Er soll die Fliesen möglichst lange und möglichst fest an Wand und Boden halten – kein Wunder also, dass Fliesenkleber nicht ganz einfach zu entfernen ist. Wenn alte Fliesen abgeschlagen werden, um einem neuen Belag Platz zu machen, müssen alte Kleberreste aber nun mal weichen. Wie man Fliesenkleber entfernt, welche Besonderheiten es gibt und was du alles beachten solltest, erfährst du in unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung in diesem Ratgeber von toom Baumarkt.
Anleitung: Entfernen von Fliesenkleber auf Zementbasis
In Wohngebäuden verwendet man in der Regel einen Zementkleber zum Verlegen von Fliesen. Er wird aus Pulver und Wasser angerührt und eignet sich besonders für Fliesen als Bodenbelag, weil er relativ schnell aushärtet, lässt sich jedoch auch für Wände einsetzen. Der sogenannte „Flexkleber“ wird zwar ebenfalls auf Zementbasis hergestellt, enthält jedoch zusätzlich Kunststoff, der den Fliesenkleber weniger starr macht. Beide Arten von Fliesenkleber auf Zementbasis kannst du nur mechanisch entfernen. Das heißt, du brauchst dafür entsprechendes Werkzeug, Kraft und Ausdauer.
Wichtig: Trage unbedingt Schutzkleidung, da Stücke des ausgehärteten Mörtels umherfliegen können und das Entfernen von Fliesenkleber außerdem eine sehr staubige Angelegenheit ist. Neben langer Kleidung, festem Schuhwerk, Handschuhen, einer Schutzbrille und einer Atemschutzmaske empfiehlt sich bei den meisten Geräten zudem ein Gehörschutz.
Das richtige Werkzeug
Je nach Größe der Fläche und Beschaffenheit von Wand oder Boden kommen unterschiedliche Werkzeuge und Geräte infrage. Grober Mörtel wird abgeschlagen, feinere Kleberreste werden abgeschliffen. Für kleinere Flächen, wenn du zum Beispiel nur einzelne Fliesen austauschen willst, verwendest du am besten Hammer und Meißel – manchmal genügt sogar ein Spachtel. Das ist bei größeren Flächen allerdings sehr zeit- und kraftraubend.
Größere Bereiche werden deshalb besser mit einem Elektrowerkzeug wie einem Bohrhammer oder einem Multifunktionswerkzeug mit Schaberaufsatz bearbeitet. Die übrigen, kleineren Kleberrückstände lassen sich abschleifen – dafür eignen sich verschiedene Schleifgeräte wie Winkelschleifer, Wand- und Deckenschleifer oder eine Flex mit Schleifscheibe. Um Kleberreste vom Boden zu entfernen, sind zudem Bodenfräsen oder Bodenschleifer sehr hilfreich. Solche großen Arbeitsgeräte für das Bauen und Renovieren musst du nicht anschaffen, sondern kannst sie auch in deinem Baumarkt ausleihen.
Schritt 1: Umgebung vorbereiten
Damit Schmutz und Staub nicht in die anderen Wohnräume oder die des Nachbarn gelangen, sollten Türen und Fenster geschlossen und abgedichtet werden. Größere Öffnungen bedeckst du mit Folie, kleinere – wie Türschlitze oder Steckdosen – klebst du am besten mit Malerkrepp ab. Zieh dann deine Schutzkleidung an, um neben der Umgebung auch dich zu schützen, wenn Mörtelbrocken und Staub umherfliegen.
Schritt 2: Fliesenkleber grob entfernen
Überprüfe vor dem Arbeitsbeginn die Substanz – bei empfindlichen Untergründen wie Rigipsplatten oder Ytong solltest du auf den Bohrhammer verzichten und lieber manuell arbeiten oder schleifen. Beton und Mauerwerk kommen jedoch mit der Kraft des Geräts ganz gut zurecht. Nach dem Entfernen der Fliesen bleibt oft dicker, trockener Mörtel zurück – der Fliesenkleber. Den schlägst du nun entweder mit Hammer und Meißel oder einem Bohrhammer von Wand oder Boden. Setze den Meißel in einem spitzen Winkel am Rand der Kleberreste an, damit möglichst große Stücke abbröckeln.
Achtung bei der Verwendung eines Bohrhammers: Beschädige den Untergrund nicht, sonst musst du die Unebenheiten anschließend verspachteln.
Schritt 3: Feine Fliesenkleberreste entfernen
Nach dem Groben kommt das Feine: Die letzten Reste des Mörtels lassen sich mit schwerem Gerät nicht präzise genug abschlagen, ohne den Untergrund zu beschädigen. Daher schleifst du sie anschließend mit einem Schleifgerät ab. Verwende am besten einen Diamantschleifer, da der Verbrauch von Schleifpapier oder -scheiben beim Entfernen von Fliesenkleber ziemlich große Ausmaße annehmen kann. Mittelgroße Kleberückstände kannst du zuvor noch mit einem Multifunktionsgerät und Schaberaufsatz abkratzen, damit du nicht so viel schleifen musst.
Andere Arten von Fliesenkleber entfernen
Neben dem beschriebenen Zementkleber gibt es noch weitere Arten von Fliesenklebern – die finden aber weniger in Wohngebäuden Anwendung. Da wären zum einen Dispersionskleber, die sich gut für glatte Untergründe wie Hartschaumplatten oder Gipskarton eignen. Sie werden auf einer Kunststoffbasis hergestellt und sind daher weniger starr als Zementkleber – das macht sie für Fliesen attraktiv, die Bewegung und Vibrationen standhalten müssen. Ihre Haftstärke ist sehr gut, doch eignen sie sich aufgrund der langen Trocknungszeit nicht für Bodenfliesen. Ebenfalls sehr stark haftend ist Reaktionsharzkleber, ein Zweikomponentenkleber auf Kunstharzbasis. Er findet vor allem im Objektbereich und auf schwierigen Untergründen wie Glas, Metall, Kunststoff oder Holz Anwendung.
Dispersionskleber entfernen
Dispersionskleber lässt sich mit Abbeizmittel oder Gallseife entfernen. Aufgrund der besseren Umweltbilanz empfiehlt sich Gallseife. Gib Seifenlauge mit einem Schwamm auf die Kleberreste und lass das Ganze einweichen, bis der Fliesenkleber weich genug ist und mit einem Spachtel entfernt werden kann.
Achtung: Diese Methode eignet sich nicht für empfindliche Untergründe wie Ytong oder Rigips.
Reaktionsharzkleber entfernen
Fliesenkleber auf Harzbasis lassen sich nicht abschlagen wie Zementkleber. Reaktionsharzkleber müssen daher vollständig abgeschliffen werden, wofür sich spezielle Diamantschleifer für Wand und Boden optimal eignen.
Alten Fliesenkleber von Fliesen entfernen
Wurden die alten Fliesen nicht radikal abgeschlagen, sondern sorgsam entfernt und sind (zumindest teilweise) noch intakt, können sie wiederverwendet werden. Dafür musst du nur den alten Fliesenkleber auf der Rückseite entfernen. Hierbei leisten dir Hammer und Meißel gute Dienste – du solltest jedoch sehr behutsam vorgehen, um die Fliesen nicht zu zerbrechen. Fliesen mit Dispersionskleber legst du einfach in eine Gallseifenlauge ein, bei Reaktionsharzkleber musst du ganz vorsichtig mit dem Schleifer ran.
Tipp: Wenn du nicht alle Rückstände abbekommst, kannst du eventuell beim Neuverlegen ein etwas dickeres Mörtelbett herstellen, sodass der alte Kleber etwas ausgeglichen wird. Wichtig ist, dass die Fliese dennoch komplett mit frischem Mörtel in Berührung ist, damit sie gut klebt.
Fliesenkleber aus Fugen entfernen
Möchtest du Fliesenkleber aus Fugen entfernen, leistet dir ein Fugenkratzer oder anderer harter Gegenstand gute Dienste, mit dem du den Kleber auskratzen kannst – zumindest, wenn der Mörtel schon ausgehärtet ist. Falls der Fliesenkleber noch frisch ist, kannst du ihn einfach mit einem nassen Schwamm entfernen. Achte darauf, dass dabei kein Kleber auf der Oberfläche der Fliesen zurückbleibt.
Fliesenkleber entsorgen
Der ausgehärtete Fliesenkleber muss nach dem Entfernen von Wand und Boden fachgerecht entsorgt werden. Kleinere Mengen dürfen einfach in die Restmülltonne – bei größeren Mengen, beispielsweise im Zuge einer Badentkernung, solltest du dir einen Bauschuttcontainer bestellen oder die Mörtelreste zum Wertstoffhof bringen. Beachte, dass noch feuchter Zementkleber als Sondermüll gilt – lass ihn also immer erst aushärten, bevor du ihn entsorgst.
Muss man alten Fliesenkleber unbedingt entfernen?
Möchtest du nach dem Abschlagen der Fliesen auf das Entfernen des Fliesenklebers verzichten, gibt es zwei Alternativen:
1. Du verwendest für einzelne Bereiche Fließspachtel, um die Unebenheiten auszugleichen.
2. Du kannst die komplette Wand verputzen bzw. den Boden ausgleichen, um neue Fliesen darüber zu verlegen.
Weitere Möglichkeiten hast du, wenn du die alten Fliesen nicht entfernst, sondern überdeckst. Du kannst Fliesen streichen und ihnen damit einen neuen Look verpassen, Fliesen verputzen, um eine neue glatte oder auch strukturierte Wand zu erhalten, oder Fliesen auf Fliesen verlegen, ohne die alten abschlagen zu müssen. Deine Renovierung, deine Entscheidung.