Im Tank aus Kunststoff klafft ein großer Riss? Die Zierleiste aus Plastik ist gebrochen? Der Gartenschlauch ist undicht? Oder möchtest du Kunststoff mit einem anderen Material verbinden? Kein Problem, denn viele Kunststoffe lassen sich leicht reparieren bzw. kleben. Bei richtiger Vorgehensweise entstehen stabile Verbindungen, die auch stärkeren Belastungen standhalten. Was es dabei zu beachten gilt, erfährst du hier.
Kunststoff verkleben und ausbessern: die Basics
Plastik ist nicht gleich Plastik. Es gibt verschiedene Kunststoffarten, die sich in ihrer Struktur, ihrer Oberfläche und ihren Eigenschaften deutlich voneinander unterscheiden. Damit geflickte Stellen oder Klebeflächen später auch halten, ist es hilfreich, sich vorher mit der Welt der Kunststoffe und Kleber vertraut zu machen.
Kunststoffarten und ihre Eigenschaften
Grundsätzlich kann man Kunststoffe in drei verschiedene Gruppen einteilen: duroplastische und thermoplastische Kunststoffe sowie Elastomere. Duroplastische Kunststoffe bleiben auch unter hohen Temperaturen formstabil und fest. Zudem sind sie weitgehend lösemittelbeständig. Thermoplastische Kunststoffe können dagegen durch Erwärmung verformt werden. Wer schon einmal eine PET-Flasche in den Geschirrspüler gestellt hat, wird den Effekt kennen. Bei sehr starker Erhitzung schmilzt Thermoplastik. Elastomere wiederum können ihre Form unter Druck oder Zug verändern, finden dann aber in ihre ursprüngliche Form zurück.
Im Modellbau- und Heimwerkerbereich werden Kunststoffe auch gerne in Hart- und Weichplastik unterteilt – je nach ihrer Biegsamkeit. Während es sich bei Weichplastik meist um Thermoplaste handelt, kann Hartplastik sowohl zu den duroplastischen als auch zu den thermoplastischen Kunststoffen gehören.
Aus welchem Kunststoff ein Gegenstand hergestellt wurde, erkennst du am Recyclingsymbol. Es besteht aus drei Pfeilen, die einen Kreislauf bilden. Innerhalb des Kreises steht eine Nummer, die das verwendete Material kennzeichnet. Meist findet sich unter dem Symbol noch ein entsprechendes Kürzel.
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Kleine Klebstoffkunde
Wenn es darum geht, Kunststoffe zu verleimen, greifen viele Bastler und Heimwerker zunächst zur Heißklebepistole. Heißkleber gehört zu den Schmelzklebstoffen: Er wird in der Klebepistole aufgeschmolzen und auf die Klebestelle aufgebracht. Bei der Verarbeitung ist Schnelligkeit gefragt, denn der Kleber kühlt rasch ab. Sein Einsatzbereich ist allerdings begrenzt: Gerade auf sehr hartem Kunststoff hält er nicht. Möchtest du Hartplastik kleben, empfehlen sich spezielle Kunststoffkleber.
Die meisten Kunststoffkleber sind Kontaktkleber: Nachdem die Fügeteile beidseitig dünn und gleichmäßig mit dem Kleber bestrichen wurden, müssen sie erst einmal offen liegengelassen werden, damit das Lösungsmittel verdunsten kann. Erst wenn sich die Klebeflächen berührtrocken anfühlen, also wenn der Klebstoff bei der Fingerprobe keine Fäden mehr zieht, werden sie aneinandergelegt und fest zusammengedrückt. Entscheidend ist dabei die Stärke und nicht die Dauer des Zusammenpressens. Der Druck lässt sich beispielsweise mit einer Schraubzwinge erhöhen. Nach dem Zusammenfügen kann die Klebung sofort belastet werden. Achtung: Wurden die Teile miteinander verklebt, lassen sie sich nicht mehr korrigieren.
Es gibt zudem ein- und zweikomponentige Reaktionsklebstoffe speziell für Kunststoffe. Einkomponentige Reaktionsklebstoffe, darunter fällt etwa Sekundenkleber, sind sofort einsatzbereit.
Zweikomponenten-Kleber, auch 2K-Kleber genannt, bestehen aus Bindern und Härtern, die getrennt voneinander aufbewahrt werden. Erst wenn beide miteinander vermischt werden, entfalten sie ihre Klebeeigenschaften. Zur Verarbeitung steht nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung, denn die Aushärtung beginnt sofort. Ein genaues Arbeiten ist deshalb das A und O. Dafür punkten Zweikomponenten-Kleber mit einer hohen Festigkeit.
Folgende Fragen solltest du dir vor dem Kauf des Klebers stellen:
- Welcher Kunststoff soll geklebt werden?
- Wie groß ist die Klebefläche?
- Wie ist die Oberflächenbeschaffenheit der Klebefläche? Ist sie glatt oder müssen Kratzer und Risse aufgefüllt werden?
- Wie wasserfest witterungs- oder wärmebeständig muss der Kleber sein?
- Welchen Belastungen muss die Klebefläche standhalten?
- Wie schnell soll der Kleber trocknen?
- Wird eine Anfangshaftung benötigt?
Einige Kunststoffe lassen sich aufgrund ihrer Struktur nur schwer oder gar nicht verkleben. Darunter fallen Polyethylen (PE), aus dem beispielsweise Schläuche, Eimer oder Flaschen von Reinigungsmitteln bestehen, Polyethylenterephthalat (PET), der zur Herstellung von Flaschen, Folien und Textilfasern dient, und Polypropylen (PP), das man von Einwegbechern oder Wäschekörben kennt.
Kunststoffe Schritt für Schritt korrekt verkleben
Wie so oft kommt es auch bei der Verklebung von Kunststoffen auf die richtige Vorbereitung an. Lies dir vorab die Anleitung des Klebers genau durch. Vor allem bei Zweikomponenten-Klebern ist Sorgfalt geboten, denn sie müssen im richtigen Verhältnis angemischt werden. In der Anleitung findest du auch Hinweise dazu, wie viel Kleber aufgetragen werden muss.
Schritt 1: die Vorbereitung
Bevor der Kleber zum Einsatz kommt, solltest du die Oberflächen der Teile, die du zusammenfügen möchtest, gründlich reinigen. Entferne dabei sämtliche Farbreste, Fett- und Ölrückstände sowie Verschmutzungen. Zur Reinigung kannst du normale Seife verwenden. Im Handel gibt es auch spezielle Kunststoffreiniger. Zum Entfetten empfehlen sich Nitroverdünnung, Reinigungsalkohol oder auch Aceton. Auf benzinbasierte Lösemittel solltest du verzichten, denn sie hinterlassen Ölspuren.
Nachdem die Teile getrocknet sind, wird die Oberfläche mit Schleifpaper oder Stahlwolle leicht angeraut. Das sorgt für eine bessere Haftung. Vermeide es dabei, die Klebeflächen mit bloßen Händen zu berühren, da sich sonst erneut Hautfette ablagern können.
Schritt 2: den Kleber auftragen und die Teile zusammenfügen
Verwendest du einen Zweikomponenten-Kleber, müssen zunächst Binder und Härter miteinander vermischt werden. Am besten geht das auf einem glatten Gegenstand, den du später wegwerfen kannst. Zieh dir dafür Schutzhandschuhe an.
Beim Auftragen gilt: Weniger ist mehr. Um den Kleber punktgenau aufzubringen, kannst du einen Pinsel, ein Wattestäbchen oder – bei sehr kleinen Teilen – die Spitze einer Nadel bzw. eines Zahnstochers zur Hilfe nehmen. Füge dann die Teile unter Berücksichtigung der Ablüftzeit des Klebers mit hohem Druck zusammen.
Schritt 3: Rückstände entfernen und aushärten lassen
Entferne sofort nach dem Verkleben alle Rückstände. Hilfreich sind hier Desinfektionsmittel oder Brennspiritus. Ist der Kleber erst einmal ausgehärtet, wird es schwer, ihn wieder zu lösen. Die Trocknungszeit hängt vom eingesetzten Kleber, der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Gib dem Kleber zur Sicherheit etwas mehr Zeit als in der Anleitung angegeben.
Tipp: Auf diese Weise lassen sich nicht nur Kunststoffe miteinander verbinden. Du kannst natürlich auch Kunststoff auf Metall oder auch auf Glas kleben. Ebenso lässt sich Plastik problemlos auf Holz kleben. Das Holz sollte jedoch gut durchgetrocknet sein, bevor der Kleber aufgetragen wird.
Tipps zur Reparatur von Kunststoffgegenständen
Ob der Kunststoff zerbrochen, gerissen oder anderweitig beschädigt ist: Viele Gegenstände können repariert oder ausgebessert werden. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Dabei muss nicht immer ein Spezialkleber zum Einsatz kommen. Folgende Vorgehensweisen bieten sich zur Reparatur von Kunststoffen an.
Löcher in Kunststoff reparieren
Möchtest du ein Loch in einem Gegenstand aus Plastik abdichten, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du klebst ein passendes Stück Kunststoff ein oder du verschweißt es. Letztere Methode eignet sich allerdings nur für Thermoplaste.
Zum Verschmelzen kannst du einen herkömmlichen Lötkolben benutzen. Die Vorgehensweise ist einfach: Setze zunächst einen passenden Kunststoff in das Loch. Fahre nun mit dem Lötkolben an den Rändern entlang. Die Naht kannst du später mit einem feinen Schleifpapier nacharbeiten. Im Handel finden sich auch spezielle Reparatur-Sets mit Gas-Schweißkolben und Reparatursticks aus verschiedenen Materialien. Der Vorteil: Man kann Gegenstände wie Kunststofftanks oder Boote auch dort reparieren, wo kein Netzstrom vorhanden ist.
Wichtig: Verwende nach Möglichkeit immer Flicken und Füllstoffe der gleichen Plastikart, aus dem der Gegenstand besteht. Eine gute Quelle für Kunststoffteile sind Kabelbinder, die es in vielen verschiedenen Farben gibt.
Gerissenes Plastik reparieren
Ein Riss im Kunststoff lässt sich wie ein Loch reparieren. Damit die Plastik nicht weiter einreißt, wird der Riss zunächst an den Enden mit einer Bohrmaschine aufgebohrt. Nun kannst du entweder ein Ersatzstück einkleben oder den Riss mit einem Lötkolben verschmelzen.
Je nach Anwendungsbereich müssen Flicken nicht immer aus Kunststoff bestehen. Risse lassen sich auch mit Bitumen, Teer, Kunstharz oder Silikon reparieren.
Gebrochenes Plastik reparieren
Gebrochene Plastikteile kannst du ganz einfach wie oben beschrieben wieder zusammenkleben. Damit die Reparatur später nicht auffällt, empfiehlt es sich, den Kunststoff an den Rändern zu verflüssigen und ihn unsichtbar mit der intakten Oberfläche zu verblenden. Zum Schmelzen benötigst du einen Lötkolben. Setze ihn an der Rückseite an und kratze mit der Spitze leicht über die Nahtstelle der beiden Teile. Durch die Hitze schmilzt die Plastik auf beiden Seiten und bildet beim Abkühlen eine stabile Verbindung. Schmirgle dann die Naht mit einem feinen Schleifpapier ab.
Plastik kann auch mit Aceton aufgelöst werden. Lege dafür einige Ersatzstücke in eine Schale und bedecke sie mit dem Lösemittel. Am besten lässt du sie über Nacht einweichen. Dabei bildet sich eine klebrige Masse. Sie sollte zur Weiterverarbeitung frei von Klumpen sein. Gieße das Aceton ab und trage die Masse auf die Bruchstelle auf. Nutze dafür die Rück- oder die Unterseite des Gegenstands. Nun muss die Verbindung nur noch gut durchtrocknen.
Kunststoff-Furnier reparieren
Kunststoff-Furnier lässt sich auf drei verschiedene Arten reparieren:
- Das Furnier wird so weit abgelöst, dass man es mit einem Spezialklebstoff leimen kann.
- Mit einer Injektionsnadel wird ein Spezialkleber zwischen Träger und Furnier gespritzt. Ist die Schadstelle zu weit vom Rand entfernt, kann die Blase auch vorsichtig aufgestochen werden.
- Die schadhafte Stelle wird komplett herausgetrennt und durch ein neues Furnier ersetzt. Diese Methode ist die aufwendigste, denn die Stöße müssen sehr sauber ausgeschnitten und die Stoßkanten zudem gespiegelt werden.
Stoßstange aus Kunststoff kleben
Ein kleiner Rempler – etwa beim Einparken – und schon ist es passiert: In der Stoßstange prangt ein kleiner Riss. Doch keine Panik, Stoßstangen aus Kunststoff lassen sich ganz leicht kleben. Dafür brauchst du nur einen geeigneten Kleber, mit dem sich Risse und Kratzer auffüllen lassen, etwa einen zweikomponentigen Epoxidkleber. Im Handel gibt es zudem spezielle Reparatur-Sets, die neben dem passenden Kleber auch eine Reparaturmatte aus Glasfasergewebe beinhalten. Die Glasfasermatte dient der Stabilität und soll verhindern, dass sich der Riss unter Belastung vergrößert. Sie wird auf der Rückseite hinter der defekten Stelle aufgeklebt. Nun kann der Riss auf der Vorderseite mit dem Kleber verfüllt werden. Nach dem Aushärten wird er bündig abgeschliffen. Im nächsten Schritt kann die Stoßstange dann lackiert werden.
Fazit: Kunststoffe sicher und genau kleben
Mit den richtigen Materialien sind Kleben und Reparieren von Kunststoff gar nicht so schwierig. Wichtig ist, dass du sehr genau arbeitest und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen triffst.
• Die meisten Spezialklebstoffe sind giftig. Halte während der Arbeit Kinder fern und sorge zudem für eine ausreichende Belüftung.
• Verschließe die Klebetube nach der Anwendung wieder fest, damit der Kleber nicht eintrocknet. Bewahre ihn trocken, kühl und frostfrei auf.
• Trage geeignete Schutzhandschuhe. Sollte dennoch Kleber auf die Haut gelangen, kannst du ihn mit verdünntem Aceton oder Reinigungsalkohol entfernen. Wasche die betroffene Stelle anschließend gründlich mit Seife und warmem Wasser ab.
• Eventuell sind auch eine Schutzbrille und eine Atemschutzmaske erforderlich. Das gilt vor allem bei der Arbeit mit dem Lötkolben.
• Aceton und seine Dämpfe sind hochgradig entflammbar! Rauche nicht in der Nähe und vermeide offenes Feuer.