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Ratgeber

Igel füttern: sinnvoll oder nicht?

kleiner Igel steht auf einer Wiese zwischen Blumen
Lesezeit 10 Minuten
Inhalt:

Die Population der Igel schrumpft, da es immer weniger Lebensraum und Nahrung für sie gibt. In diesem Ratgeber erfährst du, ob und wie das Zufüttern den kleinen Nützlingen hilft. Zudem erfährst du, wie du deinen Garten igelfreundlich gestalten kannst.


Soll man Igel füttern?

ein Igel isst nasses Futter aus einer Schale

Das Fördern von Nützlingen im eigenen Garten ist ein wichtiger Schritt zur Erhaltung unserer Natur. Trotzdem ist nicht jedes gut gemeinte Eingreifen auch wirklich eine Hilfe. Es ist zwar nicht verboten, Igel zu füttern, doch es sollten ein paar Dinge beachtet werden, um die Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden. 

Wann es besonders sinnvoll ist, Igel zu füttern:

  1. In der nahrungsarmen Zeit kann es helfen, Igel und auch andere Wildtiere wie Vögel zu füttern. Bei Igeln traf das früher im Frühling von März bis Mai und im Spätherbst kurz vor dem Wintereinbruch zu – also direkt vor und nach dem Winterschlaf. Danach, um wieder zu Kräften zu kommen und davor, um sich Fettreserven zuzulegen. Sie werden aber auch im Winter immer mal wieder wach. Junge Igel werden zudem erst im September geboren und schaffen es seltener als früher, sich genug anzufressen. Sie sollten vor dem Winterschlaf nämlich mindestens 500 Gramm auf die Waage bringen, um die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen.
  2. Ist ein Igel unterernährt und wirkt entkräftet, päppelt ihn das zusätzliche Füttern auf. Wenn das Tier eher wurst- als birnenförmig ist, hinter dem Kopf eine Einbuchtung hat und tagsüber auf Nahrungssuche geht, obwohl dann eigentlich Schlafenszeit ist, kannst du von einem schlechten Ernährungszustand ausgehen.

Folgendes spricht gegen das Füttern von Igeln:

  • Das regelmäßige Füttern von Igeln führt dazu, dass der natürliche Zyklus durcheinander geraten könnte und sich der Igel den Fütterungszeiten anpasst. So könnte er sogar den benötigten Schlaf zum Überwintern aussetzen.
  • Junge Igel müssen lernen, wie sie an Futter kommen. Serviert es der Mensch, können sie davon abhängig werden und keinen eigenen Jagdinstinkt ausbilden.
  • Wird der Igel überfüttert, bekommt er schnell ein Gewichtsproblem.

Kurzum: Soweit möglich, beobachte insbesondere in der eigentlichen Winterschlafzeit, in welcher Kondition die Igel sind, die eure Futterstelle aufsuchen, und wie häufig. Dies ist auch wichtig hinsichtlich potentieller Krankheiten - mehr dazu weiter unten.

Das solltest du beachten, wenn du Igel fütterst:

  • Informiere dich, was genau du füttern kannst. Durch Menschen verabreichte Nahrung entspricht häufig nicht der natürlichen Nahrung des Igels, was die Darmflora stören und bei falscher Futtergabe sogar den Tod des Tieres verursachen kann. Info dazu haben wir dir weiter unten gelistet. 
  • Von November bis März bietet sich vor allem Trockenfutter an. 
  • Achte auf Sauberkeit. Unreine Futterstellen begünstigen das Übertragen von Krankheiten. 
  • Achte auf Schutz. Das Futter lockt andere Wildtiere und auch mehrere Igel an, unter denen es nicht selten zu Rivalitäten kommt. Ideal sind spezielle Igelhäuser mit Rattenklappen, um Stress und Verletzungen zu vermeiden.
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Jahresübersicht: Igel im Garten füttern

Von einer ganzjährigen Fütterung wurde früher abgeraten. Heute sieht das aufgrund geänderter Umweltbedingungen anders aus. Beachte trotzdem, dass saisonale Anpassungen an die Fütterung Sinn machen können. 

Frühling

Im Frühling solltest du Igel füttern, wenn sie sehr früh aus dem Winterschlaf erwachen und es aufgrund von Bodenfrost noch zu wenig Nahrungsangebot im Garten gibt.

Sommer

Im Sommer ist das Füttern von Igeln in Gärten mit reichem Nahrungsangebot in Form von Insekten nicht notwendig. Allerdings schwinden die Insekten in vielen Gebieten stark, sodass in vielen Gebieten auch mittlerweile im Sommer gefüttert wird. Stelle außerdem in den Sommermonaten eine Schale Wasser auf, da fehlende Trinkmöglichkeiten bei immer häufiger stattfindenden Dürreperioden ein massives Problem nicht nur für Igel, sondern alle Wildtiere ist.

Herbst

Damit sie ausreichend Fettreserven für den Winterschlaf bekommen, sollten Igel im Herbst gefüttert werden. Wie lange, bestimmt der natürliche Rhythmus der Igel: Ab November gehen die Tiere in den Winterschlaf – während dieser Zeit solltest du auf Trockenfutter wechseln, da weniger Bedarf ist.

Winter

Früher wurde im Winter nicht gefüttert, da davon ausgegangen wurde, dass Igel bis zum Frühling durchschlafen. Allerdings wachen vor allem unterernährte Jungtiere immer wieder auf und sind dann dankbar für deine Unterstützung.


Wann sollte man einen Igel untersuchen lassen?

Ein Arzt hält einen Igel in der Hand und untersucht ihn

Ist ein Igel unterernährt, solltest du ihm Futter geben. Bessert sich sein Zustand nach ein paar Tagen nicht, kannst du ihn zum Tierarzt oder einer Igelstation bringen. Auch verletzte und kranke Igel solltest du untersuchen lassen. Sind Igel beispielsweise sehr tagaktiv und handeln entgegen ihren natürlichen Gewohnheiten, könnte es sich um eine Krankheit handeln.

Entdeckst du Igelbabys in deinem Garten, beobachte zunächst, ob die Igelmama in der Nähe ist bzw. zurückkommt. Ist das nicht der Fall, bringst du die Kleinen in eine Igelstation. Igelbabys und sehr kleine Igel darfst du niemals selbst füttern, da sie nicht dasselbe fressen wie ausgewachsene Tiere.


Igel richtig füttern

Viele Gründe sprechen also dafür, Igel zu füttern. Beachte aber, es richtig zu tun, da du sonst den Tieren ungewollt schaden kannst. 

Futterstelle für Igel

Wähle eine geschützte Futterstelle im Garten aus, die für den Igel gut erreichbar ist. Um anderen Tieren den Zugang zu verwehren, solltest du ein Futterhaus oder eine Kiste darüber stellen, die nur eine etwa 10 x 10 Zentimeter große Öffnung für den Igel hat. Dieses Futterhaus darf sich in der Nähe von Unterschlupfmöglichkeiten befinden, jedoch sollten die Näpfe nicht direkt in einem Überwinterungshaus für Igel stehen.

Es gibt auch spezielle Igelhäuser, in denen du die Tiere sicher füttern kannst. Achte auf einen Schutz vor Ratten durch spezielle Tür-Mechaniken, sodass du nicht ungewollt die falschen Tiere zufütterst.

Näpfe

Verwende flache Näpfe, aus denen ein Igel gut fressen und trinken kann. Es empfehlen sich ein bis zwei Näpfe für Futter und ein weiterer für Trinkwasser. Sowohl das Wasser als auch das Futter solltest du täglich wechseln und die Schüsseln reinigen, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Auch Kot um die Futterstelle solltest du aus diesem Grund regelmäßig entfernen oder das Futterhaus gelegentlich umstellen. Wie oft man Igel füttern soll, hängt davon ab, wie viel Bedarf sie haben. Einmal täglich genügt aber vollkommen aus. Die beste Zeit für die Igel-Fütterung ist die Abenddämmerung – kurz bevor die Igel aktiv werden.

Womit man Igel füttern kann

Igel sind Insektenfresser und benötigen daher proteinreiche, fetthaltige Nahrung. Am besten eignet sich dafür Nassfutter für Katzen, allerdings ohne Gelee oder Soße. Das Katzenfutter kannst du als Grundlage nehmen und mit anderen Lebensmitteln wie gebratenem Hackfleisch oder Rührei kombinieren. Achte aber darauf, dass alle zubereiteten Speisen ungewürzt sind. Auch Trockenfutter für Katzen kannst du den Igeln in deinem Garten füttern, jedoch nur getreidefreie Sorten. Der Igel mag es abwechslungsreich und freut sich daher über einen variablen Speiseplan.

Eine Übersicht über geeignetes Igelfutter:

  • Katzenfutter (nass oder trocken, getreidefrei und ohne Soße)
  • gebratenes Fleisch (ungewürzt, auf keinen Fall roh)
  • gekochtes Ei oder Rührei (ungewürzt, auf keinen Fall roh)
  • gebratenen Fisch (ungewürzt, auf keinen Fall roh)
  • getrocknete oder frische Insekten (nur gesunde Tiere, ungewürzt)

Vorsicht: Du darfst Igel nicht mit allem füttern

Insekten auf einem Teller die von einem Igel gegessen werden

Du musst auch beachten, dass der Igel nicht alles fressen darf. Ist die Nahrung knapp und der Hunger groß, vertilgt er zwar nahezu alles, aber er verträgt leider nicht alle Lebensmittel. So solltest du unbedingt auf Milchprodukte, pflanzliche Produkte und auch Nüsse komplett verzichten. Die angeborene Laktoseintoleranz des Igels kann zu schweren Darmerkrankungen bis zum Tod führen – ebenso wie der Verzehr von nicht gut verdaulichem Obst und Gemüse.

Was man Igeln auf keinen Fall zu fressen geben darf:

  • Milch (Igel dürfen nur reines Wasser trinken)
  • jegliche Milchprodukte (z. B. Käse, Joghurt etc.)
  • Obst
  • Gemüse und Kräuter
  • Nüsse und Kerne

Info: Igelfutter aus dem Handel ist oft getreidehaltig und somit gar nicht unbedingt für den Igel in deinem Garten geeignet. Setze daher lieber auf eigene Mischungen oder lies dir die Zutatenliste genau durch.


Über den Igel

Der Igel ist ein Wildtier und ein Einzelgänger. Deshalb wirst du in deinem Garten auch meist einzelne Tiere vorfinden, wenn nicht gerade Babys da sind. Vertreiben musst du ihn nicht. Der dämmerungs- und nachtaktive Igel ist nämlich ein Nützling in deinem Garten, denn er frisst unliebsame Insekten, Larven und Schnecken, die sich an deinen Pflanzen vergehen könnten. Aber auch aus dem Nest gefallene Vogeleier und Regenwürmer gehören zu seinem Speiseplan. Igel brauchen Unterschlupfmöglichkeiten und haben sehr große Reviere, weshalb sie nicht im Garten eingesperrt werden dürfen.


Tipps für einen igelfreundlichen Garten

ein kleiner Igel in Laub

Um Igeln in deinem Garten etwas Gutes zu tun, kannst du einen Naturgarten anlegen oder den Garten naturnah gestalten. Oftmals genügt es auch schon, einzelne Ecken des Gartens verwildern zu lassen, um Igeln sowie anderen Nützlingen einen Lebensraum und Nahrung zu bieten.

Und wie sieht ein igelgerechter Garten nun genau aus? Hier die wichtigsten Tipps:

Natürlichen Unterschlupf bieten

Igel brauchen Versteckmöglichkeiten. Hierzu bieten sich die Plätze unter Hecken an, aber auch angelegte Totholzhecken oder -haufen und Laub weiß das Tier zu schätzen. Vermeide starke Rückschnitte im Herbst, da verwelkte Pflanzenteile einen guten Unterschlupf bieten. Ist der Gehölzschnitt unumgänglich, lasse trotzdem Zweige und Laub liegen bzw. häufe sie am Rand auf. Nicht nur Igel, sondern auch Insekten und Eidechsen werden es dir danken.

Igelhaus aufstellen

ein braunes Häuschen für Igel im Garten

Neben natürlichen Versteckmöglichkeiten kannst du für Igel auch Futter- und Schlafhäuschen aufstellen, die du fertig kaufst oder selbst baust: aus wetterfestem Holz oder aufgeschichteten Ziegeln. Das Dach sollte abnehmbar sein und mit einem Stein beschwert werden, damit größere Tiere nicht in das Haus gelangen. Der Eingang sollte aus demselben Grund nur etwa 10 Zentimeter groß sein. Eine Abtrennung im Inneren sorgt dafür, dass der Igel sich zurückziehen kann und fremde Pfoten höchstens in den Eingangsbereich gelangen.

Ein Igelhaus für die Überwinterung füllst du mit trockenem Stroh, Moos oder Laub – der Igel macht es sich dann schön. Mit Laub abgedeckt, ist das Haus getarnt und außerdem isoliert. Wichtig: Erschrecke den Igel nicht und störe ihn keinesfalls beim Winterschlaf.

Auf heimische Pflanzen setzen

Mit einer heimischen Gartenbepflanzung und einem Komposthaufen ziehst du Insekten an, die dem Igel als Futterquelle dienen. Mit den richtigen Pflanzen sorgst du also dafür, dass der Igel ausreichend Nahrung im Garten hat und du ihn nicht füttern musst.

Dem Igel Raum geben

Sorge dafür, dass Igel in deinem Garten nicht eingesperrt sind. Bereits etwa 10 Zentimeter große Öffnungen im Zaun genügen, damit die Tiere hindurchlaufen können. Lasse die Igel auch weitestgehend in Ruhe – besonders während des Winterschlafes.

Gefahren für Igel reduzieren

Ein wichtiger Punkt ist auch, mögliche Gefahren für Igel zu reduzieren, die in deinem Garten lauern. Eine besondere Gefahr stellen Mähroboter und Rasentrimmer da. Igel sind keine Fluchttiere und laufen bei Gefahr nicht davon. Sie rollen sich ein. Das ist eine wirksame Verteidigung gegen Füchse und Raubvögel, aber kein wirksamer Schutz gegen die Klingen eines Mähroboters. Daher sollten einige Punkte beim Mähen und Trimmen beachtet werden:

  • vor dem Mähen die Fläche überprüfen, um sicherzustellen, dass kein Tier in der Nähe ist.
  • Vorsicht ist vor allem bei unübersichtlichen Bereichen wie Randstreifen, Beeträndern und Hecken geboten, die mit Motorsense oder Rasentrimmer gemäht werden. 
  • Mähroboter nur am Tag laufen lassen, da der Igel in der Dämmerung und nachts aktiv ist. Einige Mähroboter können auch Wildtiere erkennen. 
  • leistungsfähigere Mähroboter benötigen zudem weniger Zeit für die gleiche Fläche. Dadurch bleibt dem Igel und anderen Tieren mehr Ausweichzeit.  

Außerdem kannst du weitere Gefahren beispielsweise mit folgenden Maßnahmen reduzieren: 

  • auf chemische Düngemittel und Schneckenkorn verzichten
  • bei Gewässern mit steilem Ufer eine Rampe anbringen oder sie abdecken, damit die Igel nicht hineinfallen
  • Müll nicht offen liegen lassen und Müllsäcke erst morgens an den Gehweg stellen – Igel können sich daran verletzen bzw. ersticken

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