spezielle LED-Strahler beinhalten. Die Belichtungslampen sind aber auch einzeln erhältlich. Wichtig: Die Lampe muss zum Klebstoff passen.
Allgemeine Tipps zur Arbeit mit Klebstoffen
Mit diesen Tipps wird das Klebeprojekt garantiert zum Erfolg:
- Leg dir einen Lappen zum Abwischen von überschüssigem Kleber bereit.
- Vermeide Hautkontakt mit dem Klebstoff. Arbeite am besten mit Schutzhandschuhen.
- Sollte doch Klebstoff auf die Haut gelangen, wasche ihn sofort mit warmer Seifenlauge ab. Sekundenkleber lässt sich gut mit warmem Öl von den Händen lösen.
- Führe großflächige Klebearbeiten mit lösungsmittelhaltigen Klebern nur in gut belüfteten Räumen oder im Freien durch.
- Besondere Unfallgefahr besteht bei der Arbeit mit Heißklebern: Bei falscher Handhabung kann es zu schweren Verbrennungen kommen!
- Säubere die Spitze der Tube oder Kartusche nach Gebrauch und verschließe den Klebstoff sorgfältig.
Einige Kleber lassen sich nach dem Aushärten nur sehr schwer wieder entfernen. Überschüssigen Kleber solltest du daher am besten sofort mit einem alten Lappen wegwischen. Wie du alte Klebereste lösen kannst, liest du im Artikel zum Entfernen von Kleber.