Dein Bad braucht dringend neue Fliesen, aber das Entfernen der alten Fliesen ist dir zu aufwändig? Neue, starke Klebestoffe bieten einen Ausweg. Doch kann man überhaupt Fliesen auf Fliesen kleben? Die Antwort ist: ja, solange du die richtigen Materialien verwendest. Wir zeigen dir, was du brauchst, wie du exakt vorgehen musst und welche Vor- und Nachteile die Methode hat.
Vorbereitungen: Welchen Kleber brauchst du für „Fliese auf Fliese“?
Bevor wir dir Schritt für Schritt erklären, wie du neue Fliesen über alte Fliesen verlegst, kommt hier noch etwas Materialkunde: Damit die neuen Fliesen sicher halten, brauchst du einen speziellen Fliesenkleber, der für die Fliese-auf-Fliese-Technik geeignet ist: Verwende entweder einen sogenannten Flexkleber oder gebrauchsfertigen Dispersionskleber.
- Flexkleber ist ein Kleber auf Zementbasis, der zusätzlich Kunststoff enthält, was für bessere Haftung auch auf glatten Untergründen sorgt. Mit diesem Kleber kannst du Fliese auf Fliese kleben – sowohl auf dem Boden als auch an der Wand.
- Dispersionskleber enthält in Wasser gelöste Kunststoffe und kann ohne Anmischen sofort verarbeitet werden. Anders als Flexkleber härtet dieser Kleber nicht durch Zementbindung, sondern durch Trocknung aus; er ist ebenfalls sehr gut für glatte Oberflächen zu gebrauchen. Allerdings dauert die Trocknung deutlich länger als die Bindung, weshalb Dispersionskleber eher für Wände verwendet wird.
Tipp: Je nach verwendetem Fliesenkleber solltest du dafür geeigneten Haftgrund und Fugenmörtel auswählen. Die Hersteller geben Hinweise, welche Mittel am besten zusammenpassen.
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Wie viel Materialbedarf besteht in deinem Bad?
Der zweite Vorbereitungsschritt ist die Auswahl der neuen Fliesen, die du auf den alten Fliesen verlegen möchtest. Vermiss die Flächen, die du neu fliesen möchtest, und berechne auf Basis der Fliesengröße, wie viele Fliesen du benötigst. Schlage auf die errechnete Menge noch etwa zehn Prozent Verschnitt und ein zusätzliches Paket Fliesen als Reserve auf. Wenn du dir noch nicht sicher bist, welche Fliesen es werden sollen, haben wir hier verschiedene Fliesenmuster und ihre Wirkung zusammengefasst.
Tipp: Wenn du die Fliesen verlegst, nimm sie abwechselnd aus verschiedenen Paketen. Da die Fliesen – selbst die aus einer Produktionsreihe – leichte Farbunterschiede aufweisen können, verhinderst du damit, dass beim Verlegen auffällige Farbflächen entstehen. Die Fliesen mit Farbabweichungen verteilen sich so über die gesamte Wand oder den gesamten Boden, was weniger auffällt.
Fliesen auf Fliesen kleben: Anleitung in 14 Schritten
Hast du alle benötigten Materialien und Werkzeuge besorgt, geht es endlich los. Doch bevor du tatsächlich die erste Fliese auf eine alte Fliese kleben kannst, sind eventuell noch einige Reparatur- und Reinigungsarbeiten nötig. Die folgende Anleitung führt dich Schritt für Schritt zum neuen Fliesenspiegel.
Schritt 1: Möbel und andere Teile entfernen
Sobald du sämtliches Material für das Fliesen bereitgelegt hast, räumst du alle Möbel aus dem Raum, entfernst (falls nötig) die Sanitärausstattung sowie sämtliche Dinge, die an der Wand hängen oder davor stehen beziehungsweise die sich auf dem Boden befinden. Fußleisten, Schalter und am besten auch die Heizkörper solltest du ebenfalls abbauen. Ganz auf Nummer sicher gehst du, wenn du auch das Wasser abstellst und die Sicherungen herausnimmst. Wirklich notwendig ist das meist jedoch nur, wenn du mit schwerem Gerät arbeiten und die Fliesen komplett entfernen möchtest.
Schritt 2: Den vorhandenen Fliesenspiegel prüfen
Wenn die Wand beziehungsweise der Raum leer ist, prüfst du zuerst den vorhandenen Fliesenspiegel auf seine Tragfähigkeit. Klopfe mit einem Gummihammer oder mit dem Stiel jedes anderen Werkzeugs die einzelnen Fliesen ab. Klingt eine Fliese hohl, hat sie sich gelockert und du solltest sie gemeinsam mit allen beschädigten Fliesen entfernen, bevor du die neuen Fliesen anbringst. Die Löcher, die dadurch im Fliesenspiegel entstehen, kannst du einfach mit Spachtelmasse auffüllen, sodass eine ebene und tragfähige Fläche entsteht.
Schritt 3: Die alten Fliesen reinigen
Sobald die Spachtelmasse ausgetrocknet ist, reinigst du den restlichen Fliesenspiegel sehr gründlich. Dafür kannst du Universal-Haushaltsreiniger oder speziellen Fliesenreiniger benutzen. Wichtig ist, dass alle Beläge, vor allem Fettablagerungen, gründlich entfernt werden, damit du einen sauberen, tragfähigen Untergrund erhältst.
Hast du es beispielsweise im Bad mit schwarzen Schimmelspuren zu tun, musst du den Schimmel entfernen, bevor du auf den alten Fliesen fliesen kannst. Dabei können besonders die Fugen hartnäckig sein, weil sich dort Schmutz, Shampooreste und Schimmelsporen am einfachsten festsetzen. In einem gesonderten Artikel erfährst du, wie dir Fliesenfugen-Reinigen besonders gründlich gelingt.
Schritt 4: Haftgrund auf Fliesen auftragen
Um erfolgreich Fliese auf Fliese zu kleben, ist eine Grundierung unumgänglich. Trage also nach der Reinigung mit einer Schaumstoffrolle eine mit Quarzsand versetzte Grundierung auf. Der Haftgrund ist für die Fliese-auf-Fliese-Technik so wichtig, damit der Fliesenkleber auch wirklich hält. Da die Haftung nach dem Auftragen schnell nachlässt, solltest du immer nur den Bereich grundieren, der kurz darauf mit neuen Fliesen beklebt wird.
Schritt 5: Den Fliesenspiegel planen
Während der Haftgrund trocknet, kannst du deinen neuen Fliesenspiegel planen. Vor allem Wandfliesen solltest du immer symmetrisch verlegen. Wenn du eher große Fliesen an der Wand anbringen möchtest, beginne unten und arbeite dich langsam nach oben. Bei kleineren Fliesen beginne mittig. Zeichne dafür mit einer Wasserwaage eine Linie an die Wand, an der du die erste Reihe ausrichtest. Für die Bodenfliesen ermittelst du an der Stirnseite des Raums die Mitte und spannst von dort aus eine Richtschnur. Ziehe entlang der Schnur eine Linie, an der du die erste Reihe der neuen Bodenfliesen auf den alten Fliesen verlegst.
Wenn du diese Vorbereitungen getroffen hast, zähle, wie viele Fliesen du an welchen Stellen benötigst. Schau dir auch an, wo du zugeschnittene Fliesen einkleben musst. Berücksichtige etwa ein bis drei Millimeter breite Fugen zwischen den einzelnen Fliesen sowie Dehnungsfugen zwischen Wand und Boden.
Schritt 6: Fliesen schneiden
Wahrscheinlich musst du für die letzte Reihe vor der Wand oder um die Sanitäranlagen herum einige Fliesen zurechtschneiden. Zeichne bei Bedarf die Schnittkanten auf den Fliesen mit einem Bleistift an und schneide die Teilstücke anschließend mit einem Fliesenschneider mit Diamantlochfräsenaufsatz zu. Wenn du Aussparungen berücksichtigen musst, zum Beispiel für Steckdosen, kannst du runde Schnitte mit einer Fliesenbrechzange oder einer Bohrmaschine mit Lochsägenaufsatz setzen.
Schritt 7: Kleber anrühren
Nutzt du keinen fertigen Dispersionskleber, sondern Flexkleber für das Verlegen von Fliesen auf Fliesen, musst du ihn vor der Verwendung anrühren. Die Hersteller geben das Mischverhältnis auf der Verpackung an. Beachte hierbei vor allem, wie lange der angemischte Flexkleber verwendbar ist, und bereite nur so viel zu, wie du in der angegebenen Zeit verarbeiten kannst. Zum Anmischen eignet sich zum Beispiel eine Bohrmaschine mit Rühraufsatz.
Schritt 8: Den Fliesenkleber auftragen
Mit einer Glättekelle mit Zahnung trägst du den Fliesenkleber gleichmäßig auf die grundierten Fliesen auf. Je größer die zu verklebenden Fliesen sind, desto größer sollte die Zahnung sein. Streiche vor allem zu Beginn immer nur eine kleine Fläche mit Kleber ein, damit dieser nicht schon antrocknet, während du arbeitest.
Schritt 9: Neue Fliesen verlegen
Nun kannst du endlich beginnen, deine alten Fliesen mit neuen Fliesen zu überkleben. Setze die erste Fliese auf den Kleber, drücke sie leicht an und bewege die Fliese dabei leicht hin und her, bis sie richtig sitzt. Wenn du von der Mitte aus arbeitest, orientiere dich an der aufgezeichneten Linie. Beginnst du am Boden, nutze zwei Fliesenkeile, um ausreichend Abstand zum Boden einzuhalten. Setze dann eine Wasserwaage auf die Oberkante der Fliese und reguliere über die Keile ihre Ausrichtung. Klebe so Fliese für Fliese auf die Wand oder den Boden. Achte bei den zugeschnittenen Stücken darauf, dass die Schnittkante nach außen zum Rand zeigt. Verwende Fliesenkreuze, um gleichmäßige Abstände zwischen den einzelnen Fliesen einzuhalten.
Schritt 10: Den neuen Fliesenspiegel verfugen
Wenn du mit einer Wand oder dem Boden fertig bist, entferne alle Fliesenkeile und -kreuze und rühre Flexfugenmörtel gemäß der Anleitung auf der Verpackung an. Fugenmörtel gibt es übrigens in unterschiedlichen Farben. Gib den Mörtel mit einer Kelle auf ein Fugenbrett und trage ihn auf den Fliesenspiegel auf. Verstreiche den Mörtel mit gleichmäßigen, diagonalen Bewegungen in die Fugen.
Schritt 11: Fliesenspiegel reinigen
Wenn der Flexfugenmörtel angetrocknet ist, reinige die Fliesen mit etwas Wasser und einem Schwamm von überschüssigem Mörtel. Achte darauf, dass du dabei keinen Mörtel aus den Fugen herauswischst. Bleibt ein dünner Schmutzfilm auf dem Fliesenspiegel zurück, kannst du die Oberfläche nach dem kompletten Austrocknen noch einmal gründlich reinigen und mit einem sauberen Tuch polieren.
Schritt 12: Übergangsfugen füllen
Die Kür ist das Auffüllen der Übergangsfugen zwischen Wand und Boden. Sie werden meist mit Silikon abgedichtet, bei sehr breiten Fugen kommt zusätzlich ein Fugenfüllprofil zum Einsatz. Setze die Silikonkartusche in eine Kartuschenpistole ein; damit kannst du die Füllmasse ganz exakt auftragen. Ziehe eine gleichmäßig dicke Silikonlinie und trage überschüssige Masse mit einem Fugenglätter ab.
Schritt 13: Montiere Heizkörper, Schalter und Co.
Sobald der neue Fliesenbelag fest an den Wänden oder am Boden sitzt, kannst du alle Schalter, Leisten und Sonstiges wieder anmontieren, die Einrichtung einräumen und Strom und Wasser wieder anstellen.
Schritt 14: Werkzeuge reinigen
Der letzte Schritt beim Heimwerken besteht immer aus der gründlichen Reinigung aller Werkzeuge. Verstaue Kleber, Grundierung und alle anderen Mittel fachgerecht, damit sie möglichst lange verwendbar bleiben.
Fliesen auf Fliesen kleben: Gibt es Nachteile?
Wenn du die neuen Fliesen auf die alten Fliesen kleben kannst, fällt der Aufwand bei der Badrenovierung deutlich geringer aus. Die Vorteile der Methode liegen also klar auf der Hand:
- kürzere Arbeitszeit
- geringerer Arbeitsaufwand
- Schmutz und Abfall durch Fliesenentfernung entfallen
Allerdings hat die Methode auch Nachteile – oder anders gesagt: Es gibt einige Faktoren, die du bedenken solltest. Vor allem bei Bodenfliesen ist zu berücksichtigen, dass mit der zusätzlichen Schicht das Bodenniveau steigt. Das kann Auswirkungen auf Türen und Schränke haben. Türen müsstest du dann beispielsweise kürzen oder so in den Scharnieren aufhängen, dass sie problemlos schließen. Außerdem entsteht am Übergang zum nächsten Raum eine zwar kleine, aber dennoch deutliche Stufe, die zur Stolperfalle werden kann.
Bevor du also Fliesen auf Fliesen verklebst, prüfe unbedingt, welche Auswirkungen dieser zusätzliche Belag auf die Einrichtung hat, ob der vorhandene Fliesenspiegel überhaupt tragfähig ist und ob der Aufwand, den du dir damit ersparst, tatsächlich im Verhältnis zu den dann nötigen Anpassungen an Türen, Mobiliar und anderem steht. Eventuell ist es in deinem Fall sinnvoller, die Fliesen mit Folie zu überkleben.