Kaum ein Wohntrend hat in den vergangenen Jahren so viel Aufmerksamkeit erhalten wie der Minimalismus. Eine minimalistisch eingerichtete Wohnung gilt als stilbewusst, ordentlich und modern. „Weniger ist mehr“ – so lautet das Motto in einer Minimalismus-Wohnung, und das spiegelt sich oft auch im Konsumverhalten der Menschen wider, die reduziert leben. Erfahre mehr über den Trend sowie seine Besonderheiten und finde Tipps, wie du deine Wohnung Schritt für Schritt minimalistisch einrichtest.
Was ist Minimalismus?
Minimalismus wird als „bewusste Beschränkung auf ein Minimum, auf das Nötigste“ definiert. Der Begriff kam zuerst in der Kunst zum Tragen und weitete sich dann über Design und Architektur aus. Schließlich wurde er auch auf den beliebten Einrichtungstrend angewendet, der längst Einzug in Deutschlands Wohnkultur gehalten hat. Minimalismus basiert auf einem reduzierten und funktionalen Design, das nicht ablenkt.
Wie sieht ein minimalistischer Wohnstil aus?
Ein minimalistischer Wohn- oder Einrichtungsstil soll, genau wie die gesamte Lebensweise, dem Materialismus in unserer Gesellschaft entgegenwirken und möglichst nachhaltig sein. Viele minimalistische Einrichtungsideen sind somit nicht nur schick, sondern in der Regel auch noch gut für Umwelt und Geldbeutel. Außerdem sagt man, Minimalismus in der Wohnung befreie die Seele – denn der Wohntrend setzt Ordnung voraus und reduziert materiellen Besitz auf das Nötigste. Das klingt zwar erst einmal aufwendig, lohnt sich aber: Unnötiger Besitz und Konsum sorgen nämlich nur dafür, dass man viel aufräumen muss und viel Geld für Dinge ausgibt, die man oft gar nicht braucht. Eine minimalistische kleine Wohnung wirkt übrigens dank dieser Raumgestaltung direkt viel größer.
Farblich orientiert sich das minimalistische Wohnen an Abstufungen aus Weiß, Grau und Schwarz – auch Beige kommt gern mal zum Einsatz. Schlichte, geometrische Formen werden bevorzugt eingesetzt und miteinander kombiniert. Auf knallige Farben und verspielte Details verzichtet der Minimalismus bewusst.
Typische Merkmale einer minimalistischen Wohnung:
- nur die nötigsten Möbel
- wenig Dekoration und Pflanzen
- keine herumliegenden Gegenstände
- dezente Farben und Formen
- möglichst leere Wände
- viele Freiflächen auf dem Boden
Minimalistisch wohnen: Schritt für Schritt
Für eine moderne, minimalistische Einrichtung musst du dich nicht auf einen Schlag von all deinem Hab und Gut trennen. Fang klein an, miste nach und nach aus und du wirst sehen, dass das gar nicht so schwer ist. Ordnung zu schaffen, ist der Grundstein für minimalistisches Wohnen – und tut auch noch gut, denn materiellen Ballast loszuwerden wirkt befreiend.
Schritt 1: Ausmisten und aufbewahren
Damit du deinen minimalistischen Einrichtungsstil dauerhaft aufrechterhalten kannst, solltest du vernünftig ausmisten und die behaltenen Gegenstände sorgsam aufbewahren. Gib ihnen einen festen Platz im Haushalt – gegebenenfalls in Aufbewahrungsboxen – und räume sie nach dem Gebrauch immer wieder dorthin zurück. Das schont die Produkte und erspart dir lästiges Aufräumen, sodass du jederzeit spontan Besuch empfangen kannst.
Ausmisten solltest du nach Kategorien statt nach Zimmern, denn nicht selten besitzen wir gleiche oder ähnliche Dinge, von denen eines vollkommen ausreichen würde – wenn man es denn immer direkt finden könnte. Aussortierte Kleidung, Technik, Accessoires und was noch alles anfällt, kannst du verkaufen, verschenken, spenden oder notfalls entsorgen.
Es gibt drei Regeln, die dir das Ausmisten erleichtern und als Inspiration dienen können:
- Ein-Jahres-Regel: Dabei sortierst du alles aus, was du länger als ein Jahr nicht benutzt bzw. nicht vermisst hast.
- 80-20-Regel: Diese Regel besagt, dass wir in 80 Prozent der Zeit nur 20 Prozent unserer Dinge benutzen. Der Rest kommt nur zum Einsatz, wenn unsere Lieblingssachen gerade nicht verfügbar sind. Überlege, auf welche deiner Besitztümer das zutrifft und was du ggf. verschenken oder verkaufen könntest, um mehr Stauraum zu schaffen.
- 20-20-Regel: Diese Regel hilft dir dabei, keine unnötigen Vorräte anzuhäufen. Du verzichtest auf alles, was du in unter 20 Minuten und mit weniger als 20 EUR besorgen könntest.
Tipp für Neuanschaffungen: Denke immer ganz bewusst und mehrere Tage über den Kauf eines neuen Gegenstandes nach und mach dir klar, ob du diesen wirklich benötigst. Wenn ja, empfiehlt es sich, dafür einen anderen Gegenstand abzugeben. So behältst du stets dieselbe Anzahl an Besitztümern.
Schritt 2: Passende Möbel für eine minimalistische Einrichtung
Möchtest du deine Wohnung im Minimalismus-Stil einrichten, ist Schluss mit unnötigen Beistelltischen, die nur verstauben, und zu vielen Sitzmöglichkeiten, die ohnehin keiner nutzt. Die Einrichtung wird aber nicht nur quantitativ reduziert, sondern auch im Hinblick auf das Design. Bei einer minimalistischen Wohnungseinrichtung zeichnen sich die Möbel durch eine einfache Optik, aber sehr hohe Funktionalität aus. So wirst du vergeblich nach ausgefallenen Schubladenknäufen und Verzierungen suchen, dafür aber sehr nützliche Extras finden. Tische verfügen häufig über integrierte Aufbewahrungen, Sofa und Bett können eins sein, Schränke überzeugen durch praktische Aufbewahrungsfunktionen. Herumliegende Gegenstände, die keinen Platz in den Schränken finden, werden ordentlich in Boxen und Körbe geräumt.
Stauraum ist ohnehin ein großes Thema, wenn du in deiner Wohnung minimalistisch leben willst. Je mehr Möglichkeiten es gibt, Kleidung, Schuhe, technische Geräte, Ladekabel und andere Alltagsgegenstände zu „verstecken“, umso ruhiger wird deine Wohnung wirken. Schaffe ausreichend – aber nicht zu viele – Sideboards, Kommoden oder Hängeschränke und Aufbewahrungskisten an, in denen alle Sachen einen festen Platz haben, sodass du sie bei Bedarf jederzeit findest. Auch das sorgt für Entspannung im Alltag.
Schritt 3: Minimalistische Wohnung gemütlich dekorieren
Beim minimalistischen Wohnen wird nicht vollkommen auf Deko verzichtet – schließlich soll dein Zuhause nicht steril wirken. Sie wird nur viel bewusster eingesetzt. Anstatt überall viele Teile zu platzieren, werden nur einzelne Stellen hervorgehoben. Dazu eignen sich am besten etwas größere Einzelstücke wie Figuren, Lampen oder Vasen sowie kleinere dekorative Gruppen, die sich gern auf Tabletts oder Tellern zusammenfinden. Das unterstreicht den aufgeräumten Grundgedanken des minimalistischen Wohnstils.
Wähle einige wenige Gegenstände aus, die dir besonders gut gefallen, und setze damit sparsame Akzente im Raum. Hast du gern Abwechslung, kannst du sie regelmäßig austauschen und dich dabei an aktuellen Trends oder der jeweiligen Saison orientieren. Alles, was eher praktisch als schön ist, verstaust du nach den oben genannten Kriterien.
Schritt 4: Die passenden Pflanzen für eine minimalistische Wohnungseinrichtung
Auch auf den Einsatz von Zimmerpflanzen musst du nicht gänzlich verzichten – besonders, da Pflanzen für das Raumklima wichtig sind. Die Gewächse setzen natürliche Highlights zwischen den eher kühlen Farben der minimalistischen Einrichtung. Eine Palme oder großblättrige Grünpflanze pro Zimmer lockert das Gesamtbild auf und kann durch kleine Gruppen von Sukkulenten ergänzt werden. Die Blumentöpfe solltest du in Bezug auf Form und Farbe an die Möbel anpassen und sehr schlicht halten – so bekommen die wunderschönen Blätter die volle Aufmerksamkeit.
Tipp: Grünpflanzen eignen sich für den Minimalismus in der Wohnung besser als farbige Blühpflanzen, denn sie wirken ruhiger.
Minimalistisch wohnen mit Kindern
Es klingt verrückt, aber: Minimalismus funktioniert auch mit Kindern im Haushalt. Haben deine Kinder auch zu viele Spielsachen? Sortiere diese gemeinsam mit ihnen aus – das kannst du auch spielerisch gestalten. Die Sachen, die bleiben dürfen, können in praktischen Boxen verstaut werden – wohin deine Kinder sie immer wieder zurückräumen sollten. Die aussortierten Spielsachen solltest du noch eine Weile aufbewahren, bis du ganz sicher bist, dass sie nicht schmerzlich vermisst werden. Anschließend kannst du sie weggeben.
Minimalismus und weitere Wohnstile
Der Minimalismus stellt für viele eine zeitgemäße Art des Wohnens dar. Er reduziert unseren Besitz auf das Nötigste, sodass wir ein neues Verhältnis zu Themen wie Konsum und Nachhaltigkeit entwickeln. Eine minimalistische Einrichtung hat sehr viele Vorteile und beim nächsten Umzug wirst du sehr froh über deinen reduzierten Besitz sein. Du kannst den Trend zudem mit anderen Einrichtungsstilen wie dem ebenfalls recht aufgeräumten Scandi- oder dem Mid-Century-Stil kombinieren, der sich durch klare Linien auszeichnet – übe dich aber auch dabei in Zurückhaltung.