Beim Veredeln kombinierst du zwei Sorten deines Gemüsegartens miteinander. Die daraus entstehende Pflanze zeichnet sich durch ein kräftigeres Wachstum und einen höheren Ertrag aus. Meist wird eine Wildform des Gemüses als Veredelungsunterlage der Zuchtform verwendet. Welche Vorteile und Bedeutung die Veredelung für deinen Garten hat und wie du Gemüse veredeln kannst, erfährst du hier.
Was bedeutet Veredelung bei Gemüse?
Bringst du zwei Gemüsesorten mit unterschiedlichen Eigenschaften zusammen, wirken sich diese positiv aufeinander aus. Eine Pflanze profitiert also von der anderen. In der Regel wählst du zunächst eine Gemüsepflanze, die du veredeln möchtest. Die zweite dient als Veredelungsunterlage. Das heißt, sie wird mit dem Ausgangsgemüse verbunden und gibt ihm in reduzierter Form etwas von ihren Eigenschaften ab. Daraus ergeben sich Vorteile wie:
- kräftigeres Wachstum
- höhere Resistenz gegen Schädlinge und Krankheiten
- bessere Qualität der Blätter und Früchte hinsichtlich Größe, Geschmack usw.
- kürzere Wachstums- und Reifezeit
- höhere Erträge
Veredeltes Gemüse kannst du fertig im Baumarkt oder Gartenfachhandel kaufen. Doch auch der Selbstanbau ist nicht schwer.
Veredelungsmethoden im Überblick
Um Gemüse zu veredeln, kannst du verschiedene Methoden anwenden. Welche die richtige für dein Vorhaben ist, hängt auch von der Gemüsesorte ab.
- Pfropfen: Beim Pfropfen wird ein Teil des Stiels einer Gemüsepflanze auf die Veredelungsunterlage gesetzt und befestigt. Diese Technik eignet sich für viele Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika, verschiedene Kohlsorten, Kürbis, Zucchini oder Auberginen.
- Stecklinge veredeln: Hierbei schneidest du die Zweige oder Stängel der Pflanze ab, die du veredeln möchtest, und pflanzt sie auf die Unterlage, sodass ein neues Gewächs entsteht. Diese Methode wird bei Gurken, Tomaten und Paprika angewendet.
- Okulation: Beim Okulieren wird ein „Auge“, also eine Knospe der zu veredelnden Pflanze, auf die Wurzelunterlage übertragen. Diese Methode kommt häufig bei Tomaten, Paprika und Auberginen zum Einsatz.
Die einfachste Variante für den eigenen Gemüsegarten ist das Pfropfen. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen Kopf- und Schnittveredelung. Bei der Kopfveredelung schneidest du einer Pflanze den Kopf ab und verbindest ihn mit dem Stiel der anderen. Die Schnittveredelung funktioniert ähnlich: Du schneidest in den Stängel der einen Pflanze einen V-förmigen Einschnitt. Das passende Gegenstück schneidest du in den Stiel der anderen Pflanze. Dann steckst du beide ineinander.
Welche Gemüsesorten lassen sich veredeln?
Wer Gemüse veredeln möchte, hat die Wahl: Es gibt viele Sorten, die von einer Veredelung profitieren können. Wichtig ist, sie mit der passenden Unterlage zu kombinieren. Folgende Varianten eignen sich:
- Tomaten – auf wilden Tomatensorten oder speziell zur Veredelung gezüchteten
- Gurken – auf Kürbis- oder Melonenpflanzen
- Paprika – auf wilden oder gezüchteten Tomatenarten
- Auberginen – auf Tomaten- oder Kartoffelpflanzen
- Zucchini – auf Kürbispflanzen
- Melone – auf Feigenblattkürbis oder anderen Kürbissorten
- Blumenkohl – auf wilden Kohlsorten, Kohlrabi oder Brokkoli
- Kürbis – auf anderen Kürbissorten
Am häufigsten werden Gurken und Tomaten veredelt. Die passende Veredelungsunterlage schützt auch vor Schädlingen und Krankheiten, die für die jeweilige Pflanze typisch sind. In separaten Ratgeberartikeln erfährst du mehr darüber, wie du Gurken veredeln bzw. Tomaten veredeln kannst.
Welcher Standort eignet sich für veredeltes Gemüse?
Veredelte Gemüsearten sind resistenter gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Sie können an einen Ort gesetzt werden, an dem schon jahrelang das gleiche Gemüse gepflanzt wurde, ohne von den typischen Krankheiten befallen zu werden. Kultivierst du veredelte Gemüsearten im Topf, benötigst du, wegen ihres wachsenden Wurzelballens, ein größeres Behältnis.
Der beste Ort zum Veredeln von Gemüse hängt von der jeweiligen Pflanzenart ab. Die meisten Gemüsesorten benötigen viel Sonnenlicht. Der Boden sollte nährstoffreich sein – es empfiehlt sich zusätzlich, die Pflanzen regelmäßig zu düngen. Wähle einen windgeschützten Standort und achte auf genügend Abstand zu anderen Gewächsen.
Gemüse veredeln – so geht’s Schritt für Schritt
Hast du entschieden, womit du welches Gemüse veredeln möchtest, müssen beide Pflanzen erst einmal für sich allein wachsen. Bedenke, dass manche Pflanzen unterschiedlich schnell wachsen und du sie entsprechend zeitversetzt aussäen musst – siehe unseren Aussaatkalender für Gemüse. Nach etwa zwei Wochen kannst du dann mit den folgenden Schritten loslegen.
Schritt 1: Pflanzen aufs Veredeln vorbereiten
Verwende ein scharfes Messer oder Skalpell zum Schneiden der Gemüsepflanzen. Bei der zu veredelnden Sorte trennst du den Kopf ab oder schneidest oberhalb der Keimblätter, wenn du die Schnittveredelung der Kopfveredelung vorziehst. Die Unterlagepflanze schneidest du unterhalb der Keimblätter ab, damit sie nicht neu austreiben kann.
Schritt 2: Pflanzenteile verbinden
Schneide die Schnittstellen beider Pflanzenteile schräg bzw. V-förmig ein, sodass du sie ineinanderstecken kannst. Verbinde so die Stängel und fixiere die Stelle mit einer Klammer (Veredelungsklammer, u. a. auch als Transplantat-Clip oder Pfropfwerkzeug bekannt). Bei der Kopfveredelung wird der Pflanzenkopf ebenfalls mit einer Klammer am Stiel der Unterlage befestigt. Indem du die neuentstandene Pflanze mit einem Stab abstützt, sorgst du für mehr Stabilität.
Schritt 3: Das veredelte Gemüse anfangs schützen und pflegen
Zu Beginn ist die Gemüsepflanze noch sehr fragil – deshalb auch der Stützstab. Damit die Luftfeuchtigkeit zunächst hoch bleibt, kannst du einfach eine Plastiktüte über die Pflanze ziehen. Ein spezieller Schutzsack hält zudem Wind und zu starke Sonneneinstrahlung ab. Nach etwa einer Woche sollten die Pflanzenteile gut zusammengewachsen sein. Dann kannst du die Klammer entfernen und auch die übrigen Schutzmaßnahmen einstellen.
Veredeltes Gemüse richtig pflegen und düngen
Vor allem kurz nach dem Veredeln des Gemüses solltest du die Pflanze immer feucht halten. Auch danach ist regelmäßiges Gießen wichtig. Vermeide es jedoch, die Pflanzen zu überwässern, da sonst die Wurzeln faulen könnten.
Zusätzlich versorgst du das Gemüse mit organischem Dünger, um Wachstum und Ertrag zu fördern. Mehr dazu liest du in den Ratgebern zur Gartenbewässerung und zum Düngen von Pflanzen.
Wann veredeltes Gemüse ernten?
Die Veredelung von Gemüse mit wilden Sorten hat einen ganz besonderen Vorteil: Das Wachstum setzt bei Wildformen schneller ein, weil sie auch bei niedrigen Temperaturen leichter anwachsen. Durch das Veredeln ist das Gemüse also schneller reif, und du kannst früher mit der Ernte beginnen als bei nicht veredelten Pflanzen.