Sonneneinstrahlung, Regen, Wind und Schnee: Ein Flachdach ist das ganze Jahr über hohen Belastungen ausgesetzt. Damit es lange hält und kein Wasser ins Innere dringt, muss es gut abgedichtet werden. Welche Materialien sich dafür anbieten und wie sie verarbeitet werden, erfährst du in diesem Ratgeber.
Du möchtest auch deine alte Dachrinne abdichten oder gleich eine neue Dachrinne befestigen? Viele weitere Projekte und Ideen rund um das Dach findest du im Bereich Dachausbau.
Warum sollte ein Flachdach abgedichtet werden?
Im Gegensatz zu anderen Dachformen sind Flachdächer anfälliger für Feuchtigkeits- und Witterungsschäden. Grund dafür ist die geringe Neigung, die Tau- und Regenwasser nur langsam abfließen lässt. Ist das Flachdach nicht ausreichend abgedichtet, dringt die Feuchtigkeit in die Dachkonstruktion ein. Schon kleinste Lücken können zu Schimmel, Fäulnis oder Rissen im Mauerwerk führen. Hinzu kommen Energieverluste, weil die Dämmung ihre Funktion nicht mehr erfüllen kann.
Wenn das Dach und angrenzende Bauteile bereits durchfeuchtet sind, reicht eine Abdichtung allein nicht mehr aus. In diesem Fall müssen zunächst die Folgeschäden aufwendig saniert werden. Unter Umständen ist sogar eine komplette Erneuerung des Daches notwendig. Damit es gar nicht erst so weit kommt, solltest du dein Flachdach regelmäßig inspizieren und Lecks zeitnah ausbessern. Dichtest du das Flachdach neu ab – beispielsweise bei einem Neubau oder nach einer Sanierung – gilt es, von vornherein die richtigen Materialien zu wählen. Die Entscheidung hängt davon ab, welchen Belastungen dein Dach ausgesetzt ist. Dazu zählen sowohl Witterungseinflüsse als auch mechanische und chemische Beanspruchungen.
Tipp: Flachdächer von kleineren Nebengebäuden wie Garagen, Carports oder Gartenhäuser kannst du selbst abdichten. Bei Wohngebäuden empfiehlt es sich, eine Fachfirma ins Boot zu holen. Bei mangelhaft ausgeführten Eigenleistungen haftet keine Versicherung!
Passende Produkte
Welche Anforderungen und Regelungen gelten für die Flachdachabdichtung?
Die DIN 18531 definiert Mindeststandards für die Abdichtung von Flachdächern. Wichtig sind vor allem zwei Teile:
- Die DIN 18531-1 unterscheidet zwei verschiedene Anwendungskategorien. Die Kategorie K1 steht für die Grundanforderungen an ein Standarddach. Die Kategorie 2 gilt für Flachdächer mit erhöhten Anforderungen. Darunter fallen beispielsweise Dächer mit Solaranlagen.
- Die DIN 18531-2 beschreibt Anforderungen an Dichtstoffe. Die Abdichtung für ein Flachdach muss wasserdicht, ausreichend standfest sowie dehn- und reißfest sein, damit sie Witterungseinflüssen standhält.
Tipp: Eventuell musst du dein Flachdach dämmen, bevor du es abdichten kannst. Bei Wohngebäuden und bei Garagen, die in das Wohngebäude integriert oder beheizt sind, ist eine Dämmung Pflicht. Aber auch bei freistehenden und unbeheizten Garagen kann sich ein Wärmeschutz lohnen – beispielsweise dann, wenn du sie ganzjährig als Werkstatt nutzen möchtest.
Welche Materialien eignen sich zum Abdichten von Flachdächern?
Die Produktpalette reicht von Bahnen und Folien bis zu Flüssigdichtstoffen. Als Basis dienen in der Regel Bitumen, EPDM oder Kunststoff.
Traditionell wird zum Abdichten von Flachdächern Bitumen verwendet, das aus Erdöl gewonnen wird. Das Material ist sehr witterungsbeständig, kostengünstig und leicht zu verarbeiten. Beschädigte Stellen lassen sich gut mit flüssigem Bitumen oder Bitumenspachtel reparieren. Problematisch wird es jedoch, wenn du die alte Dachabdichtung komplett entfernen möchtest – etwa beim Sanieren des Flachdachs. Die Arbeit mit Spachtel und Meißel ist sehr mühselig. Schneller geht es mit einer Fachfirma, die der Bitumenbeschichtung mit speziellem Gerät zu Leibe rückt.
Bei EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk) handelt es sich um einen synthetischen Kautschuk, der besonders widerstandsfähig und haltbar ist. Das Material bleibt dauerhaft elastisch und trotzt sowohl hohen Temperaturschwankungen ebenso wie mechanischen Belastungen. EPDM eignet sich für viele Untergründe – auch als Abdichtung für ein bestehendes Bitumendach.
Tipp: Ein Flachdach kann auch durch eine Dachbegrünung abgedichtet werden. Viele Infos, Ideen und hilfreiche Tipps findest du im Ratgeber Dach begrünen.
Dachabdichtung mit Bitumenbahnen
Bitumenbahnen bestehen aus einem stabilisierendem Trägermaterial, beispielsweise einem Kunststoff- oder Glasvlies, das auf der Ober- und Unterseite mit Bitumen beschichtet ist. Als obere Schutzschicht wird oft eine Gesteinskörnung aufgebracht. Je nach Geschmack stehen verschiedene Farbtöne und Oberflächen zur Auswahl.
Bitumenbahnen sind in unterschiedlichen Stärken und Ausführungen erhältlich: Kleinere Gartenhäuser, Carports oder Schuppen werden häufig mit dünner Dachpappe abgedichtet. Für eine längere Haltbarkeit kannst du zusätzlich Bitumenschindeln verlegen. Auf größeren Dachflächen kommen dickere und beständigere Dachbahnen oder Bitumenschweißbahnen zum Einsatz.
Zur Abdichtung eines Schrägdachs reicht es aus, wenn du die Dachpappe bzw. die Dachbahnen mit Nägeln oder Stiften fixierst. Eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung findest du im Ratgeber Dachpappe verlegen. Bei einem Flachdach ist das nicht möglich, da über die Nahtstellen Wasser eindringen könnte. Die Bitumenbahnen müssen stattdessen verklebt werden. Es gibt drei verschiedenen Arten der Verklebung:
- Heißkleben von Bitumenschweißbahnen: Die Bahnen werden auf der Unterseite mit einem Propangasbrenner erhitzt und auf den Untergrund geklebt. Anschließend verschweißt du die Nahtstellen miteinander. Achtung: Die Verklebung ist im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich. Bei hitzeempfindlichen Materialien muss eine Zwischenschicht aufgebracht werden. Zur Abdichtung eines Flachdachs aus Holz kannst du beispielsweise zuerst eine Lage Dachpappe aufnageln.
- Bitumenbahnen mit Kaltkleber verkleben: Zunächst trägst du Bitumenkaltkleber auf den Untergrund auf. Danach rollst du die Bitumenbahnen vorsichtig in die Klebeschicht ein und drückst sie fest. Verspachtele zum Schluss die Nahtstellen sorgfältig mit Kaltkleber.
- Kaltselbstklebende Bitumenbahnen: Schnell und einfach lässt sich das Dach mit kaltselbstklebenden Bitumenbahnen abdichten. Auf der Rückseite ist bereits ein passender Kleber aufgebracht. Damit keine Knicke oder Risse entstehen, solltest du die Bahnen beim Abziehen der Schutzfolie immer nur in Querrichtung anheben. Die Nahtstellen dichtest du ebenfalls mit Kaltkleber ab.
Bitumenbahnen werden bei der erstmaligen Abdichtung des Flachdachs üblicherweise in zwei oder drei Lagen aufgebracht. Sehr beliebt ist die Kombination von Bitumenschweißbahnen und Bitumenbahnen zum Kaltkleben. Letztere lassen sich auch direkt auf hitzeempfindlichen Materialien verarbeiten.
Wichtig: Halte bei der Verlegung der Bahnen eine Überlappung von mindestens 8 cm ein. Muss eine Bahn neu angesetzt werden, solltest du sie ebenfalls überlappen lassen. Klebe bei einer mehrlagigen Verlegung nie Naht auf Naht.
Flachdach mit flüssigem Bitumen abdichten
Flüssigbitumen wird meist bei der Reparatur von bestehenden Bitumendächern verwendet. Für die alleinige Abdichtung des Flachdachs empfiehlt sich ein schichtweiser Aufbau mit einem Armierungsvlies, das für Stabilität sorgt. Bringe zunächst das flüssige Bitumen mit einer Rolle oder einem Pinsel auf das Flachdach auf. Drücke dann das Armierungsvlies ein. Anschließend wiederholst du den Vorgang.
Die Abdichtung des Flachdaches mit flüssigem Bitumen hat zwei entscheidende Vorteile: Zum einen entstehen keine Nähte, über die Feuchtigkeit eindringen kann, zum anderen passt sich das Material vollflächig an den Untergrund an. So lassen sich auch komplizierte Aufbauten, Lichtkuppeln, Fenster oder Dachabläufe gut in die Abdichtung einbinden.
Flachdachabdichtung mit Kunststoffbahnen
Kunststoffbahnen werden in der Regel einlagig und lose verlegt. Das reduziert nicht nur den Arbeitsaufwand, sondern auch das Gewicht. Unter die Folie kommt zum Schutz ein Kunststoffvlies. Rolle sowohl das Vlies als auch die Dichtungsbahnen mit einer Überlappung aus. Nebeneinander liegende Folien kannst du ganz einfach mit einem Heißluftfön verbinden. Sichern lassen sich die einzelnen Bahnen entweder durch eine Auflast oder du verklebst sie punktuell bzw. streifenförmig mit dem Untergrund.
Dachabdichtung mit Flüssigkunststoff
Flüssigkunststoff ist die ideale Wahl, wenn es um das Abdichten von schwierigen Stellen oder um die Sanierung von Flachdächern geht. Das Material haftet auf den verschiedensten Untergründen – von Holz über Beton und Metall bis zu alten Abdichtungen wie Bitumen. Für Heimwerker empfehlen sich 1-Komponenten-Flüssigkunststoffe: Sie sind ohne Anmischen sofort gebrauchsfertig und bilden innerhalb kürzester Zeit eine regensichere Dachhaut. Einige Produkte enthalten bereits Fasern zur Armierung, so sparst du dir das Einarbeiten einer Vliesfolie. Der Auftrag erfolgt meist in mehreren Schichten. Nach dem Trocknen ist das Material reiß- und dehnfest.
Flachdach mit EPDM-Folie abdichten
EPDM ist in Form von vorgefertigten Planen oder Bahnen erhältlich. Planen bieten den Vorteil, dass kaum Nähte ausgeführt werden müssen, was das Risiko von undichten Stellen reduziert. Die Folien können sowohl lose verlegt als auch vollflächig verklebt werden. Bei einer fachgerechten Verlegung hält die Abdichtung mit EPDM sehr lange. Wenn es die Statik zulässt, kann das Flachdach anschließend sogar begrünt werden.
Welche Vorarbeiten sind für die Flachdachabdichtung notwendig?
Egal, für welchen Dichtstoff du dich entscheidest: Bevor du das Material aufbringen kannst, sind einige Vorarbeiten notwendig. Schaffe zunächst einen sicheren Zugang zur Dachfläche und räume alle Gegenstände rund um das Flachdach weg. Nimm dir, nachdem du festes Schuhwerk angezogen hast, einen Besen zur Hand und begib dich auf das Dach. Kehre die Dachfläche gründlich ab. Entferne dabei scharfkantige Steinchen und herausstehende Teile. Je nach Material und Untergrund ist ein Voranstrich bzw. eine Grundierung erforderlich. Halte dich an die Angaben des Herstellers.
Was tun an Anschlüssen und Durchlässen?
Anschlüsse an benachbarte Bauteile und Kanten sowie Durchlässe wie Schornsteine, Regenrohre oder Blitzableiter stellen potenzielle Schwachstellen in der Abdichtung des Flachdachs dar. Sie müssen besonders gut vor eindringendem Wasser geschützt werden. Einige Hersteller bieten dafür spezielle Formteile an. Zusätzlich kannst du an den betreffenden Stellen eine weitere Dichtungsbahn oder eine flüssige Schicht aufbringen.