Wenn aus Samen neue Pflanzen entstehen, ist das ein faszinierendes Erlebnis. Erstaunlich, wie viel Lebenskraft in einem kleinen Korn steckt! Um eine Sonnenblume anzuzüchten, reicht schon ein einziges Korn und mit ein bisschen Geduld wächst eine meterhohe Pflanze in deinem Garten. Manche Pflanzenarten keimen von fast alleine, wiederum andere benötigen eine kleine Hilfestellung. Was du über die Anzucht von Pflanzen wissen musst, liest du im toom Ratgeber.
Anzucht auf der Fensterbank oder im Garten?
Manche Pflanzen wie Tomaten, Paprika, Peperoni, Auberginen und viele Beet- und Balkonpflanzen haben eine lange Kulturzeit. Darum empfiehlt sich die Anzucht der Samen unter gleichmäßig warmen Bedingungen im Gewächshaus oder auf der Fensterbank. Dafür werden die Samen der Blumen und Gemüsepflanzen im Frühjahr in kleinen Töpfen oder Schalen mit Aussaaterde gesät. Wichtig ist, dass du sie von Anfang an mit ausreichend Licht und Wärme versorgst.
Einige unempfindliche Pflanzen lassen sich direkt in den Gartenboden säen. Bohnen, Erbsen, Spinat, Radieschen oder auch Feldsalat gehören dazu. Natürlich brauchen auch diese Samen gute Bedingungen. Die Bodentemperatur sollte nicht mehr schwanken und auch der Boden sollte gut vorbereitet werden. Harke ihn vor der Aussaat gut auf, damit er locker und krümelig ist und die Samen gut aufnimmt. Später werden die zu eng stehenden Sämlinge vereinzelt.
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Zeitpunkt für die Anzucht: Februar, März oder April?
Beginnst du im Februar mit der Anzucht auf einer Fensterbank im Haus, sind die Pflänzchen bereits gut entwickelt, wenn du sie nach den letzten Frosttagen ins Freie setzt. Durch ihren Entwicklungsvorsprung belohnen sie dich dann viel schneller mit Blüten und Früchten, als wenn du mit der Aussaat erst im April oder Mai beginnst. In einem unbeheizten Gewächshaus ist die Anzucht Ende März möglich.
Wann du mit der Aussaat beginnst, hängt vor allem von der jeweiligen Pflanze ab. Im toom-Gartenkalender findest du die optimalen Zeitpunkte sowohl für die Anzucht im Haus als auch die Aussaat im Freien. So kannst du dein Gartenjahr gut planen und dich auf den Moment freuen, in dem sich aus dem winzigen Samenkorn eine kräftige Pflanze entwickelt.
Anzucht von Pflanzen: von der Aussaat zum Keimling
Ob du für die Pflanzenanzucht Haus, Garten oder Gewächshaus wählst, spielt für die nötigen Arbeitsschritte keine Rolle. Der Ablauf ist immer gleich:
- Im ersten Schritt füllst du die kleinen Anzuchttöpfe bis 1 cm unter dem Rand mit einer speziellen Anzuchterde und verdichtest diese anschließend, indem du mit einem Brauseaufsatz auf deiner Kanne die Erde behutsam angießt.
- Nun kommt es auf das Saatgut an: Von Pflanzen, die zur Einzelstellung genutzt werden, wie etwa Sonnenblumen, Tomaten oder Zucchini, legst du 2 bis 3 Samen für die Anzucht ins Töpfchen, deckst sie, wenn nötig, mit Erde ab und drückst sie behutsam an. Die Angaben hierzu findest du auf der Samentüte. Nach der Keimung ist es ratsam, die Entwicklung zu beobachten, denn nur der stärkste Keimling darf weiterwachsen. Die anderen werden nach ein paar Tagen ausgedünnt. Kulturen, bei denen mehrere Sämlinge wie eine Pflanze wirken sollen, säst du am besten in Tuff aus. Tuff ist ein lockeres und poröses Material aus Vulkangestein.
- Regelmäßiges Besprühen und Abdecken der Töpfchen (mit einer lichtdurchlässigen Folie) bis zum Keimen ist sehr wichtig.
- Sobald die zarten Triebe zu sehen sind, die Töpfe so dicht wie möglich ans Fenster rücken oder mit Zusatzlicht versorgen. Wärme ist hingegen nicht mehr so wichtig: Nach dem Keimen dürfen die Pflanzen ein bisschen kühler stehen.
- Ungefähr einen Monat nach dem Keimen versorgst du die jungen Pflanzen das erste Mal mit Nährstoffen, zum Beispiel mit einem geeigneten Flüssigdünger. Überfordere die Keimlinge hier nicht: Am besten setzt du die Hälfte der angegebenen Konzentration verdünnt auf, um die empfindlichen Wurzeln zu schützen. Es gibt auch zahlreiche Hausmittel oder Gartenabfälle, die du zum Düngen deiner Pflanzen nutzen kannst.
- Achte auf das Wachstum deiner Keimlinge. Erst wenn sich ein dichter Wurzelballen gebildet hat, topfst du die Keimlinge in ein größeres Gefäß um, damit sie sich weiter ausdehnen können und genügend Platz zum Wachsen haben.
Hast du den Samen direkt im Garten ausgesät, kannst du den Boden anschließend mit einem Vlies abdecken. So bleibt die Saat garantiert im Boden, auch wenn es einmal windig ist. Ein weiterer Vorteil: Der Boden speichert die Wärme besser ab und deine Keimlinge gedeihen noch schneller.
Tipps für die Pflanzenanzucht
Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, ob sich aus den Samen starke, kräftige Pflanzen entwickeln. Deshalb ist es so wichtig, dass du die optimalen Bedingungen schaffst. Auf folgende Punkte solltest du bei der Anzucht von Pflanzen achten:
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Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat: Eine zu frühe Aussaat sorgt dafür, dass die Saat nur unregelmäßig keimt.
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Ausreichende Lichtmenge: Zu wenig Licht führt zum Vergeilen der Sämlinge, d.h. die Sämlinge werden zu weich und zu lang.
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Das richtige Saatgut: Achte auf Qualitäts-Saatgut mit guter Keimfähigkeit.
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Die Erde machts: Verwende ausschließlich hochwertige Aussaaterde für Top-Ergebnisse.
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Auf die korrekte Saattiefe kommt es an: Bringe die Samen nicht zu tief und nicht zu flach in die Erde.
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Achte auf eine optimale Temperatur für die Keimung: Deine Keimlinge dürfen nicht frieren, aber auch nicht schwitzen.
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Gleichmäßige Wasserversorgung: Zu wenig Wasser führt zum Vertrocknen; gießt du zu viel, können die Sämlinge verfaulen.
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Keimbedingungen
Außer dass man spezielles Substrat nutzen sollte und dieses feucht gehalten werden muss, lassen sich die optimalen Voraussetzungen für die Keimbedingungen nicht verallgemeinern. Die Angaben auf der Samentüte informieren über die wichtigsten Faktoren: Den optimalen Aussaattermin, ob es sich um Licht- oder Dunkelkeimer handelt, die vermutliche Keimdauer, die ideale Keimtemperatur und das richtige Aussaatverfahren.
Standort
Manche Pflanzen benötigen bei der Anzucht zunächst Kühlschranktemperaturen, bevor sie bei etwa 12 °C weiterkultiviert werden. Andere, wie Tomate oder Gurke, lieben es hingegen von Anfang an warm und laufen erst bei Werten über 20 °C zur Höchstform auf.
Achtung
Je wärmer es am Standort ist, desto heller sollte es dort sein. Nur die optimalen und aufeinander abgestimmten Keimfaktoren ermöglichen, dass sich die empfindlichen Keimlinge gesund entwickeln. Bevor die Keimlinge in den Garten gesetzt werden können, musst du sie an das Sonnenlicht und die niedrigere Luftfeuchtigkeit im Freien gewöhnen.
Hilfsmittel
Ein Zimmergewächshaus fördert ein feuchtwarmes Kleinklima. Spezielle Heizmatten halten die Bodentemperatur konstant und Zusatzbeleuchtung sorgt für ein optimales Wachstum. Mit einem Sprüher, der mit weichem Wasser gefüllt ist, lässt sich die Erde dosiert befeuchten.
Das brauchst du zur Anzucht von Pflanzen
- Anzuchtgefäße: Das können Eierpappe, Anzuchtschalen, oder auch sonstige flache Gefäße sein.
- Hochwertige Anzuchterde ist eine Garantie für sicheres und gesundes Keimen. Sie ist frei von Unkrautsamen und Krankheitserregern. Ein geringer Nährstoffgehalt ist ebenso wichtig. So bekommen deine Pflanzen die besten Startbedingungen.
- Feiner Sand zum Abstreuen der Saatflächen verhindert unter anderem das Vermoosen der Saatflächen und hält Trauermücken fern.
- Ein Wassersprüher hilft dir, die Saat feucht zu halten. Ein Zimmergewächshaus verhindert das schnelle Austrocknen auf der Fensterbank.
- Etiketten zum Beschriften der Töpfe. Wichtig ist, dass du immer weißt, was du ausgesät hast.
- Pikierstab, um die Sämlinge zu vereinzeln. Manchmal geht auch ein Bleistift oder Kugelschreiber.
- Frischhaltefolie zum Abdecken, wenn kein Zimmergewächshaus vorhanden ist. Dadurch keimt die Saat schneller.
Beachte: Ist die Saat gekeimt, muss die Folie weg! Ansonsten können die Keimlinge faulen.
Die wichtigsten Begriffe für Anzucht-Experten
Was sind Lichtkeimer?
Für einige Pflanzenarten ist es wichtig, dass deren Saat nicht abgedeckt wird. Dazu gehören zum Beispiel die Rasengräser, Vergissmeinnicht, Sonnenhut, Möhren, Kopfsalat, Dill, Bohnenkraut, Majoran und Salbei. Sie werden nur ausgestreut und leicht angedrückt. Damit die oberste Substratschicht nicht so schnell austrocknet, spannst du zunächst Klarsichtfolie über den Topf. Besser ist aber die Verwendung eines Zimmergewächshauses.
Was ist Pikieren?
Wenn die Saat erfolgreich gekeimt ist, wachsen die Pflanzen schnell dicht an dicht in die Höhe. Dann ist es an der Zeit, sie zu vereinzeln. Nimm dazu die einzelnen Sämlinge auseinander und pflanze sie in kleine Töpfe. Achte darauf, sie so tief einzutopfen, dass die Keimblätter kurz über dem Boden stehen. Jetzt entwickelt sich jede Pflanze einzeln zu stattlichen Gewächsen mit einem kräftigen Wurzelballen.
Was versteht man unter dem Begriff „Abhärten“?
Wenige Tage nach dem Pikieren wachsen die Pflanzen und entwickeln sich weiter. Damit sie sich langsam an die Bedingungen im Garten gewöhnen können, solltest du sie abhärten. Das heißt, du musst sie langsam an kühle Temperaturen gewöhnen. Aber auch die Sonnenstrahlen können den jungen Pflänzchen den Garaus machen. Ohne Abhärtung bekommen sie Sonnenbrand! Also gewöhne sie auch erst einmal an die Sonne und suche ihr anfangs ein schattiges, windstilles Plätzchen. Dann steht der nächsten Ernte oder der Blütenpracht nichts mehr im Wege!
Stark von Anfang an
Wasser ist wichtig, damit die Samen quellen können. Trocknet die Erde während der Keimung aus, war die ganze Mühe umsonst. Ist die Erde jedoch zu feucht, treten leicht Krankheiten auf. Daher musst du darauf achten, das Substrat beim Gießen nicht zu vernässen und das Kleingewächshaus täglich zu lüften.
F1-Saatgut
Pflanzen, die aus F1-Saatgut hervorgehen, wachsen gleichmäßiger, blühen besser und sind oft widerstandsfähiger. Die Eigenschaften, die die F1-Sorten aufgrund eines aufwendigen und speziellen Züchtungsverfahrens besitzen, gehen verloren, wenn man selbst Samen ernten würde. In angebrochenen Tüten bleibt dieses wertvolle Saatgut 2 bis 3 Jahre keimfähig, wenn man es kühl und trocken lagert.